Woche der Landwirtschaft
Direktvermarkter sagen dem Plastik den Kampf an

In der WOCHE der Landwirtschaft gehen die Initiatioren einen gemeinsamen Weg mit den Konsumenten, um Plastik weitestgehend zu vermeiden. | Foto: KK
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In der Woche der Landwirtschaft fand im GenussLaden Lagerhaus Lannach ein Themenschwerpunkt zu „Ohne Plastik, bitte! Wer isst, ist Teil der Landwirtschaft“ statt.

LANNACH. In diesem Sinne haben Christian Polz, Kammerobmann Bezirkskammer Deutschlandsberg, Bezirksbäuerin Angelika Wechtitsch, Dir. Josef Hütter, Geschäftsführer Lagerhaus Graz-Land, Franz Deutschmann von der Hofkäserei Deutschmann in Frauental sowie Kammersekretär Michael Temmel,  und Renate Edegger, Beratung Direktvermarktung, zu einem Pressegespräch geladen.

Schon Eingangs brachte der Kammerobmann Christian Polz die Sachlage auf den Punkt: "Das Problem der Plastikmüllberge mit verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt wird immer augenscheinlicher. Die Vermeidung von Plastikmüll wird inzwischen zu einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen", so Polz und appeliert: " Plastikvermeidung geht uns alle an und jeder Einzelne ist gefordert, seinen eigenen Beitrag dazu leisten!"

Jede Verpackung hat eine (Aus-)Wirkung

Gerade in der bäuerlichen Direktvermarktung ist es uns nicht nur wichtig, regional Erzeugtes in der Nähe zu vermarkten, sondern dabei auch das Verpackungsthema mitzudenken und auf nachwachsende regionale Rohstoffe sowie auf heimische oder europäische Produktion zu setzen.

Unnötiges Plastik zu vermeiden und wiederverwendbare, recycelbare sowie umweltfreundliche Verpackungen zu verwenden, das ist nicht zuletzt auch der Wunsch von immer mehr Konsumenten, die aktiv beim Lebensmitteleinkauf „Ohne Plastik, bitte!“ verlangen. Fairer ressourcenschonender Einkauf wird somit wieder wichtiger.

Polz: "Diesen Weg gehen unsere Direktvermarkter gemeinsam mit ihren KundInnen. Damit unterstreichen wir auch den besonderen Wert unserer hochwertigen, handwerklich hergestellten Lebensmittel."

Beim direkten Einkauf ab Hof, auf Bauernmärkten und in unseren GenussLäden haben Konsumenten die größte Chance, viele Produkte offen einzukaufen und damit Verpackungen einzusparen.

"Mit der Woche der Landwirtschaft zeigen wir heuer landesweit praxiserprobte Aktivitäten und Alternativen auf, wie und wo Verpackungen aus Plastik sinnvoll ersetzt werden können", ist der kammerobmann überzeugt.

So kann es funktionieren

Plastik zu vermeiden liegt also voll im Trend - jedoch darf Plastik nicht generell verteufelt werden. Im Lebensmittelbereich angewendet kann eine bessere Haltbarkeit und eine bedarfsgerechte Qualität der Produkte erreicht und gehalten werden. Würde hier generell auf Plastik verzichtet werden, so wäre nach Ausführungen von Dr. Schreyer (Geschäftsführer der steirischen Abfallwirtschaftsverbände), der durch den Verderb der Lebensmittel entstandene ökologische Schaden um ein Vielfaches höher, als die Verwendung von Plastik anrichten könnte. Strikt unverpackt heißt daher nicht automatisch ökologisch.

Kunststoff sinnvoll einsetzen

"Nicht in jedem Fall ist ein gänzlicher Verzicht möglich, denn die Produktqualität darf nicht leiden", betont Bezirksbäuerin Angelika Wechtitsch. Um also Geruch, Geschmack, Haltbarkeit, Ästhetik und Lebensmittelsicherheit zu gewähren, müssen Produkte nicht nur dementsprechend hergestellt und verarbeitet werden, sondern auch entsprechend verpackt werden.

Best practice Beispiel der Bäuerinnenorganisation ist die Keksaktion:
"Hier kann man auf eine erfolgreiche Umsetzung stolz sein – die Suche nach Alternativen zur Plastikbox war nicht ganz so einfach – hat sich aber gelohnt", betont Wechtitsch. Nachwachsende Rohstoffe bilden eine schmucke Schachtel mit Sichtfenster, das aus kompostierbarem Material besteht.
Wechtitsch: "Generell wird versucht, bei Festen und Veranstaltungen auf Mehrweggeschirr und Pfandsystem zu setzen."

Zu den Genussläden

Das Konzept der GenussLäden ist eine ständig wachsende Erfolgsgeschichte. "Die positive Entwicklung seit der Eröffnung 2004 in Lannach freut sowohl Konsumenten als auch Produzenten. Die Lieferanten kommen durchschnittlich aus 25 km Entfernung und beliefern den GenussLaden mit regionalen und vor allem saisonalen Spezialitäten. Sie setzen stark auf Alternativen zu Plastik, wie z.B. die Pfandflasche bei Milch und Joghurts", ziht Dir. Josef Hütter Bilanz. Seitens des Lagerhauses werden mit Selbstverständlichkeit Papiertragtaschen, aber auch Mehrwegtaschen zum Verkauf angeboten.

Beispiel Bio-Hofkäserei

„Authentisch, nachhaltig und ehrlich“ das sind die Werte, nach denen wir leben und arbeiten, erzählt Franz Deutschmann, der in Frauental mit seiner Frau Gertrud eine Bio-Hofkäserei im Vollerwerb betreibt und nach wie vor voller Ideen in Bezug auf Nachhaltigkeit steckt.
Jedes Produkt ist Ausdruck bäuerlicher Handwerkskunst. Die Käse-Spezialitäten werden mit viel Können, Liebe und ausreichend Zeit in den betriebseigenen Verarbeitungs- und Reiferäumen herstellt. Nur so kann der einzigartige Geschmack der vielfach ausgezeichneten Produkte garantiert werden.
Bei der Verpackung gilt der Leitsatz „so wenig wie möglich und so viel als nötig“! Seit jeher war und ist die kompetente Kundenbetreuung am Betrieb Deutschmann eine zentrale Säule des Erfolgs. Die Kunden schätzen den offenen Verkauf ab Hof sehr. Dennoch ist ein kompletter Verzicht auf Plastik und Vakuumverpackung derzeit noch nicht möglich - so beispielsweise beim Produktversand, der im Steigen begriffen ist. Hier wird gezielt reduziert und die Größe der Verpackung dem Inhalt angepasst.

Der Trend, bewusster einzukaufen erstreckt sich über alle Altersklassen und wir als Direktvermarkter sind gefordert, Antworten darauf zu geben. Diese „Woche der Landwirtschaft“ ist ein weiterer Schritt zur Bewusstseinsbildung für beide Seiten.

Wettbewerb Plastikfrei

Die Vermeidung von Plastikmüll ist zu einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen geworden und jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten.
Deshalb haben "Genuss Region Österreich" und die Landwirtschaftskammer Steiermark gemeinsam den Wettbewerb „Plastikfrei – ohne Plastik geht's auch!“ initiiert, um die besten Beispiele von Betrieben und Gemeinschaften auf die Bühne zu holen und ihren positiven Beitrag zur Plastikvermeidung auch auszuzeichnen!

"Viele Direktvermarkter sowie Handelspartner und Eventpartner zeigen tagtäglich, wie sich mit intelligenten Verpackungen effektiv Plastik vermeiden lässt. Gerade in der Direktvermarktung gewinnt das Thema plastikfreie Verpackung immer mehr an Bedeutung, da seitens der KonsumentInnen die Nachfrage nach plastikfreien Produkten stetig steigt", betont Kammersekretär Michael Temmel.

Auch gibt es im täglichen Gespräch mit den Konsumenten viel Spielraum, diese für eine nachhaltige Abfallwirtschaft zu motivieren und Abfallvermeidung gemeinsam umzusetzen.

Im Wettbewerb

Viele Direktvermarkter zeigen, wie sich mit intelligenten Verpackungen effektiv Plasik vermeiden lässt. Im Rahmen des Wettbewerbs "Plastikfrei" werden von Genuss Region Österreich und der Landwirtschaftskammer die besten Ideen belohnt. Einreichschluss ist der 31. Mai.
In diesem Wettbewerb werden Projekte prämiert, bei denen im Verpackungsbereich Plastik vermieden wird, und das in zwei Kategorien:

Kategorie 1: Einzelbetriebe aus Direktvermarktung, Handel und Event
Kategorie 2: Gemeinschaften aus Direktvermarktung, Handel und Event

Die Einreichung soll mit einer Beschreibung der Umsetzungsmaßnahmen oder auch anstehender Vorhaben erfolgen, die verdeutlicht, wo und wie ganz konkret Plastikverpackungen durch nachhaltigere Lösungen ersetzt werden:
Kontakt: Geneuss Region Österreich, Mooslackengasse 17, 1190 Wien; Email: office@gr-verein.at
Einreichschluss ist der 31. Mai 2019

Der Wettbewerb ist für die Betriebe eine tolle Chance, mit nachhaltigen Verpackungslösungen für regionale Lebensmittel bei einem breiten Publikum bekannt zu werden.

„Plastikfrei in der Direktvermarktung – geht das?"

Für erfolgreiche Direktvermarkter ist die Verpackung DAS Kommunikationsmittel schlechthin: sie zeigt die eigene Grundhaltung und das eigene Wertesystem, den eigenen Wissensstand, aber auch die Produktqualität und Produktquantität – gesetzliche Vorgaben sowieso. "Auch das Bewusstsein und Wissen der Kunden werden durch die Verpackung positiv beeinflusst. Somit erfüllt eine Verpackung weit mehr als nur die Funktion der Umhüllung des Produktes", so Renate Edegger – Beratung Direktvermarktung in der Landwirtschaftskammer Bezirk Deutschlandsberg

Um aktuelle Verpackungstrends ökologisch und ökonomisch kennenzulernen, die dem Umweltgedanken der Konsumenten entsprechen und um Ideen zu lukrieren, wie man im eigenen Betrieb nachhaltiger agieren kann, wurden seit Herbst 2018 von der Landwirtschaftskammer Steiermark in Zusammenarbeit mit dem LFI Steiermark in den Bezirken Spezialschulungen für Direktvermarkter angeboten, in denen Beispiele aufgezeigt wurden, wie und wo Plastik im Sinne der europäischen Plastikstrategie ersetzt werden kann.

Inhalte:
Funktion & Bedeutung einer Verpackung
Rechtliche Rahmenbedingungen
Packstoffe und ihre Eigenschaften, Entsorgung
Packstoffe genauer betrachtet
Produktversand – optimal verpackt zum Kunden
Grundlagen zur Produktgestaltung & Verkaufspsychologie
Aktuelle, ausgewählte Trends und Entwicklung

"Diese Bildungsmaßnahme ist als Rufseminar jederzeit buchbar, um möglichst viele Betriebe damit erreichen und zur Weiterentwicklung anzuregen, ergänzt Edegger

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