Klimawandel
Wasserknappheit bringt steirische Wildtiere in Gefahr

Obmann und Hegemeister Andreas Hartbauer bei einem del für die Wildtiere naturnah gestalteten Tümpel in St. Stefan ob Stainz. | Foto: Bezirksjagdamt Deutschlandsberg
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  • Obmann und Hegemeister Andreas Hartbauer bei einem del für die Wildtiere naturnah gestalteten Tümpel in St. Stefan ob Stainz.
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Es ist deutlich zu bemerken: Es hat auch heuer deutlich weniger Niederschlag gegeben. Wasser wird somit zur Überlebensfrage, denn die anhaltende Trockenheit bringt unsere Wildtiere in Not. Daher greift die Jägerschaft im Bezirk Deutschlandsberg helfend ein und schafft naturnahe Biotope.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Der Klimawandel ist längst kein abstraktes Zukunftsthema mehr – er ist Realität und beeinflusst unser tägliches Leben, unsere Landschaften und zunehmend auch die heimische Tierwelt.

So sind die Auswirkungen der Klimaerwärmung in unseren heimischen Revieren deutlich spürbar, wie Bezirksjägermeister Johann Silberschneider gegenüber MeinBezirkbestätigt: "Der Klimawandel macht auch vor unseren Wildtieren keinen Halt. Umso wichtiger ist es, dass wir als Jägerschaft sensibel reagieren, vorausschauend handeln und unsere Verantwortung für Wild und Natur ernst nehmen", betont Silberschneider.

In den kommenden Jahren müssen wir vermehrt mit extremen Wetterereignissen rechnen: Hitzewellen, lokale Starkregen mit Überflutungen, ausbleibender Schneefall und gebietsweise starke Trockenheit werden auch in Österreich zur neuen Normalität. Diese Veränderungen treffen nicht nur die Landwirtschaft und den Tourismus, sondern auch unsere Wildtiere – insbesondere das Rehwild.

„Wasser spielt für Wildtiere eine ganz wichtige Rolle. Wildtiere brauchen – genau wie wir – jeden Tag Flüssigkeit. Normalerweise bekommen sie genug Wasser über das Futter, zum Beispiel durch frische Pflanzen oder den Morgentau auf Blättern. Doch in heißen Sommern sind die Pflanzen oft trocken, und der Tau fehlt. Dann müssen die Tiere zusätzlich Wasser trinken – und dann beginnt das Problem …“ 
Johann Silberschneider, Bezirksjägermeister in Deutschlandsberg

Wasserknappheit bringt Wildtiere in Not

Hitzestress schwächt das Immunsystem, fördert Infektionskrankheiten und Parasitenbefall und beeinträchtigt die körperliche Entwicklung, insbesondere bei Jungtieren. Die Ursachen für Hitzestress sind vielfältig: direkte Sonneneinstrahlung, dunkles Fell, fehlende Luftzirkulation, körperliche Belastung, Trächtigkeit und vor allem unzureichende Wasserversorgung.

Wasser ist daher für Wildtiere lebensnotwendig. Unter normalen Bedingungen decken sie ihren Bedarf – etwa 50 bis 60 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht – größtenteils über die Nahrung. Bei einem Reh sind das ca. 1,2 Liter Wasser pro Tag. Frische Pflanzen enthalten viel Wasser, doch in Hitzeperioden trocknet die Vegetation aus, und auch der morgendliche Tau bleibt aus. Der Wasserbedarf steigt mit der Temperatur stark an, bei 30 °C fast auf das Doppelte. Werden zusätzlich Salze aufgenommen, erhöht sich der Bedarf weiter, da überschüssiges Salz nur über vermehrte Wasseraufnahme ausgeschieden werden kann.

Folgen von Wassermangel bei Rehwild

Ein Mangel an Wasser hat also gravierende Folgen: Die Verdauung wird gestört, das Wiederkäuen eingestellt, und es kann zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen – selbst wenn der Pansen noch gefüllt ist. Gleichzeitig sinkt die Qualität der Äsung, da Pflanzen bei Hitze schneller altern, mehr Rohfaser enthalten und schlechter verdaulich sind. Das führt zu Gewichtsverlust, erhöhter Krankheitsanfälligkeit und geringerer Wildbretqualität. Untersuchungen zeigen, dass nach Extremsommern wie 2003 die Wildbretgewichte in der Steiermark deutlich unter dem Durchschnitt lagen. Außerdem kann die Parasitenbelastung bei derart geschwächten Tieren zunehmen.

Gefahr für die Entwicklung der Rehkitze

Vor allem Rehkitze haben es im Sommer immer schwerer, sich entsprechend zu entwickeln. Eine plausible Erklärung dafür ist, dass die Klimaveränderungen direkt auf die Lebensbedingungen und Entwicklung des Rehwildes einwirken.

Bezirksjägermeister Johann Silberschneider bei einer Kitzrettung: Besonders die Jungtiere haben mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. | Foto: privat
  • Bezirksjägermeister Johann Silberschneider bei einer Kitzrettung: Besonders die Jungtiere haben mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen.
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Die Brunft des Rehwildes findet wie gewohnt Ende Juli bis Anfang August statt. Nach der Keimruhe beginnt die Embryonalentwicklung im Winter, und im Mai kommen die Kitze zur Welt. Doch die Vegetation ist zu diesem Zeitpunkt heute bereits deutlich weiter fortgeschritten als noch vor zwei Jahrzehnten. Die Geißen finden nicht mehr die nährstoffreiche, frische Biomasse, die sie zur optimalen Versorgung ihrer Kitze benötigen würden.

Die Folge: schlechtere Futterqualität, langsamere Entwicklung der Kitze und geringere Fettreserven – ein Risiko für das Überleben im kommenden Winter. Besonders kritisch ist die Situation im Sommer: Rehwild lebt territorial und bildet keine Notgemeinschaften wie im Winter. Die Tiere sind oft wochenlang mit Wassermangel und Hitze konfrontiert – eine neue Form der Notzeit, die früher dem Winter vorbehalten war.

Maßnahmen der Jägerschaft

Insgesamt zeigt sich: Wildtiere sind zwar anpassungsfähig, doch die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Hitze- und Trockenperioden stellt sie vor große Herausforderungen. Eine gezielte Unterstützung durch den Menschen, im Speziellen durch Jägerinnen und Jäger – etwa durch das Anlegen von Feuchtbiotopen oder das Vermeiden von Störungen in Rückzugsgebieten – kann helfen, die Auswirkungen zu mildern und die Artenvielfalt zu erhalten.

"Unsere Verantwortung geht längst über die Hege und den Abschuss hinaus. Es geht um aktiven Lebensraumschutz und Anpassung an neue klimatische Bedingungen."
Bezirksjägermeister Johann Silberschneider

In diesem Sinne sind zahlreiche kleine Wasserstellen und feuchte, strukturreiche Wildwiesen notwendig. Für diese die Biotope verbessernden Maßnahmen sind auch die Jägerinnen und Jäger in unserem Bezirk im Einsatz.

Beim Aushub für die neue Wasserstelle. | Foto: Bezirksjagdamt Deutschlandsberg
  • Beim Aushub für die neue Wasserstelle.
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Aktivitäten im Bezirk Deutschlandsberg

In Tanzelsdorf (Gemeinde Groß St. Florian) haben Norbert Hieden und Josef Moser das ausgetrocknete Bachbett des Rassachbaches in eine wertvolle Wasserquelle für Wildtiere verwandelt. Mit viel Eigeninitiative legten haben sie mehrere kleine Tümpel angelegt, die regelmäßig mit Wasser befüllt werden. Diese dienen nicht nur dem Rehwild als Tränke, sondern bieten auch Amphibien, Vögeln und Insekten einen überlebenswichtigen Rückzugsort in den heißen Sommermonaten. "Die Standorte wurden so gewählt, dass sie gut erreichbar, aber gleichzeitig störungsarm für das Wild sind", betonen Hieden und Moser.

Norbert Hieden und Josef Moser haben in Tanzelsdorf in der Gemeinde Groß St. Florian für eine Wasserstelle der Wildtiere die Ärmel aufgekrempelt | Foto: Bezirksjagdamt Deutschlandsberg
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In Pirkhof (Gemeinde St. Stefan ob Stainz) hat sich Obmann und Hegemeister Andreas Hartbauer intensiv mit der Frage beschäftigt, wie man vorhandene Wasserressourcen effizient nutzen kann. Dort wird das Wasser aus bestehenden Drainagen mithilfe von kleinen Rückhaltebecken gesammelt und gezielt in flache, naturnah gestaltete Tümpel geleitet. Diese sind so angelegt, dass sie auch für kleinere Tiere zugänglich sind. Zusätzlich wurden Wildwiesen und Wildäcker in nächster Nähe angelegt, um die ökologische Vielfalt zu fördern und den Tieren Schutz zu bieten.

"Beide Projekte zeigen eindrucksvoll, wie durch lokale Initiativen und das Engagement der Jägerschaft Verbesserungen für unsere Tierwelt geschaffen werden können", bedankt sich Silberschneider bei den ehrenamtlich aktiven Jägerinnen und Jägern.

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