Müllvermeidung
Ressourcenpark Sulmtal-Koralm ist landesweit Vorreiter

März 2024: Der Wipfel für die Dachgleiche zeugt vom Baufortschritt beim Ressourcenpark Sulmtal-Koralm. | Foto: Susanne Veronik
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  • März 2024: Der Wipfel für die Dachgleiche zeugt vom Baufortschritt beim Ressourcenpark Sulmtal-Koralm.
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Bald eineinhalb Jahre ist es her, dass der Spatenstich für das Großprojekt Ressourcenpark Sulmtal-Koralm in Steyeregg/Wies für insgesamt fünf Gemeinden umgesetzt worden ist. Jetzt ist für das zukunftsweisende Projekt sogar der "Goldene Müllpanther" von Seiten des Landes Steiermark verliehen worden. Aber wie ist der Stand der Dinge auf der Baustelle? MeinBezirk.at hat nachgefragt. Rund 7 Mio Euro inklusive Mehrwertsteuer werden dazu in die Hand genommen.

STEYEREGG/WIES. 1,3 Hektar an Fläche, fünf Gemeinden mit bis zu 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, bis zu 110 Sammelfraktionen und rund sieben Millionen Euro an Gesamtkosten - das sind einige der Eckdaten, die den derzeit in Bau befindlichen Ressourcenpark Sulmtal-Koralm umfassen. Der Name geht auf die Idee von Bürgermeister Karlheinz Schuster aus Bad Schwanberg zurück, um so die Region widerzuspiegeln. "Mit dem Bau des Ressourcenparks Sulmtal-Koralm wird in der Region um Wies ein neues Zeitalter der Wertstoffsammlung und Abfallbewirtschaftung eingeläutet", ist Bürgermeister Josef Waltl aus Wies überzeugt.

Bereits im September 2021 hat eine Jury aus den fünf beteiligen Gemeinden Bad Schwanberg, Pölfing-Brunn, St. Martin im Sulmtal, St. Peter im Sulmtal und Wies sowie dem Abfallwirtschaftsverband die Einreichungen aus dem Architektenwettbewerb begutachtet. 

Heimische Betriebe im Einsatz

Die Entscheidung ist dem Entwurf zweier heimischer Unternehmen zugesprochen worden, nämlich der Firma HILL Bauplanung und Baumanagement GmbH in Pölfing-Brunn und Kapper Planung und Baumanagement in Wies. Josef Fürpaß von der Firma HILL übernimmt die gesamten Planungsleistungen inklusive der Visualisierungen, das Büro von Manuel Kapper ist für die Ausschreibung und die Projektabwicklung zuständig.

Somit gibt es eine klare Aufgabenteilung: Das Planungsbüro Kapper ist mit der Ausschreibung, örtlichen Bauaufsicht und Bau-KG beauftragt. Die Firma HILL ist für die Entwurfsplanung, Bewilligungsplanung, Ausführungsplanung und Detailplanung zuständig. "Darunter fallen auch sämtliche gestalterische und grafische Darstellungen sowie Visualisierungen", erklärt Fürpaß.

"Wir haben uns den Vorgaben angepasst. So wird man für den Ressourcenpark Sulmtal-Koralm verstärkt auf Baustoffe aus der Region wie Holz und Ziegel zurückgreifen. Auch Photovoltaik und Grünflächen an den Dachflächen, Lärmschutzmaßnahmen und Hochwasserschutz sind wichtige Themen."
Manuel Kapper und Josef Fürbass

November 2022: Großes Aufgebot beim Spatenstich zum künftigen Ressourcenpark Sulmtal-Koralm an de B 76 in Wies. | Foto: Susanne Veronik
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Auch die Änderungen im Flächenwidmungsplan sowie wasserrechtlichen Belange sind bereits im Herbst 2021 abgeschlossen worden. Bgm. Josef Waltl betont: "Kanal, Strom und Glasfaser sind in der Nähe. Auch die verkehrstechnische Optimierung, Stichwort Linksabbiegespur, sind in Abstimmung mit der Baubezirksleitung Südweststeiermark erarbeitet.
"Insgesamt werden vier Zufahrten von der anderen Straßenseite her für ein Plus an Verkehrssicherheit zusammen gefasst", so Bürgermeister Josef Waltl. 

Manuel Kapper (l.) und Josef Fürpaß machen beim Ressourcenpark Sulmtal-Koralm Teamwork. | Foto: Josef Fürbass
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Eröffnung im Herbst

All jene die an der B76 in Styeregg vorbeifahren, haben somit jetzt freie Sicht auf die riesige Baustelle, wo nach der Bodenstabilisierungs-Arbeiten, der Regenentwässerung im Innhofbereich und der Leerverrohrung für die Stromleitungen der Hochbau unübersehbar aufragt. "Wir haben auch schon die Feier für die Dachgleiche begangen", weist sich Bgm. Josef Waltl auf den bunt geschmückten Wipfel.

 "Wir liegen grundsätzlich gut im Zeitplan", so Manuel Kapper vom Planungsbüro Kapper in Wies. Schließlich ist die Eröffnung bereits für den Oktober 2024 fixiert. 

Über den Ressourcenpark Sulmtal-Koralm

Bis zu 110 Sammelfraktionen sollen im Ressourcenpark übernommen werden. Zur baulichen Ausstattung werden unter anderem eine Sägezahnrampe für zehn Großcontainer (Sperrmüll, Altholz, Alteisen), Beton-Sammelboxen für Baum- und Strauchschnitt, Bauschutt, Baurestmassen), Lager- und Manipulationsflächen und eine Übernahmehalle gehören.

Eine Vorschau auf den Ressourcenpark Sulmtal Koralm mit Re-Use-Shop, Schulungsräumen und Büro für den Abfallwirtschaftsverband. | Foto: HILL
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Ein Herzstück wird ein Re-Use-Shop mit Lagerflächen sein, den die Firma Kompetenz GmbH mit ihren Klientinnen und Klienten betreiben wird. Vorfreude herrscht bei Erich Prattes und seinem Team vom Abfallwirtschaftsverband Deutschlandsberg mit Katharina Wicher und Beatrice Safran-Schöller über die neuen Büroräumlichkeiten auf der künftigen Anlage. Außerdem soll ein Besprechungs- und Schulungsraum entstehen, um das Wissen über Abfallvermeidung und Mülltrennung in diesem Service-Center auch an die junge Generation aus erster Hand weitergeben zu können. 

Mit Repair-Café und Shop

"Es geht nicht nur mehr um das einfache Sammeln von Müll und Altstoffen, sondern es geht vielmehr um die Trennung und Sammlung von hochwertigen Wertstoffen und um die Wieder- und Weiterverwendung von Produkten bzw. Lebensmitteln."
Josef Waltl, Verbandsobmann 

Der anfallende Müll wird in weit über 100 verschiedene Fraktionen aufgetrennt und einer weiteren Verwendung beziehungsweise Verwertung zugeführt. Darüber hinaus ist der Ressourcenpark Sulmtal-Koralm ein nachhaltiges Kompetenzzentrum, wenn es darum geht Produkte im Kreislauf zu behalten. So kann man in einem 250 Quadratmeter großen Re-Use-Shop von Montag bis Samstag gebrauchte Gegenstände kaufen. Beim sogenannten Repair-Café bekommt man professionelle Hilfe, wenn es darum geht zum Beispiel das Fahrrad oder die Kaffeemaschine zu reparieren.

Vor der Verbandssitzung | Foto: Susanne Veronik
  • Vor der Verbandssitzung
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"Mit dem Bau des Ressourcenparks Sulmtal-Koralm wird somit ein neues Zeitalter der Wertstoffsammlung und Abfallbewirtschaftung eingeläutet, das in dieser Dimension österreichweit einzigartig ist", betont Bürgermeister Josef Waltl aus Wies im Vorfeld einer Verbandssitzung. Somit gibt es Rückendeckung von Bund und Land für dieses Mega-Projekt. Schließlich ist die riesige Baustelle an der B67 im Raum Steyeregg nicht zu übersehen. Inzwischen prangt bereits das Bäumchen für die Gleichenfeier am Dach.

Leuchtturmprojekt in ganz Österreich

Der Vorteil von Ressourcenparks gegenüber Abfallsammelzentren? "Es können Wertstoffe in einer sonst nicht möglichen Größenordnung gesammelt und einer neuen Verwertung zugeführt werden", betont Erich Prattes vom Abfallwirtschaftsverband Deutschlandsberg, der mit einem Büro im nagelneuen Ressourcenpark Eingang finden wird. Die Räume sollen mit Erdwärme beheizt werden während auf den Dachflächen PV-Anlagen mit einer Leistung von 550 kwp Platz finden.

Was den künftigen Ressourcenpark so einzigartig macht ist die Wiederverwertung von Produkten, die somit im Umlauf bleiben. Als regionales Zentrum für Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft, kurz "Re.ZAK", werden damit gleich vier Schwerpunkte vereint.

Zweite Chance für Produkte 

So steht es einmal der "Re.Use"-Shop auf 250 m2 im Fokus, wo Dinge des täglichen Gebrauchs nicht nur gesammelt sondern auch sortiert und wieder verkauft werden. Von Hausrat und E-Geräten über Sportartikel, Spielwaren und Bücher bis hin zu Heimwerker- und Gartenartikel sowie Bekleidung soll hier eine große Bandbreite abgedeckt werden. "Dieser Shop wird gemeinsam der Kompetenz umgesetzt werden", freut sich Arthur Krieger, Geschäftsführer der beruflichen und sozialen Kompetenzzentrum Weststeiermark GmbH. Außerdem wird es im Außenbereich auf rund 200 m2 möglich sein, saisonale Märkte abzuhalten.

Ein weiterer Schwerpunkt unter dem Kürzel "Re.Lend -Re.Rent" ist der Verleih von Geschirrmobilen, Geschirr und Geräten für kleinere und größere Veranstaltungen also von der privaten Geburtstagsparty bis zum großen Vereinsfest  -  von 20 bis zu 2.500 Einheiten. "Dazu wird es eine Waschstraße geben", ergänzt Waltl.

Einfach reparieren und weiter verwenden

Ein weiterer Fixpunkt wird "Re.Pair" sein, um Geräte zu reparieren und weiter zu verwenden. "Dazu haben wir eine Werkstatt auf 60m2 vorgesehen, wo es auch Themen-Tage geben wird wie z.B. rund um Fahrräder mit Experten vor Ort", erklärt Waltl und weißt auf die Firma MaHe Solutions OG mit Sitz in Sankt Martin im Sulmtal als weiterer Partner in Sachen Computer-Reparatur hin. Außerdem ist eine Kooperation mit der Landesberufsschule Eibiswald angedacht.

Goldener Müllpanther für den Ressourcenpark Sulmtal Vertreterinnen und Vertreter der partizipierenden Gemeinden haben diesen entgegen genommen. | Foto: Land Steiermark
  • Goldener Müllpanther für den Ressourcenpark Sulmtal Vertreterinnen und Vertreter der partizipierenden Gemeinden haben diesen entgegen genommen.
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Freiwillige gesucht

Als vierter Schwerpunkt wird der Tausch von Lebensmitteln in den Mittelpunkt gerückt, kurz "Re.Chance". "Dazu wollen wir die digitalen Medien nutzen, um möglichst aktuell Einblick in die Angebote zu nehmen", erklärt Waltl und lädt zum Mitmachen ein:

"Um all diese Module in Gang zu halten, suchen wir nicht nur Firmen als Kooperationspartner sondern vor allem Freiwillige, die sich hier einbringen wollen. Dazu kann man sich gerne im Marktgemeindeamt Wies gerne melden."

Erich Prattes bringt das Ziel auf den Punkt: "Diese Ankurbelung der Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung ist dringend nötig, denn die Abfalltrennung allein wird künftig zu wenig sein."

"Wir suchen dringend Freiwillige, die sich zur Müllvermeidung aktiv einbringen möchten." 
Josef Waltl, Bürgermesiter der Marktgemeinde Wies

Gemeinsame Synergien nutzen

Die Gesamtkosten für diese Anlage werden bei rund sieben Millionen Euro inklusive Mehrwertsteuer liegen. "Würde jede der Gemeinden selbstständig solche Anlagen bauen, würde das unter dem Stich wesentlich teurer kommen", betont Bgm. Josef Waltl aus Wies beim Spatenstich, der sich bei seinen Bürgermeisterkollegen Karlheinz Schuster aus Bad Schwanberg, Karl Michelitsch aus und jetzt Hannes Schlag aus Pölfing-Brunn, Franz Silly aus St. Martin im Sulmtal sowie bei Bgm. LAbg. Maria Skazel aus St. Peter im Sulmtal für die Möglichkeiten zu dieser Synergienutzung bedankt.

Goldener Müllpanther für den Ressourcenpark

Das Land Steiermark hat durch Landesrätin Simone Schmidtbauer die Gemeinden Bad Schwanberg, Sankt Peter i. S., Sankt Martin i. S., Pölfing-Brunn und Wies mit dem Steirischen Müllpanther in Gold ausgezeichnet. Eine besondere Auszeichnung für ein bis dato einzigartiges Projekt im Rahmen von Abfall- und Kreislaufwirtschaft. 

Der Hochbau zur das zukunftsweisende Projekt ist in Arbeit: Goldener Müllpanther für den Ressourcenpark Sulmtal-Koralm | Foto: Land Steiermark
  • Der Hochbau zur das zukunftsweisende Projekt ist in Arbeit: Goldener Müllpanther für den Ressourcenpark Sulmtal-Koralm
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Flächenverhältnisse im Detail

  • Bebaute Fläche: ~4.750 m²
  • Versiegelte Flächen (Asphalt): ~3.600 m²
  • Befestigte Flächen (Sickerpflaster): ~500 m²
  • 35 PKW Abstellplätze
  • 5 PKW Abstellplätze samt Anhänger (Traktor, etc.)
  • Grünfläche ~5.000 m²
  • Gründachfläche: 1.800 m2
  • ~1.100 PV-Module > entspricht ~2.200 m² PV-Fläche bzw. ~400 kWp
  • Erweiterung um zusätzliche 200 kWp möglich


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