Geplantes Kraftwerk in Stübing
Appell, um die Biodiversität zu schützen

Die größte Huchenpopulation befindet sich in der Steiermark und der Naturschutzbund befürchtet durch den Wasserkraftausbau sein Aussterben. | Foto: F. Steinmann
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  • Die größte Huchenpopulation befindet sich in der Steiermark und der Naturschutzbund befürchtet durch den Wasserkraftausbau sein Aussterben.
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Mit einem Schreiben an die Verbund AG richtet sich Romana Ull, Vizepräsidentin Naturschutzbund Österreich, an die Verantwortlichen im Hinblick auf den Eingriff auf die Biodiversität durch den Kraftwerksbau in der Steiermark und die damit einhergehende Bedrohung des Huchens – das betrifft auch das geplante Mur-Kraftwerk im Bereich Stübing.

DEUTSCHFEISTRITZ. Im April 2023 luden Vertreterinnen und Vertreter des Umweltdachverbandes, des Naturschutzbundes sowie des Landesfischereiverbandes und des Instituts für Biologie an der Uni Graz nach Stübing ein. Dorthin, wo ein neues Mur-Kraftwerk entstehen soll, und dorthin, wo die größte Huchen-Population steiermarkweit beheimatet ist (wir haben berichtet: "Rettet den Huchen": Stopp der Wasserkraftwerke gefordert"). Das Anliegen findet anscheinend nicht ausreichend Gehör, denn Biologin und Umweltaktivistin Romana Ull vom Naturschutzverbund appelliert mit einem Schreiben an die Verbund AG.

Aus dem Archiv vom April 2023: Vertreterinnen und Vertreter des Umweltdachverbandes, des Naturschutzbundes sowie des Landesfischereiverbandes und des Instituts für Biologie der Uni Graz haben in Stübing zum Pressetermin eingeladen. Romana Ull war dabei. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Auf der Roten Liste

"Es ist erfreulich zu sehen, dass wir alle die Bedeutung der Biodiversität betonen. Auch über das Erfordernis erneuerbarer Energien für unsere Zukunft sind wir uns einig", richtet sie sich an die Verantwortlichen. "In diesem Kontext sind wir uns einig über die Notwendigkeit, die Effektivität des elektrischen Stromes zu verbessern, Verluste zu reduzieren sowie Einsparungen im Verbrauch zu realisieren. Allerdings herrscht Uneinigkeit bezüglich der angewandten Technologien, insbesondere im Zusammenhang mit dem derzeit vorangetriebenen Ausbau der Wasserkraft", schreibt sie. Doch die gängige Technologie der Wasserkraft, fügt Ull hinzu, stufe die Biodiversität in den Gewässern herab. "80 Prozent aller Fließstrecken sind durch Wasserkraftwerke denaturiert."

Der Huchen findet in der Region immer weniger Lebensraum. | Foto: Privat
  • Der Huchen findet in der Region immer weniger Lebensraum.
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Und genau das ist das Problem für die Biologin. Denn von den 73 heimischen Fischarten stehen gut 60 Prozent auf der sogenannten Roten Liste der bedrohten Arten. Durch die Wasserkraftwerke wird oftmals die Laichwanderungen unterbrochen, nicht mitgezählt sind Auswirkungen wie Fischerei, Umweltverschmutzung oder andere Umstände der Lebensraumzerstörung. Fischaufstiege können helfen, aber größere Fische haben damit ein Problem. Der Huchen (2023 "Fisch des Jahres") kann eine Maximallänge von gut 150 Zentimetern erreichen. "Weiters existieren keine funktionierenden Abstiegshilfen – Schwimmen durch die Turbinen bringt den sicheren Tod."

"Zukunft überdenken"

Der Aal, so die Info vom Naturschutzverbund, "gilt als regional ausgestorben – dem Huchen verbleiben nur mehr einige wenige Lebensräume". Um die steirische Huchenpopulation zu schützen, gibt es sogar eine Petition, die aktuell rund 5.200 Unterstützerinnen und Unterstützer hat. "Aktuelle Studien belegen, dass dem Huchen europaweit das Aussterben droht, wenn seine Lebensräume, im Besonderen jene in der Mur, weiter defragmentiert und verändert werden. Die unüberwindbaren Querbauwerke, fehlendes Geschiebe, Verschlammung und Wassererwärmung bedrohen diesen Fisch, der ein kühles, rasch fließendes Gewässer mit dynamischem Kiesuntergrund benötigt", sagt sie.

"In den letzten Jahrhunderten wurde der Natur, insbesondere den Wasserlebensräumen, bereits viel abverlangt. So sind vom ehemaligen Lebensraum des Huchens in Europa nur mehr 0,7 Prozent, in der noch funktionsfähigste in der Mur, erhalten. Dieser Lebensraum ist nun durch Planungen neuer Kraftwerksstandorte der Verbund AG weiter bedroht."
Romana Ull, Vizepräsidentin des Naturschutzbundes

Der Aal gilt bereits als "regional ausgestorben". | Foto: Pixabay
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Der Naturschutzbund möchte mit der Verbund AG in den Diskurs gehen "Ich appelliere dringend an Sie, den Ausbau der Wasserkraft als Option für die Zukunft zu überdenken und alternative, biodiversitätsfreundlichere Lösungen zu forcieren", heißt es abschließend im Schreiben.

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