Für die Kirchenrenovierung drückt Seniorin die Schulbank
Ohne Ehrenamt wäre vieles nicht möglich, auch nicht in der Kirche. Einen ungewöhnlichen Weg schlug Ida Haugeneder ein, die Fernitz-Mellacherin begann in der Pension nochmals ein Studium; mit ein Grund dafür ist die anstehende Renovierung der Pfarrkirche.
Maria Trost in Fernitz zählt zu den ältesten Mariengnadenorten der Steiermark. Das 500jährige Kirchenjubiläum feierte Fernitz 2014 mit der Renovierung der Orgel. Schon damals war die Pfarrbevölkerung äußert kreativ, um die Finanzierung schuldenfrei zu stemmen.
In diesem Jahrzehnt steht die Außenrenovierung an. Während sich eine Vielzahl an Ehrenamtlichen in der Aufbringung der finanziellen Mittel engagiert, setzt sich Haugeneder in die Hörsäle der Technischen Universität und belegt Vorlesungen in der Studienrichtung Architektur. Mit den vielfach jüngeren Studienkollegen kommt die Senioren-Studentin gut aus. „Die Jugend ist sehr offen, höflich und hilfsbereit. Zudem ist das Studium für mich nicht ganz Neuland, vor allen helfen mir meine langjährigen Erfahrungen in der Baubranche“. Haugeneder wurde das Mörtel-Gen in die Wiege gelegt, stammt doch die HTL-Absolventin aus einer Baumeisterfamilie und bewohnt eines der ältesten Häuser der Gemeinde, das sie schon mehrmals um- und ausgebaut hat. Nach der Geburt ihres fünften Kindes studierte Haugeneder als Spätberufene Religionspädagogik und unterrichtete in der Folge an vielen steirischen Berufsschulen.
„Wir haben viele Ideen, von einem biblischen Garten rund um die Kirche bis zu einem Turm-Museum, aber vorrangig ist die Trockenlegung und langfristige Sanierung der Kirchenmauern“, sagt Haugeneder. Um hier bestens informiert zu sein, belegte sie auch Spezialkurse an der Kartause Mauerbach/Niederösterreich, dem Weiterbildungszentrum für Denkmalpflege.
Arg in Mitleidenschaft gezogen ist das spätgotische Südportal der Kirche. Es stammt aus dem Jahr 1515 und war ursprünglich der Haupteingang. Wind und Wetter setzten dem Sandstein und der fürbittenden Madonna zu. Um alle Schäden aufzulisten, läuft momentan die Bestandsaufnahme im Rahmen einer Diplomarbeit der Universität Wien. „Wir sind gefordert, das historische Gebäude mit seiner gotischen, mittelalterlichen Baukunst zu erhalten, es ist ein Stück Zeitgeschichte und ein Bauwerk, das Zeugnis gibt vom hohen technischen und handwerklichen Können unserer Kultur“. Mit ihrer Erfahrung in der Baubranche und dem neuerworbenen Wissen will Haugeneder, die seit Jahrzehnten in vielen Ehrenämtern der Pfarre tätig ist, zum Gelingen dieses großen Vorhabens beitragen.
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