Stübing
"Rettet den Huchen": Stopp der Wasserkraftwerke gefordert

Vertreterinnen und Vertreter des Umweltdachverbandes, des Naturschutzbundes sowie des Landesfischereiverbandes und des Instituts für Biologie der Uni Graz haben in Stübing zum Pressetermin eingeladen. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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  • Vertreterinnen und Vertreter des Umweltdachverbandes, des Naturschutzbundes sowie des Landesfischereiverbandes und des Instituts für Biologie der Uni Graz haben in Stübing zum Pressetermin eingeladen.
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Seit 50 Jahren kümmert sich der Umweltdachverband darum, eine Welt zu schaffen, in der Mensch und Natur im Einklang miteinander leben können. Passend zum Jubiläum wurde es Zeit, den Finger in die Wunde zu legen: Im Rahmen der Bundesländer-Tour "#Brennpunkt Steiermark" wird der Stopp für den Kraftwerkausbau an der Mur gefordert. Aushängeschild dafür ist der Huchen. 

STEIERMARK/DEUTSCHFEISTRITZ. Just an der Stelle, an der in Stübing ein neues Wasserkraftwerk entstehen soll, "haust" die größte Huchen-Population steiermarkweit. Und das, obwohl der Donaulachs, wie er genannt wird, längst auf der Roten Liste gelandet und damit als stark vom Aussterben gefährdet ist. Grund für weitere Sorgen liefert die EU-Notverordnung.

Der Huchen ist Fisch des Jahres und gleichzeitig stark gefährdet. | Foto: Keppel
  • Der Huchen ist Fisch des Jahres und gleichzeitig stark gefährdet.
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Genau deshalb ziehen Vertreterinnen und Vertreter des Umweltdachverbandes, des Naturschutzbundes sowie des Landesfischereiverbandes und des Instituts für Biologie an der Uni Graz an einem Strang und fordern, den Lebensraum des Fisches zu erhalten. Der Huchen steht nämlich symbolisch für den Erhalt der (steirischen) Biodiversität, eine intakte Ökologie und Wasserbewirtschaftung.  

Ausnahme wird gefordert

"Die EU-Notverordnung für erneuerbare Energien soll Genehmigungsverfahren erleichtern und eine Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus bewirken. So begrüßenswert die Verordnung in Bezug auf Solar- und Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen ist, so desaströs sind die Folgen für naturnahe Flüsse und gefährdete Arten", sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. Denn: Österreichweit sind nur noch 14 Prozent aller Flüsse ökologisch intakt, längere freie Fließstrecken sind kaum noch vorhanden.

Hier ist ein neues Wasserkraftwerk im Gespräch. Der Umweltdachverband fordert einen Stopp. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Hier ist ein neues Wasserkraftwerk im Gespräch. Der Umweltdachverband fordert einen Stopp.
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Obwohl die EU-Wasserrahmenlinien vorschreiben, dass alle Gewässer bis zum Jahr 2027 in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden sollen, sind Fauna und Flora beim Ausbau von Wasserkraftwerken bedroht. Es brauche also, so die Vertreterinnen und Vertreter vor Ort, einen besonders strengen Schutz der Gewässer und ihrer aquatischen Lebensvielfalt. Sie fordern eine ausdrückliche Ausnahme der Wasserkraft aus dem Anwendungsbereich der Notverordnung.

"In den freien Fließstrecken der Mur wird gerade das Kraftwerk Gratkorn gebaut. Weitere Kraftwerke in Zeltweg, St. Michael, Leoben-Ost und Stübing befinden sich in Planung. Und das, obwohl an der Mur das naturverträgliche Potenzial der Wasserkraft längst ausgeschöpft und überschritten ist."
Romana Ull, Vizepräsidentin des Naturschutzbundes Steiermark

Fischwanderhilfen können, wie das Wort schon sagt, helfen, dass Fische Staumauern überwinden können. | Foto: MeinBezirk.at
  • Fischwanderhilfen können, wie das Wort schon sagt, helfen, dass Fische Staumauern überwinden können.
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Laichplätze werden rarer

Damit sind, ist man sich einig, die letzten freien Fließstrecken der Mur als natürlicher Lebensraum der darin lebenden Fische bedroht – und auch der Huchen, der 2023 zum Fisch des Jahres auserkoren wurde. Es gibt bereits eine entsprechende Petition (einfach hier klicken).

Das Problem mit den Wasserkraftwerken ist, dass sie die Fließstrecke sozusagen zerstückeln, die Fische weder vorankommen noch Laichplätze haben. Vor Staumauern sammelt sich der Schlamm, Kies zum Ablaichen beziehungsweise sauerstoffreiche Kiesbänke fehlen.

Huchen bei der Paarung beobachten zu können, gilt hierzulande schon als Sensation. Die Population nimmt weiter ab. | Foto: Privat
  • Huchen bei der Paarung beobachten zu können, gilt hierzulande schon als Sensation. Die Population nimmt weiter ab.
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"Statt Kraftwerke zu bauen, müssen umfassende Sanierungsmaßnahmen wie die Revitalisierung der Mur und deren Zubringer, die Errichtung beziehungsweise Verbesserung von Fischwanderhilfen sowie ein ökologisch optimiertes Stauraumspülungs- und Geschiebemanagement in Angriff genommen werden", sagt Steven Weiss, Biologe an der Uni Graz und Mitautor von "Der Huchen stirbt aus – was tun?".

Der Erhaltungszustand der Huchen ist laut FFH-Richtlinie (kurz für Fauna-Flora-Habitat, der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen als Naturschutz-Richtlinie der Europäischen Union) "ungünstig-schlecht". 

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