In diesen Tagen hat ein feines Brot seinen großen Auftritt: der Allerheiligenstriezel.
Er hat eine so lange Tradition, wie der Gräberbesuch zu Allerseelen. Im Hofladen der Familie Wippel in Zettling ist der Striezel noch reine Handarbeit
„Immer der Nase nach“, weist Marianne Wippel den Weg. Schwiegertochter Sonja steht seit 4.00 Uhr in der Küche, umgeben von Germteig mit und ohne Rosinen. Die ersten Allerheiligenstriezel sind schon fertig. Sonja Wippel ist gelernte Konditorin. Durch ihre Heirat mit Hubert kam die süße Komponente in den Hofladen, der ganzjährig die Produkte aus eigener Landwirtschaft vermarktet.
Inmitten von Mehl, Rosinen, Rum und Eiern ist Sonja Wippel dabei, Zöpfe zu flechten. Sie beherrscht die Technik, sechs Germteigstangerl zu einem Striezel zu formen. Jetzt kommen die Hefezöpfe in die Warteschleife. Zugedeckt mit einem Hangerl gehen sie langsam um ein Drittel ihrer Größe auf, bevor sie mit Ei bestrichen und mit Hagelzucker bestreut in den Backofen kommen. Allerheiligenstriezel sind eine Primadonna unter den Germteigen, „sie brauchen viel Zeit, Geduld und ganz viel Liebe“, schmunzelt Sonja Wippel. Schon die Zutaten müssen warm sein, die Küche sowieso, Zugluft ist strengstens verboten.
Mehlspeisen gibt es am Hofladen das ganze Jahr, „bis jetzt waren die Buchteln der große Renner“, sagt die bäuerliche Konditorin. Nach den Striezeln kommen die Kekse. Am 21. November gibt’s eine Keksverkostung am Hof, wo aus 25 Sorten ausgewählt und Weihnachtskekse vorbestellt werden können. Ab dann verbringt Frühaufsteherin Sonja Wippel ihre Morgenstunden mit Vanillekipferl, Rumkugeln und Co. Vorbestellung 03135-54837.
Der Allerheiligenstriezel hat eine lange Tradition. Früher beschenkten nach einem alten Brauch die „Godln“ (Tauf- oder Firmpaten) ihre Patenkinder. Auch an Arme wurden Striezeln verschenkt, wie Peter Rosegger beschreibt: „Am Vorabend zu Allerheiligen ziehen sie von Haus zu Haus und grüßen mit: Bitt gar schön um einen Allerheiligenstriezel.“ Die Form des Striezels geht auf eine antike Trauerkultur zurück, wonach als äußeres Zeichen der Trauer die zu Zöpfen gebundenen Haare abgeschnitten wurden.
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