Gratwein-Straßengel
Gruber-Haus: Betreutes Wohnen-Projekt steht in der Kritik
Nun soll es endlich so weit sein, die Pläne liegen auf dem Tisch: Aus dem ehemaligen Gasthaus Gruber in der Grazer Straße in der Marktgemeinde Gratwein-Straßengel, OT Judenorf-Straßengel, wird ein Betreutes Wohnen. Nicht aber ohne Kritik.
GRATWEIN-STRASSENGEL. 15 Plätze für ein Betreutes Wohnen mit dazu passender Gemeinschaftsflächen entstehen auf und rund um das Areal des ehemaligen Gasthauses Gruber und die Gebäude Kapellenweg 1–3. Der Bedarf sei gegeben. "Oberstes Ziel des Betreuten Wohnen ist, den Betroffenen, die solche Einrichtungen benötigen, so wenig Verantwortung wie nötig abzunehmen, um sie dabei zu fördern, ihr Leben selbstständig zu gestalten", sagte Bürgermeister Harald Mulle gegenüber MeinBezirk.at bereits im Jänner 2019.
Sanierung und Neugestaltung
Mehr Lebens- und Wohnqualität – die größte Gemeinde im Bezirk Graz-Umgebung blickt in die Zukunft. Dazu zählt auch, an Menschen zu denken, die aufgrund unterschiedlicher Lebenssituation Hilfe im Alltag benötigen. Gratwein-Straßengel plant deshalb schon eine Weile, nun wird im Rahmen einer Nachnutzung das einstige Gasthaus Gruber zu einem Betreuten Wohnen umgebaut.
Die entsprechenden Beschlüsse sind gefasst, bis Ende des Jahres will man fertig sein. Folgende bauliche Maßnahmen erfolgen bis Dezember 2022:
- Sanierung und Vergrößerung bestehender Wohnungen.
- Drei Wohnungen werden mit Balkonen ausgestattet.
- Der südwestliche Teil des Hauses Kapellenweg wird trockengelegt und saniert. Gemäß Beschluss des Gemeinderates werden dafür die gebildeten Mietzinsreserven des Objektes Kapellenweg 1-3 herangezogen.
- Im Zuge der Umbauarbeiten werden von der Leykam Gemeinnützige Wohn-, Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH als Bauberechtigte 15 betreute Wohneinheiten mit einem Gemeinschaftsraum und einem Vereinslokal des Kameradschaftsbundes geschaffen.
Um das Nadelöhr mitsamt einer Tempo 30er-Beschränkung zu entschärfen, soll durch das ehemalige Gasthaus eine Arkade führten, um einen sicheren Geh- und Radweg zu gewährleisten. Für Grünflächen ist ebenso gesorgt: Der Parkplatz zwischen dem "Gruberhaus" und den Häusern am Kapellenweg wird zur Gemeinschaftsfläche.
"Durch diese Sanierungs-Maßnahmen wird Bausubstanz erhalten, leistbares und modernes Wohnen für die Zukunft gesichert. Moderne Mobilität wird durch die in Planung befindliche Errichtung eines Radweges zwischen Gasthaus Posch und A1-Tankstelle gewährleistet. Gemeinsam mit der Neugestaltung des Billa-Marktes, wird somit eine völlig neue, ansehnliche und sichere Südeinfahrt des Ortes entstehen."
Harald Mulle, Bürgermeister
Kritik von der Opposition
Ein wichtiges Projekt, das gerade eine derart große Gemeinde wie Gratwein-Straßengel brauchen wird. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Das Bauvorhaben steht bereits jetzt in der Kritik. Konkret geht es um Geld und die Vergabe, ÖVP und FPÖ sprechen von 400.000 Euro. Im Vertrag mit der Leykam Siedlungsgenossenschaft soll bereits festgelegt worden sein, was wie saniert wird – von "den zusätzlichen 400.000 Euro – die SPÖ und Grüne nun im Gemeinderat durchpeitschen wollen – war im Vertrag keine Rede", so die Freiheitlichen. Kurz: Die Leykam hätte die Kosten der Sanierung zugesagt, nun müsse aber auf die Rücklagen zurückgegriffen werden
"Nun steht der Vorwurf im Raum, SPÖ und Grüne haben – um ein Veto der Aufsichtsbehörde zu verhindern – auf eine schriftliche Nebenvereinbarung verzichtet und wollen ohne Wissen des restlichen Gemeinderats mit einer mündlichen Nebenabsprache die 400.000 Euro ohne Rechtsgrundlage in Richtung Leykam verschieben", sagt FPÖ-Ortsparteiobmann Christian Riemer.
Summe sei bekannt gewesen
Nachgefragt nach diesen Vorwürfen erklärt Mulle gegenüber MeinBezirk.at, dass es sich bei der Summe eben um Mietzinsreserven handelt und die Leykam diese Häuser seit 15 Jahren betreut – es daher logisch war, zu fragen, ob die Siedlungsgenossenschaft auch dieses Sanierungsprojekt übernehmen würde.
Außerdem, und das ist in der Diskussion brisant: Über genau diese 400.000 Euro wurde schon in einer Gemeinderatsitzung letzten Jahres, im Juni, gesprochen. "Diese Tatsache war also allen bewusst. Es ist schon witzig, dass es jetzt auf einmal heißt, man hätte nichts davon gewusst", sagt Mulle. Man könne sogar mittels Mails und Unterlagen beweisen, dass die Gemeinderäte darüber informiert waren. Und weiter:
"Wir hätten das Geld auch anders nutzen können, aber das haben die Mieter eingezahlt. Was würde man davon halten, wenn es heißt: 'Schön, dass ihr das Geld eingezahlt habt, aber wir verwenden es für etwas ganz anderes'? Das wäre nicht fair. Viele können sich leider nicht vorstellen, wie sich die Dinge in Zukunft in unserer Marktgemeinde entwickeln werden. Wir müssen vorausplanen. Ein Betreutes Wohnen ist als Nachnutzung für ein Gebäude, das so ohnehin nicht mehr bewohnbar ist, eine gute Lösung."
Harald Mulle, Bürgermeister
Das könnte dich auch interessieren:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.