Zwei Bezirkskammern fusionieren

Landwirtschkammer-Obmann Christian Polz zeigt sich froh über die Fusions-Lösung mit dem Bezirk Leibnitz am neuen Standort im Raum Hengsberg.
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DEUTSCHLANDSBERG/LEIBNITZ. „Um das Unternehmen Landwirtschaftskammer zukunftsorientiert gemäß der neuen Herausforderungen auszurichten, setzen wir ab 2019 eine Aufgaben- und Strukturreform um“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und ergänzt: „Mit dieser Reform wollen wir auch künftig kompetenter und verlässlicher Partner für die steirischen Bäuerinnen und Bauern sein, sie bei den Herausforderungen der fortschreitenden Spezialisierung und Digitalisierung sowie der Märkte als schlagkräftiges Dienstleistungsunternehmen bestmöglich unterstützen.“

Es wird ordentlich abgespeckt

Die bisher 13 Abteilungen in der Landeskammer in Graz werden zu sieben zusammengeführt, zusätzlich eine Hierarchie-Ebene im Sinne kürzerer Entscheidungswege herausgenommen und die 47 Referate auf rund 20 reduziert. Die bisher elf Dienststellen in den Bezirken werden in den nächsten Jahren neu organisiert. Für die Bezirke Deutschlandsberg und Leibnitz entsteht eine neue gemeinsame Servicestelle auf einem verkehrsgünstigen Standort. Prädestiniert scheint dazu schon allein ob der verkehrsteschnisch günstigen Lage der Raum Hengsberg mit Bahn und neuer Halbautobahn-Anschlussstelle. Dieser wird ein umfassendes Leistungs- und Serviceangebot für die spezialisierten Betriebe in der Region bieten.
Die Standorte Graz/Umgebung und Voitsberg sowie Murau und Murtal werden künftig gemeinsam geführt. Die Eigenständigkeit der Bezirkskammern auf Funktionärsebene bleibt wie auch bei der Reform 2011/12 erhalten, um eine wirksame bäuerliche Vertretung bei den Behörden und Ämtern in den politischen Bezirken sicherzustellen.

Zum neuen Standort Deutschlandsberg/Leibnitz

"Ich bin froh, dass die zuerst angedachte Variante einer Viererlösung von Leibnitz, Deutschlandsberg, Voitsberg und Graz Umgebung jetzt vom Tisch ist. Auch wenn es mir leid ist um den Standort in der Deutschlandsberger Schulgasse, so kann ich doch mit der Fusionsvariante gemeinsam mit dem Bezirk Leibnitz jetzt sehr gut leben", zeigt sich Christian Polz, Obmann der Bezirksbauernkammer Deutschlandsberg, optimistisch, der sich inzwischen unter den Landwirten ein Stimmungsbild gemacht hat: "Die Stimmung zu dieser Fusion ist durchwegs recht positiv. Der Standort in Hengsberg ist einfach optimal, vor allem wenn man dort ein Regionalzentrum für den steirischen Wein einrichtet", so Polz. Auch die Agenden rund um Umwelt und Kürbis sollen an diesem neuen Standort konzentriert werden. Gerald Holler, Obmann der Bezirksbauernkammer Leibnitz und ehemalger Schulkollege von Christian Polz an der LFS Grottenhof-Hardt, bläst ins selbe Horn: "Ich finde, dass bei dieser Zweier-Fusion der Charakter einer Bezirkskammer doch noch erhalten bleibt, im Gegendsatz zu einer noch größeren Lösung."
Der Startschuss für eine schrittweise Umsetzung soll 2019 fallen. Das alte Gebäude der Landwirtschftskammer in der Deutschlandsberg, das zumindest im Innernen häppchenweise saniert worden ist,  soll veräußert werden. Derzeit sind hier noch das ÖVP-Bezirksbüro sowie der Verkaufsraum von "Schilcherland Spezialitäten" untergebracht. "Schilcherland-Spezialitäten wird ohnehin auf dem Hauptplatz angesiedelt werden", weiß Bgm. Josef Wallner.

Konsequentes Weiterentwickeln erforderlich

Mit strukturellen Änderungen kann das bewährte und vielfältige Leistungsangebot in den Bereichen Interessenvertretung und Förderung sowie Beratung und Bildung für die steirischen Bäuerinnen und Bauern sichergestellt werden. Nur durch selbstbestimmtes Weiterentwickeln – schon bisher wurden kontinuierlich Dienstposten in der Landeskammer und in den Bezirkskammern eingespart sowie die 16 Bezirkskammern bei der Reform 2011/12 auf elf reduziert – kann die Landwirtschaftskammer gemäß Budgetvorschau 2025 auch weiterhin einen positiven Rechnungsabschluss vorlegen. Darüber hinaus sind einzelne Dienststellen an eine kritische Grenze gelangt, die eine zusätzliche Dienstpostenreduktion nicht mehr erlauben. „Durch das gemeinsame Führen von Dienststellen und das Schaffen regionaler Kompetenzen werden die notwendige weitere Spezialisierung des Beratungsangebotes, Effizienzsteigerungen bei der Leistungserbringung und mittelfristig Personaleinsparungen sowie Kosteneinsparungen erzielt“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner.

Personalentwicklung geht mit Strukturentwicklung einher

Die Zahl der Mitarbeiter in der Landwirtschaftskammer ist ständig mit der Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe zurückgegangen. Während Anfang 1990 die Landwirtschaftskammer noch rund 550 Vollzeit-Mitarbeiter beschäftigte, sind es im Jahr 2016 mit rund 364 um 200 Dienstposten weniger. „Damit geht die Personalentwicklung mit der Strukturentwicklung vollkommen konform“, betont Kammerdirektor Werner Brugner.

Kammer leistet für Bauern und Konsumenten

„Die vielfältigen Beratungs- und Bildungsaufgaben der Landwirtschaftskammer dienen nicht nur direkt den Bäuerinnen und Bauern, sondern erfüllen auch die Wünsche der Bevölkerung nach sicheren Lebensmitteln höchster Qualität, der Pflege der für den Tourismus so attraktiven Kulturlandschaft und der nachhaltigen Wirtschaftsweise. Außerdem ist es uns ein großes Anliegen landwirtschaftliche Startups zu unterstützen und zu fördern“, unterstreicht Vizepräsidentin Maria Pein. Und weiter: „Zu diesem Zwecke unterstützt die Landwirtschaftskammer die Bäuerinnen und Bauern beispielsweise jährlich mit knapp 400.000 Beratungsstunden und 2.700 vielfältigen Bildungsveranstaltungen, um diesem wichtigen gesellschaftlichen Auftrag in einem äußerst schwierigen Marktumfeld bestmöglich zu entsprechen.“

Zahlreiche Herausforderungen

Keine zweite Sparte in der Wirtschaft ist von so vielen Veränderungen betroffen wie die Landwirtschaft. So sind zunehmend mehr Herausforderungen wie der Brexit, der Klimawandel, der konzentrierte Handel mit seinen extremen Wettbewerbsbedingungen, die rasant voranschreitenden technischen Entwicklungen, das zunehmende Interesse für die Landwirtschaft vonseiten der NGOs und die enormen Veränderungen im Ernährungs- und Lebensmittelbereich zu bewältigen. Diese Wucht an Veränderungspotenzial bricht nicht nur auf einzelne Bauernhöfe herein, sondern auch auf Organisationen und die Agrarpolitik.

Fokus auf Betriebsübernahmen

Die Steiermark ist ein Agrarland mit kleinen Strukturen und extremen Benachteiligungen, das in Hinblick auf Betriebsübernahmen vielfach negativen demographischen Entwicklungen ausgesetzt ist. All das sind komplexe Hürden, die es im Rahmen der Agrarpolitik, der Beratung der Betriebe, des Ausbildungsprogramms sowie in der agrarischen Forschung und Entwicklung zu überwinden gilt.

„Um diese Zukunftsaufgaben der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft im harten internationalen Wettbewerb nachhaltig zu erfüllen, bedarf es einer effizienten und qualitativ hochwertigen Bildungs- und Beratungseinrichtung. Nur dadurch können wir unseren bäuerlichen Familienbetrieben alle Chancen für die Zukunft in einer digitalisierten Welt ermöglichen. Denn hinsichtlich agrarischer Produktion ist die Steiermark ein Land der Vielfalt, in dem es eines universellen Bildungs- und Beratungsangebots für unsere Betriebe bedarf“, so Agrarlandesrat Seitinger.

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