Lebensmittel-Skandal und Co.
Die Verantwortung isst mit
Lebensmittelhandel und Kaufverhalten beeinflussen einander. Wir haben nachgefragt, wohin es geht.
Rückruf, Schlachthof-Skandal, Wegwerfprodukte, Nährwert-Ampel: Die Lebensmittelindustrie steht regelmäßig vor enormen Herausforderungen. Alois Siegl, Lebensmittelhandel-Spartenobmann der WKO, spricht mit der WOCHE darüber, wie der Handel damit umgeht und wie jeder einzelne Konsument die Richtung beeinflusst.
Chance für Regionalität
Wenn es um darum geht, die Gesundheit der Bevölkerung vor dem gesetzeswidrigen Umgang mit Lebensmitteln zu schützen, hat Österreich im Europavergleich die strengsten Auflagen. "Schwarze Schafe, die Profit erzielen wollen und deshalb nicht auf die Gesundheit schauen, gibt’s überall. Im Endeffekt zahlen sie aber eh drauf. Nicht nur, weil sie das Vertrauen der Kunden verlieren, sondern auch, weil sie hohe Strafen zahlen müssen", sagt Siegl. Dabei kann er einer solchen Causa so einige positive Aspekte abgewinnen. Zum einen soll und muss nun noch genauer kontrolliert werden, was auf dem Teller landet.
Zum anderen sei es eine Chance für die heimischen Landwirte: "Wenn der Konsument genau hinschaut, dann haben Regionalität und Saisonalität mehr Wert. Bauernläden sind gefragt, das hat einen Grund." Der Bauer, der von der Fütterung bis zur Schlachtung ein Tier begleitet, wird für seine Arbeit zu Recht belohnt. Denn es liegt im Trend, dass der Konsument gerne mehr Geld in die Hand nimmt, um Klasse statt Masse zu genießen. "Weniger kann in diesem Fall mehr sein. Es hat ein spürbar deutliches Umdenken stattgefunden. Das, was draufsteht, muss auch drinnen sein", so Siegl.
Angebot und Nachfrage
Besonders bitter sind Lebensmittelskandale für den Spartenobmann insofern, als dass der gesamte Lebensmittelhandel negativ betrachtet wird. "Der Handel ist bemüht, beste Qualität zu einem vernünftigen Preis anzubieten." Wobei das Stichwort hierbei die Vernunft ist, denn es kommt nicht von ungefähr, dass im tiefsten Winter Erdbeeren angeboten werden. "Wenn der Kunde gewisse Lebensmittel nicht verlangen würde, würde der Handel nicht darauf reagieren. Ich selbst sehe zum Beispiel auch nicht ein, warum ein Produkt wie Fleisch billig rausgehauen wird", so Siegl über den natürlichen Kreislauf von Angebot und Nachfrage. Auch der Nährwert-Ampel, die bei den Nachbarn in Deutschland schon geübt wird und wonach Nährstoffe nach ihrem Gehalt optisch auf der Verpackung zum Kauf einladen oder eben nicht, kann er nichts abgewinnen. "Verbraucherschutz ja. Aber jeder weiß von sich selbst, welche Unverträglichkeiten er hat. Jeder weiß, dass es ungesunde Lebensmittel gibt. Der Konsument ist aufgeklärt. Es gehört schon ein bisschen Verantwortung zum Einkaufen dazu."
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