Die Burg Deutschlandsberg lädt zu einer einmaligen Aussicht

Was für eine Aussicht vom Bergfried der Burg Deutschlandsberg aus.
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DEUTSCHLANDSBERG. Weithin sichtbar glänzt das neue Turm-Dach an der Burg Deutschlandsberg. Bewusst hat man mit Titan-Zink auf ein Material der heutigen Zeit für den rekonstruierten Polygonalturm und jetzt auch für den Bergfried als ältesten Turm der Burganlage gesetzt, auch wenn ursprünglich alles mit Schindeln gedeckt war. "Alles Neue soll als Neues erkennbar sein. Schließlich sind an diesem Burgbau, der mit seinen ältesten Steinbauten auf die Zeit um 1100 zurückgeht, ohnehin Stilelemente von der Romanik über die Gotik bis zur Renaissance eingeflossen", erklärt Stadtarchäologe Andreas Bernhard bei einem Rundgang.
"Wir wollen nicht auf alt machen und die Leute damit täuschen."

Weithin sichtbar glänzt das neue Titan-Zink-Dach am Bergfried der Burg Deutschlandsberg.
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Grabungen im Burghof

Auch im Burghof, wo das Grabungs-Team von ASIST unter der archäologischen Leitung von Archäologoge Berhard Schrettle arbeitet, ist altes Mauerwerk deutlich von ergänztem zu unterscheiden.
Der Burghof wird derzeit saniert, das alte Pflaster wird dabei freigelegt und wo es notwendig ist, auch wieder ergänzt. Im Wirtschaftsgebäude wird in den beiden Räumen bis zum Burgfelsen nach archäologischen Fundstücken gegraben. Dabei hat man einen ehmaligen Ofen und einen Weinkeller entdeckt. "Der Boden wird nach den archäologischen Arbeiten wieder mit Schotter aufgefüllt bis auf das Niveau, das wir für den neuen Boden brauchen", erklärt Bernhard. Nach Art das alten Ziegelplattenbodens wird auch der neue Boden wieder eingefügt werden.

Cafeteria im ehemaligen Weinkeller

Im Weinkeller ist inzwischen Stainzer Gneis freigelegt worden.
Dieser Bereich soll auch für standesamtliche Trauungen genutzt werden inklusive einer Cafeteria im ehemaligen Weinkeller. Auch die aus Stein gehauene Treppe zum Turm soll rekonstruiert werden. Rundbogige und spitzbogig gotische Durchgänge wechseln einander in den Arkaden ab.

Die archäologische Grabung im Burghof.

Der rekonstruierte Turm

Eine weitere Grabung gibt es noch aus der Kampagne von vor zwei Jahren, die sehr gut von einem der Balkone auf dem rekonstruierten Polygonalturm zu sehen ist. Dort ist sogar ein noch älterer Backofen entdeckt worden.
Der 20,6 Meter hohe Polygonalturm ist ein nach alten Stichen rekonstruiertes Bauwerk. Im Inneren breiten sich vier Geschosse zu je einhundert Quadratmetern aus - und immer wieder eine betörend schöne Aussicht in steil abfallendes Gelände, wo die die Laßnitz durchrauscht. Turmfalken zischen elegant durch die Lüfte - eine einmalige Sicht ins Laßnitztal bis hin zur Freiländeralm wird hier frei.

Was war mit dem Original-Turm?

Andreas Bernhard: „1876 ist der Turm als einer der ältesten Bereiche der Burganalage aus dem 12.Jhdt. aus Gründen der Baufälligkeit am Sockel mit Schwarzpulver gesprengt worden.“ Allerdings haben die Gesteinsmassen dabei eben den Burghof und die Brunnenstube verschüttet, die jetzt freigelgt werden.

In einem ersten Förderprojekt ist der Turm 2012 im Rohbau fertig gestellt worden und wird jetzt mit der Finanzierung aus dem zweiten Projekt weiter zu einem Museum ausgebaut.

Mehr Ausstellungsfläche im neuen Turm

Somit werden zu den 1750 Quadratmetern an Ausstellungsfläche noch einmal 400 Quadratmeter dazukommen. "Und das Schöne ist, dass wir die geplanten Sonder-Wechselausstellungen in diesem Polygonalturm aus eigenen Beständen bestücken können, da wir so viele Funststücke haben", zeigt Andreas Bernhard auf die vielen Kisten an Ausgrabungsstücken von Scherben über Fibeln (antike Gewandspangen) bis hin zu Waffenteilen - die Burg Lonsperch war ja eine sehr wehrhafte Anlage. Besondere Stücke sind z. B. eherne Bratspieße, die als Grabbeigaben nach dem Totenmahl in Teile zerbrochen worden sind. Es handelt sich insgesamt um Ausgrabungsstücke aus den letzten 40 bis 45 Jahren. Museumskurator Anton Steffan kommt mit dem Restaurieren der Fundstücke kaum nach. Dieses Depotmaterial wird katalogisert und in ein neues Depot überstellt werden. Im Rahmen des dreijährigen EU-Projektes wird auch im Polygonalturm ein Museumsbereich rund um die Bronzezeit in Wechsel-Sonderausstellungen installiert werden.

Eines der Geschosse im rekonstruierten Polygonalturm.
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80 Prozent an Förderquote

Das Projekt, in dem all diese Schritte beinhaltet sind, nennt sich "Archeo Norico - Burgmuseum Deutschlandsberg 2016 bis 2018". Die Förderquote von ca. 80 Prozent aus dieser EU Leader Regionalförderung wird von EU, Land Steiermark und dem Landwirtshaftsministerium zusammengesetzt und über das TEZ Deutschlandsberg abgewickelt. Für den Rest kommt die Stadt Deutschlandsberg als Bauherr auf.
Die Innenarbeiten im rekonstruierten Polygonalturm inklusive Haustechnik werden im kommenden Winter bzw. Frühjahr in Angriff genommen.

Die Zisterne

Von 1989 auf 1990 wurde die Burgzisterne wieder ausgegraben. Die Anlage diente früher dazu, Dachwasser zu reinigen und genießbar zu machen.
Wenn der Burghof fertig gestellt ist, kann man sich auch die farbig beleuchtete Zisterne mit dem Schacht von einem Umgang aus ansehen. Die erklärenden Tafeln zu dieser Zisternenanlage aus dem frühen 17. Jhdt. sind inklusive Grundrissplan bereits angebracht.

Blick in die Zisterne.

Mehr als 5.000 Exponate

Das Burgmuseum "Archeo Norico" zeigt in seinen vielen Abteilungen von Antikem Gold, Silber-, und Bronze-Schmuck und der archäologischen Sammlung über Kriesgswerkzeug rund um historische Blank- und Feuerwaffen bis hin zu Folterkammer und der erlesenen Sammlung rund um das Koralmglas unter dem Titel: "Vom Waldglas zum ersten Industrieglas - 3.000 Jahre steirisches Glas" an die 5.000 Exponate. Und nicht zu vergssen die Galeristik mit den Wechselausstellungen.

Die Aussichtsplattform

Und es gibt noch eine Steigerung zur bereits erwähnten Aussicht, nämlich vom Bergfried aus. Einfach atemberaubend ist dieser Blick über den Burhof hinweg in das Schilcherland.
Auf dem viereckigen Turm war eine alte Betondecke, die aber derart desolat gewesen ist, dass es immer wieder zu massiven Wassereintritten ins Museum bzw. in die beiden daraunter liegenden Stockwerken gekommen ist - und das schon seit Jahrzehnten. "Somit war Gefahr im Verzug", so Bernhard. Einhergehend mit der Sanierung sollte auch die Rekonstruktion des ursprünglichen Daches am Bergfried, also am ursprünglichen Hauptturm der Burganlage, gehen.
Heuer wurde im Februar mit den Maurerarbeiten begonnen. Dabei war es wichtig, die Eckbereiche auf die ursprüngliche Höhe aufzumauern. Vor allem heimische Firmen sind in diese Arbeit einbezogen worden.

Offenes Dach, ein Augenschmaus

Ein Blick in das offene Dach zeigt ein archaisch anmutendes Konstrukt aus Leimbindern. Das Dach selber hat vom Bodenniveau aus bis zum First die stolze Höhe von zwölf Metern. Die Dachneigung beträgt ca 62 Grad, ist also extrem steil.
Für Burg-Architekt Arthur Steiner waren die alten Plangrundlagen aus dem Jahr 1803 sehr aufschlussreich, mit Draufsicht und Querschnitt durch das alte Dach. Die Original-Pläne befinden sich im Landesarchiv in Graz. Somit war es möglich, das Dach in Neigung, Größe und Querschnitt nach den alten Vorlagen zu errichten.

Charakter eines Aussichtsturmes

Der Stadtgemeinde als Bauherr und auch dem Team rund um Andreas Bernhard war es immer wichtig, dass der Charakter eines Aussichstturmes erhalten bleibt. Die großzügigen Glasflächen versetzen das Dach beinahe in einen optischen Schwebezustand. Die Dacheindeckung und die Grundkonstruktion sind fertig, jetzt ist noch der hölzernen Lattenrost- Boden dran. Anfang August können Besucher sich schon selbst ein Bild von dieser spektakulären Aussicht in diesem einmaligen Bauwerk machen.

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