Kirche in der Krise?
Ehrenamtliche fehlen in den Pfarrkirchen

Foto: Philipp Gratzer

Die Diözese Graz-Seckau vermeldet, dass 2018 exakt 10.440 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten sind – damit gehören nur noch 805.382 Steirer dieser an. "Manchmal sind es persönliche Enttäuschungen und menschliches Versagen kirchlicher Verantwortungsträger, die zu Kirchenaustritten führen. Oft ist es der finanzielle Beitrag, der zu einer zumindest äußerlichen Verabschiedung von der Kirche Anlass gibt", teilt der gebürtige Übelbacher Hermann Glettler, Bischof von Innsbruck, mit. Die religiöse Landschaft verändert sich, die Kirche ist bemüht, auch bislang ausgetretene Menschen wieder in die Gemeinschaft für sich zu gewinnen. Dabei gibt es vor allem intern ein großes Problem: Es fehlt nämlich an Ehrenamtlichen in den Pfarrgemeinden. Karl Zissler, Diakon von Eggersdorf-Kumberg-St. Radegund, spricht über ein zu wertschätzendes Ehrenamt.

Kirche ist Mitbewerb

Zunehmender Priestermangel und die Überalterung der Pfarrer waren Anfang November der Grund, warum sich die Kirche neu definiert. Unter anderem lösen die Seelsorgeräume die Dekanate ab – mehr Nähe zu den Menschen vor Ort ist das Ziel. Deshalb rief Bischof Wilhelm Krautwaschl im Stift Rein auch Gläubige dazu auf, in der Kirche mitzuarbeiten, da die immer weniger werdenden Priester durch die Mitarbeit der Ehrenamtlichen entlastet werden können. Doch auch jene, die in ihrer Freizeit und ohne Bezahlung der Kirche dienen beziehungsweise in irgendeiner Form aktiv Teil davon sind, werden weniger. "Die katholische Kirche ist ein Mitbewerber, wenn es darum geht, Menschen um ehrenamtliche Mitarbeit zu bitten", sagt Zissler.

Bedingungen schaffen

Um wieder mehr Menschen für das Ehrenamt begeistern zu können, ist Wertschätzung das Schlüsselwort. "Sie sind keine ‚Lückenfüller‘ für jene Arbeiten, für die die hauptamtlichen Mitarbeiter keine Zeit haben, sondern durch Taufe und Firmung berufen, Zeugen für den Glauben zu sein", so Zissler. Deshalb sei es wichtig, ihnen Verantwortung und Entscheidungsspielraum in den ihnen übertragenen Aufgaben zuzugestehen.
Außerdem spielt die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen wie finanzielle Mittel zur Selbstverwaltung oder Raumbenützung eine ebenso große Rolle wie die Selbstentscheidung darüber, wie lange und in welchem Umfang das ehrenamtliche Engagement ausgeübt wird.
"Wir kennen in den Pfarren leider zu oft das ‚Christbaumprinzip‘: Wer schon eine Aufgabe hat, soll nicht noch mit weiteren ‚geschmückt‘ werden. Möglichst viele Menschen sollen mit Hilfe ihrer Charismen mithelfen, dass unsere Pfarrgemeinden zu einer aktiveren und lebendigeren Pfarre heranwachsen."

Allgemeine Infos:
Ob Pfarrgemeinderat oder -café, Mutter-Kind-Gruppen, Jungschar oder Besuchsdienste – das Ehrenamt in der kirchlichen Gemeinde ist umfangreich und geht weit über den Messdienst hinaus. Die Pfarren geben regelmäßig bekannt (Pfarrblatt oder online), was demnächst ansteht. So kann jeder einsehen, was im Kirchenjahr passiert und welcher Aufgabenbereich der passende für ein Ehrenamt ist.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Der Muttertag ist ein besonderer Tag, an dem wir die bedingungslose Liebe und Fürsorge unserer Mütter feiern und ihnen für ihre Rolle in unserem Leben danken. | Foto: ChristArt - Fotolia

Wir wünschen alles Gute zum Muttertag!

Am 12. Mai ist Muttertag! Die schönste Gelegenheit um unseren Müttern für alle ihre Liebe, Fürsorge, Geduld und Opferbereitschaft zu danken und ihre wichtige Rolle in unserem Leben zu würdigen!  GRAZ-UMGEBUNG. Mit ihrer Umarmung kann sie selbst den größten Schmerz heilen, dank ihrer Ratschläge und ihrem offenen Ohr lösen sich Probleme viel schneller, ihrer Geduld und Fürsorge ist es zu verdanken, dass man selbst nach einem miesen Tag wieder lächelt. Die Liebe einer Mama ist bedingungslos und...

  • Stmk
  • Graz-Umgebung
  • PR-Redaktion
Anzeige
Spielbetrieb ab Juni am neuen Beachvolleyball-Platz in der Gemeinde Haselsdorf-Tobelbad. Das freut auch Ortschef Hubert Holzapfel. | Foto: MeinBezirk.at
3

Ortsreportage Haselsdorf-Tobelbad
Nicht nur der Beachvolleyball-Platz ist neu

Es geht rasant dahin: Neuer Beachvolleyball-Platz, Straßen und Gehsteig-Sanierungen und Glasfaserausbau. HASELSDORF-TOBELBAD. In Zukunft wird es noch schneller in der Gemeinde Haselsdorf-Tobelbad. Die Rede ist vom Internet, denn der Glasferausbau in der Kommune steht so gut wie in den Startlöchern. Knapp 200 Interessierte kamen zu der Bürgerversammlung, in der das Projekt von A1 näher beschrieben wurde. Bis zu 93 Prozent der Bevölkerung können mit diesem Hochleistungs-Internet und nach...

  • Stmk
  • Graz-Umgebung
  • WOCHE Graz-Umgebung

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.