Freilichtmuseum
Altes Handwerk findet neue Lehrlinge
"Eurevita"-Projekt im Freilichtmuseum: Über 50 Menschen haben die Ausbildung begonnen.
Im Tal der Geschichte(n) im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing legen über 100 bäuerliche Objekte aus sechs Jahrhunderten Zeugnis ab vom Leben, Zusammenleben, Überleben und Arbeiten anno dazumal. Jedes einzelne Gebäude wurde durch harte, aber vor allem ehrliche Handarbeit selbst errichtet. Dahinter standen Menschen, die noch lange vor der Möglichkeit maschineller Produktionen ihrer Zunft alle Ehre machten. Qualität und Nutzbarkeit waren entscheidend, um Mensch und Tier ein sicheres Dach über dem Kopf gewährleisten zu können. Ein solcher Beruf war und ist der Holzschindelmacher und Holzschindelverleger. Um dieses alte, vom Aussterben bedrohte Handwerk wieder aufleben zu lassen und zeitgleich dem heutigen Baugewerbe neue Chancen zu ermöglichen, hat sich das Freilichtmuseum mit dem Projekt "Eurevita" zum Ziel gesetzt, arbeitswirtschaftliche Strukturen und kulturelles Erbe zu verbinden. Mit Erfolg: Bereits 52 Personen befinden sich in Ausbildung.
Altes und Neues retten
Die Ausbildung soll für jedermann zugänglich sein und spricht deshalb Junge, Ältere, Langzeit-Arbeitssuchende und all jene an, die neue berufliche Wege einschlagen wollen. Ziel ist eine nachhaltige Bewahrung, die Ausbildung ist keine Freizeitbeschäftigung: Der Arbeitsmarkt soll vom Erlernen des alten Handwerks profitieren. Damit könnte das Baugewerbe einen neuen Aufschwung erleben und der Stellenwert des Handwerks an sich gefestigt werden. Aber nicht nur der Blick nach vorne ist von Bedeutung: Wenn altes Handwerk ausstirbt, dann fehlen auch Spezialisten, die hierzulande traditionsreiche Gebäude wie Bauernhöfe oder Klöster retten können. Daran arbeitet das Freilichtmuseum zusammen mit dem Berufsförderungsinstitut Burgenland, der Arbeitsagentur der Republik Slowenien sowie dem Universalmuseum Joanneum. Eigene Curricula, Prüfungen sowie auch Zertifizierungen wurden entwickelt. Weil Österreich und Slowenien auf eine gemeinsame kulturelle Geschichte und Handwerkskunst blicken können, ist das von der Europäischen Union geförderte dreijährige "Eurevita"-Projekt ein grenzübergreifendes Revitalisierungsprojekt. 74 seltene Handwerksberufe beider Länder stehen auf einer Liste. Am 12. Oktober startet der letzte Handwerkskurs.
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