Gleisdorf gewährt Flüchtlingen Asyl

V. l.: BGM Christoph Stark, Eva Duncan-Wagner, Sabina Dzalto, Pfarrer Gerhard Hörting.
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  • hochgeladen von Andreas P. Tauser

Angesichts der weltweiten humanitären Katastrophen übernimmt die Solarstadt Gleisdorf Verantwortung und stellt 27 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zur Verfügung. "Im Herzen die Sonne" ist demnach weit mehr als nur ein Spruch.

Seit 1. Dezember stehen in Gleisdorf zwei Liegenschaften, darunter auch der ehemalige Kindergarten in der Neugasse, für die Aufnahme von Flüchtlingen bereit. Die hier Asyl findenden Menschen werden von der Caritas, der Stadt und von Ehrenamtlichen betreut, um eine bestmögliche Integration in Alltag und Gesellschaft zu ermöglichen.

Freiwillige werden gesucht.

Kürzlich luden Vertreter der zuständigen Instanzen zu einem Informationsabend in das Gleisdorfer Rathaus. Gesucht wurden und werden noch immer Freiwillige, die Bedürftige aktiv beim Ankommen und Zurechtfinden unterstützen wollen.
Sabina Dzalto, Leiterin der Caritas Flüchtlingsunterbringung: "Asylsuchende fühlen sich aufgrund ihres Status´ meist wertlos. Sprache schließt ein oder schließt aus. Gerade Freiwillige können hier viel bewirken." So gehe es bei diesen ehrenamtlichen Tätigkeiten einerseits um den Erwerb der deutschen Sprache, andererseits aber ebenso um das Schaffen von Strukturen, die Orientierung in alltäglichen Belangen: "Begeleitung bei Arztbesuchen, Assistenz im Supermarkt, Unterstützung auf Ämtern", so Eva Duncan-Wagner von der Caritas. Direkte Integrationsarbeit könne der Dachverband der Hilfsorganisation mangels Personalabdeckung in der Region nicht leisten.

Ängste in der Bevölkerung müssen ernst genommen werden.

Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark betont die Selbstverständlichkeit im Zusammenhang mit humanistischen Initiativen: "Uns allen war bei der Entscheidung, Flüchtlinge aufzunehmen, vollkommen klar, dass es auch Österreicher gibt, die dringend Hilfe benötigen. Aber wem, wenn nicht unserer hochentwickelten Gesellschaft, ist es zuzumuten, in einer Situation wie dieser die Hand auszustrecken?" Und Pfarrer Gerhard Hörting aus Markt Hartmannsdorf führt an: "Wir gewähren bei uns im Ort seit einiger Zeit vier Männern aus Damaskus und zwei Frauen mit insgesamt vier Kindern aus Georgien bzw. Somalia Quartier. Diese Beherbergung ist eine neue und schöne Erfahrung."
Ängste in der Bevölkerung müssen ernst genommen werden, beruhen viel zu oft aber auf Unwissenheit, das Aussprechen und adäquate Beantworten von Sorgen sei ein guter, richtiger Weg, Missverständnisse und Ressentiments zu vermeiden.

Antworten auf Fragen.

Warum begeben sich Männer ohne Familie auf die Flucht?
"Das Mittelmeer ist voll mit Kinder- und Frauenleichen", formuliert Sabina Dzalto, Leiterin des Flüchtlingsquartiers in der Grazer Mitterstraße, es kurz und prägnant. "Frauen werden auf der Flucht vergewaltigt und verschleppt. Das ist die Realität. Männer werden deshalb ganz einfach vorgeschickt, schützen damit ihre Frauen und Kinder, alles vor dem Hintergrund einer etwaigen Nachholung von Familien und Angehörigen." Der Weg aus einem Kriegsgebiet in ein sicheres Land führe nicht selten über offene See und Gebirge, durch Krisengebiete und Wüsten, hunderte Kilometer, die oftmals zu Fuß zurückgelegt werden müssen.
Warum haben Flüchtlinge Smartphones?
"Der Grund dafür", so Dzalto, "ist ebenso leicht erklärt wie für viele Österreicher schwer zu verstehen: Handy und Internet sind der einzige Kontakt zur Heimat und zu den in den Kriegswirren Zurückgebliebenen."
Verwahrlosen Flüchtlingsunterkünfte?
"Eine vollkommene Fehlnutzung einer Flüchtlingswohnung habe ich in meiner jahrelangen Tätigkeit als Leiterin der Flüchtlingsunterbringung ein einziges Mal erlebt - und in diesem Fall war der Grund dafür eine psychische Erkrankung. Ansonsten gilt: Flüchtlinge zerstören nicht mutwillig, lassen nicht leichtfertig verwahrlosen, sie sind aber nun einmal ´Intensivwohner´." Damit meint Sabina Dzalto, dass Asylwerber oft auf kleinstem Raum zusammenleben, und das mangels beruflicher oder anderer Beschäftigungsmöglichkeit meist 24 Stunden täglich.

Flüchtlinge aus Syrien und anderen Kriegsgebieten, die vor katastrophalen Zuständen fliehen, sind - Skepsis und Zurückhaltung hin, Plakataktionen her - auf alle Fälle nichts, wogegen österreichische und steirische Städte und Bürger sich zur Wehr zu setzen hätten.
Antworten auf weitere Fragen im Zusammenhang mit dieser Thematik im Allgemeinen und mit der "Flüchtlingshilfe Gleisdorf" im Speziellen erhalten Sie über die Homepage www.gleisdorf.at.

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