Verkehr braucht mehr Platz
Der Bodenversiegelung in GU entgegenwirken

- Laut VCÖ nehmen versiegelte Flächen, vor allem Parkplätze, den Großteil der Verkehrsflächen ein.
- Foto: Franz Neumayr
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Es wird gebaut und verbraucht – die Rede ist vom Boden. Laut des Verkehrsclubs Österreich, kurz VCÖ, nimmt die Fläche, die etwa für den Verkehr notwenig ist, immer mehr Platz weg. Im Bezirk Graz-Umgebung ist die Quadratmeteranzahl niedriger als wahrscheinlich angenommen.
GRAZ-UMGEBUNG. Wenn Städte und Gemeinden immer mehr Bewohnerinnen und Bewohner bekommen, ist es nur logisch, dass auch mehr Platz für Wohnraum benötigt wird. Logisch ist aber auch, dass die Menschen mobil sind, weshalb Verkehrsflächen bei der Planung der Infrastruktur eine wichtige Rolle spielen. Laut VCÖ beansprucht der Verkehr in der Steiermark pro Kopf aber vier Mal so viel Fläche im Schnitt pro Person als für das Wohnen – das sind knapp 219 Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner.

- Die Bevölkerungsprognosen wirken sich wahrscheinlich auch auf die Bodenverfügbarkeit aus.
- Foto: oerok.gv.at
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Mögliche Lösungen vom VCÖ
Hinzu kommt: Gut 70 Prozent der steirischen Verkehrsflächen sind versiegelt. Und das ist sowohl für Regen, der zu Überschwemmungen führen kann, als auch an heißen Tagen, an denen sich die Asphaltflächen aufheizen, keine gute Nachricht. "Der Bodenverbrauch durch Verkehrsflächen ist in Österreich insgesamt zu hoch, die Versiegelung ist zu reduzieren", sagt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Der VCÖ plädiert dafür, unter anderem Pkw-Parkflächen zu entsiegeln, die ein Versichern von Wasser ermöglichen, oder überdimensionierte Freilandstraßen rückzubauen. Auch die Stärkung der Ortskerne könnte helfen: Wenn die Zersiedelung gestoppt wird und Alltagswege zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffis gut erreichbar sind, braucht es keine neue Straßen. "Wir haben den Kindern von heute und den nächsten Generationen gegenüber die Verantwortung, mit der Ressource Boden viel sorgsamer als bisher umzugehen", so Jaschinsky.
Graz-Umgebung hat niedrigeren Wert
Der VCÖ erhob mit Daten der Österreichische Raumordnungskonferenz Bezirke, in denen der Flächenverbrauch des Verkehrs in Quadratmeter pro Einwohnerin und Einwohner gemessen wurde. Das Ergebnis: Graz-Umgebung weißt viel Flächenverbrauch vor – 194 Quadratmeter Verkehrsfläche pro Person gibt es im Bezirk, davon sind 136 Quadratmeter versiegelt. Dabei zählt Graz-Umgebung gar nicht zu den "Top-Verbrauchern", nach oben scheint es kaum Grenzen zu geben.
Innerhalb der Steiermark beansprucht der Bezirk Murau mit 430 Quadratmetern den meisten Platz, gefolgt von Hartberg-Fürstenfeld mit 343 Quadratmetern und der Südoststeiermark mit 341 Quadratmetern. Die Landeshauptstadt Graz weißt 42 Quadratmeter auf und ist damit, laut VCÖ, am zweiten Platz aller Landeshauptstädte, wenn es um Flächeneffizienz geht.

- In Feldkirchen bei Graz dominiert an sich das Zentrum, erst nach und nach wurde "rundherum" gebaut.
- Foto: Privat
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Flächen im Bezirk GU
Könnten sich die möglichen Lösungsansätze des VCÖ, wie oben erwähnt, in Graz-Umgebung umsetzen lassen? Immerhin hat der Bezirk unterschiedliche Siedlungesformen: Im vielen Südgemeinden wie Zettling oder Fernitz dominieren sogenannte Straßendörfer, die Siedlungen konzentrieren sich auf die Verbindungsstraßen, während in Gratkorn oder Gratwein-Straßengel im Norden aus ehemaligen sogenannten Kirchendörfern konzentrierte Siedlungen Richtung Kerngebieten entstanden. Mit Seiersberg-Pirka und Kalsdorf sind nach und nach Industriegemeinden gewachsen, die viel Verkehrsfläche benötigen. Blickt man weiter nördlich oder westlich, so findet man wiederum vermehrt sogenannte Streusiedlungen in die Landschaft hinein, siehe etwa Semriach oder das Hügelland.

- Diese alte Ansicht aus Gratwein zeigt, wie einst gebaut wurde – rund um die Kirche wurde der Kern gebildet.
- Foto: Privatarchiv
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Pauschal kann man also nicht sagen, wie mit den Flächen im Hinblick auf die Rückführung von versiegelten Flächen umgegangen werden kann. Das meint auch Experte Markus Frewein von verkehrplus. "Aber: Wir gehen viel zu wenig behutsam mit unseren Flächen um, es fehlt eine sachlich-kritische Diskussion. Ich behaupte sofort, dass es etwa in Gratkorn und Gratwein-Straßengel zwei bis drei Hektar Fläche gibt, die man rückbauen kann, ohne Qualitätsverlust."
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