Gratkorn
1.000 Jahre altes Holz gefunden, das Geschichte neu schreibt
Sensation: Am Dach der Kirche St. Stefan in Gratkorn wurde ein 1.000 Jahre alter Holztram gefunden. Dieser Fund könnte die Geschichte des Hauses neu schreiben. Davon hat schon ein Pater gesprochen, der bereits verstarb.
GRATKORN. Im Rahmen des heurigen 650-Jahre-Jubiläums der Pfarre St. Stefan in Gratkorn sind schon einige Schmuckstücke entdeckt worden, die die Geschichte neu schreiben. Erst Anfang April stieß Kirchenführer Hans Preitler im Diözesanarchiv auf eine Landkarte aus dem Jahr 1782 – mit einem Maßstab in Schritten beziehungsweise Gehstunden –, die die Grenzen der heutigen Marktgemeinde neu zieht (wir haben berichtet: "Wohl erste Landkarte von Gratkorn entdeckt").
"Dieses Blatt war wohl bisher niemandem bei Nachforschungen aufgefallen", sagte Preitler gegenüber MeinBezirk.at. Nun machte er eine neue Entdeckung. Beim Sammeln von Bildmaterial für die Ausstellung "650 Jahre Pfarre St. Stefan in Gratkorn – Spuren in der Geschichte" fand er im Dach der Kirche einen teilweise eingemauerten und dann abgesägten Holztram. Dabei könnte es sich um den Teil einer Holzdecke handeln, wie sie in älteren romanischen Kirchen üblich waren.
Ein Pater gab den Hinweis
"Der mittlerweile verstorbene Pater Clemens Brandtner (Anm. d. Red.: der für seine Bemühungen zur Erforschung der regionalen Geschichte bekannt war) hatte schon vor 20 Jahren behauptet, die Kirche in Gratkorn müsse um einiges älter sein als die erste Nennung. Er nannte als Gründe dafür ein romanische Bogenfenster und Löcher in der Mauer des Altarraums, die laut seiner Deutung geblieben sind", so Preitler, den Brandtners Worte nicht losgelassen haben.
Für die Sonderausstellung am 2. Juni (siehe unten) wollte der Kirchenführer auf Nummer sicher gehen und nachsehen, ob diese Löcher noch zu finden sind. Und siehe da: "Diese Löcher existieren tatsächlich in bestimmten Abständen, wie man es von einer Holzdecke vermuten könnte." Beim Bau der Kirchenmauern wurden auf dieser Höhe die Holztrame aufgelegt und die Mauer noch ein wenig höher weitergebaut, sie wurden sozusagen eingemauert. "An einer Stelle allerdings", sagt Preitler über seinen Fund, "wo ein solches Loch hätte sein sollen, steckt ein Stück Holztram."
Erforschung gewünscht
Eine Erklärung dafür hat er bereits. Als später die Holzdecke entfernt wurde, um das heutige Gewölbe einzubauen, ging das nur, indem die Trame zerteilt und dann aus den Löchern gezogen wurden. An dieser Stelle hat dies allerdings nicht funktioniert. Vermutlich um nicht durch Rütteln und Reißen die Mauer zu gefährden, hat man sich damals wohl dazu entschlossen, den Tram nicht aus der Mauer zu entfernen und das freie Ende des Trams zu kürzen. Preitler hofft nun, dass diesem Fund genug Bedeutung beigemessen wird, damit mit der Radiokarbon-Methode das exakte Alter der Kirche bestimmt wird.
Details zur Sonderausstellung
- Wissenswertes aus der Geschichte gibt es zum Jubiläum der ersten Erwähnung der Pfarre Gratkorn am 2. Juni um 19 Uhr bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung "650 Jahre Pfarre St. Stefan in Gratkorn – Spuren in der Geschichte" im Pfarrsaal.
- Hans Preitler erläutert in einem Referat neue Fundstücke und Erkenntnisse und führt alles zu einer neuen "Geschichte" zusammen. Die Ausstellung will Einblicke vermitteln, wie die "Spuren in der Geschichte" ausgesehen haben könnten. Es steckt Baugeschichte drinnen, Familiengeschichte(n), Umbrüche und Neuausrichtung, weltliche und geistliche Organisationen sowie Herzblut und Engagement für die Pfarre Gratkorn St. Stefan durch die Jahrhunderte.
- Um nach Zeit die Ausstellung zu betrachten und zu erörtern, lädt der Kirchenchor um 21 Uhr zum "Evensong" einem gesungenen Nachtgebet in die Kirche. Ab 22 Uhr und 23 Uhr zeigt Hans Preitler die Pfarrkirche in einem anderem Lichte (Kirchenführungen mit Beginn am Kirchplatz).
Auch interessant:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.