Ein Striezel fürs Patenkind

- Allerheiligen steht vor der Tür: Magdalena Siegel von der Bezirkskammer Feldbach weiht Interessierte in die Kunst des Striezelflechtens ein. Allerheiligenstriezel haben in der Region Tradition.
- hochgeladen von Ulrike Kiedl-Gölles
Die Kunst des Teigflechtens lebt rund um Allerheiligen auf. Zöpfe, die schmecken.
Vom Vierstrangzopf über den Fünfstrangzopf in Spindelform, den Wiener Sechsstrangzopf bis hin zum Achtstrangzopf reichen die kunstvollen Ausführungen des schmackhaften Allerheiligenstriezels. Weißbrot und Striezel haben in der Region Tradition, die auch heute noch gelebt wird.
„Durch die verschiedene Anzahl von Strängen und die unterschiedlichen Flechtarten entstehen verschiedenförmige Zöpfe“, erklärt Ernährungsberaterin Magdalena Siegel, die in der „Frischen Kochschule“ der Bezirkskammer Feldbach Interessierte in die Kunst des Striezelflechtens einweiht. Kleine Tipps lassen das Backwerk gelingen: Die Teigstücke, aus denen die Stränge geformt werden, dürfen nur nach und nach in die gewünschte Länge gebracht werden, sonst bekommt der Teig Risse. Die Stücke vor jedem Nachlängern immer entspannen lassen“, rät die Expertin. Wer seinem Patenkind zu Allerheiligen einen selbstgebackenen Striezel schenken möchte, kann die verschiedenen Flecharten vorab „im Trockentraining“ mit Stutzen ausprobieren.
Gelebtes Brauchtum
Dass der Striezel seit jeher etwas Besonderes war, ist auch durch das weiße Mehl bedingt. „Weißes Brot war für arme Leute etwas ganz Besonderes und wurde nur zu besonderen Anlässen gebacken“, weiß Volkskundler Johann Praßl. Der Allerheiligenstriezel habe in den 20er oder 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die „Zelten“ abgelöst, die für die Kinder gebacken wurden. „Aus den Zelten ist dann unser Lebkuchen geworden“, so Praßl. Auch das Flechten des Striezels habe eine Symbolik: „Flechtwerk bedeutet immer, dass der Segen besser hält. So wurden auch etwa die Frisch und g’sund-Ruten früher geflochten.“
Dass der Striezel Teil des gelebten Brauchtums ist, zeigt Daniela Wonisch auf. Als Gemeindebäuerin von Oberstorcha wünscht sie, sofern ihr die Geburt eines Kindes bekannt wird, den Müttern auf besondere Art „viel Glück und Gesundheit“: Sie stellt sich mit einem Korb ein, gefüllt mit dunklem Bier, drei verschiedenen Arten von Zucker – und einem Striezel. „Ich wollte diesen alten Brauch wiederbeleben. Statt Weißbrot backe ich aber einen Striezel.“




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