Gratkorn: Kein Schutzweg auf dem "Schulweg"
Das Sanierungskonzept für die Dr.-Karl-Renner-Straße in Gratkorn enthält keinen Zebrastreifen für Schüler.
Einmal links schauen, einmal rechts schauen: Was hilft die beste Verkehrserziehung bei den Kleinen, wenn der Schulweg zum Sicherheits-Hindernisparkour wird? Mit dem Ende der Sanierungsarbeiten entlang der Dr.-Karl-Renner-Straße in Gratkorn werden sich das ab kommender Woche wohl auch die Eltern der Schüler der Volksschulen I und II fragen. Denn: Dort, wo die Kinder unterwegs sind, wird es nur einen einseitigen Gehweg und keinen Schutzweg zum Queren geben.
Geschwindigkeit reduziert
In Graz-Umgebung kam es im ersten Halbjahr 2017 zu 366 Unfällen mit insgesamt 451 Verletzten und zwei Verkehrstoten. Bei 17 davon waren Kinder (bis zum 14. Lebensjahr) involviert. Um für Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen, soll die Geschwindigkeitsreduzierung helfen. Besonders vor Schulen gilt daher häufig die 30er-Zone. In einer solchen, in der Dr.-Karl-Renner-Straße, sind viele Kinder unterwegs. In der Neugestaltung des Straßenverlaufs nicht inkludiert sein werden Zebrastreifen, um von A nach B zu gelangen. Dabei wird Kindern in Sachen Achtsamkeit im Straßenverkehr recht früh beigebracht, dass der sicherste Weg zur anderen Seite der Zebrastreifen ist.
Lösung für Sicherheit
Eine besorgniserregende Situation, wie Stephanie Kabon, Obfrau des Ausschusses für Familie, Soziales, Gesundheit und Jugend, meint. "Im Gemeinderat ist erst in der letzten Minute versucht worden, eine Lösung für die Sicherheit der Kinder zu finden", sagt sie, "und diese sieht Bremsschwellen und farbliche Markierungen vor". Von Zebrastreifen, vor denen Autofahrer halten müssen, damit die Kinder queren können, ist keine Rede.
Neue Verordnung
"Wir haben darüber diskutiert und hoffen, dass durch Bodenrampen, Markierungen und Signale Autofahrer automatisch 'ausgebremst' werden", sagt Vizebürgermeister Günther Bauer und lässt wissen, dass dem nichtvorhandenen Schutzweg eine Verordnung der Bezirkshauptmannschaft zugrunde liegt. Das bestätigt auch Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit, denn "diese entscheidet das anhand von diversen Kriterien. Es muss also einen Grund geben, warum sich die Bezirkshauptmannschaft gegen einen Schutzweg entschieden hat". Für Felber ist eine 30er-Zone aber noch lange kein Grund, auf einen Zebrastreifen zu verzichten: "An dem Projekt 'Tempo 30 vor Schulen' nehmen bereits über 400 Schulen erfolgreich teil. Wo Querungsbedarf für Kinder ist, muss zur Sicherheit auch ein Schutzweg vorhanden sein", sagt er.
Mehr Rücksicht
Im Straßenverkehr entscheidet die gegenseitige Rücksichtnahme nicht selten über Leben und Tod. Doch: "Nur wenige Autofahrer halten sich in der Regel an das Tempolimit und vertrauen auf die Achtsamkeit der Fußgänger", sagt Kabon. "Als familienfreundliche Gemeinde ist es bedenklich, dass für die Sicherheit nicht ordentlich gesorgt wird. Gut ist, dass der 30er erhalten bleibt, aber die Erfahrung lehrt, dass nicht jeder Rücksicht nimmt." Die Eltern, so die Obfrau, wurden nicht über die Veränderungen benachrichtigt.
Mitreden!
Was halten Sie von den Veränderungen entlang der Dr.-Karl-Renner-Straße? Ersetzen Bodenschwellen oder farbliche Markierungen den Schutzweg? Was muss für die Sicherheit der Kinder getan werden, wer trägt die Verantwortung und wo sind die Autofahrer gefragt? Ihre Meinung zählt. Schreiben Sie an: gu-nord@woche.at
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