Mama-Papa-Taxi wird zur Unfallquelle

Obwohl Eltern ihre Kinder sicher zur Schule bringen wollen, entstehen gerade direkt davor Gefahren für die Kleinen. | Foto: dpa
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Einst machten sich Kinder gemeinsam auf den Schulweg und die Größeren passten auf die Kleinen auf. Heutzutage fahren viele Eltern ihre Sprösslinge direkt vor die Kindergärten und Schulen. Woran liegt's? "Wir leben in einer hektischen Zeit. Wenn beide Elternteile berufstätig sind, muss es schnell gehen. Darunter kann im Straßenverkehr die Sicherheit leiden", sagt Peter Felber vom Kuratorium für Verkehrssicherheit.

Appell an Vorbildfunktion

163.000 Kinderunfälle ereignen sich österreichweit pro Jahr – 35 Prozent der tödlichen ereignen sich im Straßenverkehr. Ausgerechnet die scheinbar schützenden Mama-Papa-Taxis können zur Gefahrenquelle werden, denn beim Auf und Davon der Autos bleiben die Kinder im Verkehr unsichtbar. "Das bestätigen auch Unfallstatistiken. Wir beobachten immer wieder, dass Kinder in unmittelbarer Straßennähe das Auto verlassen. Häufig sogar beim Kreisverkehr", so Felber, der an die Vorbildfunktion appelliert – und daran, Kindern mehr zu vertrauen, sofern sie gut auf den Straßenverkehr geschult wurden. "Am gefährlichsten wird es aber, wenn sie abgeholt werden, weil nicht alle zeitgleich aus haben."

Auch einige GU-Nord-Gemeinden haben damit Probleme:

Deutschfeistritz: Kiss & Ride-System

"Besonders die Enge im Zufahrtsbereich zum Schulzentrum stellt für uns eine Herausforderung dar", sagt Christian Adamer, Amtsleiter der Marktgemeinde Deutschfeistritz. Im Rahmen des Großprojektes 'Generalsanierung Schulzentrum Deutschfeistritz' wird bereits an Problemlösungen gearbeitet: "So soll beispielsweise im unmittelbaren Nahbereich des neu sanierten Schulzentrums ein 'Kiss & Ride'-System installiert werden", wo die Eltern nur zur Verabschiedung kurz halten können. Ausschließlich die offiziellen Schulbusse sollen länger verweilen dürfen. "Auch die Parkplätze in der Front sollen teils verlegt werden, um mehr Offenheit zu schaffen", teilt Adamer mit. Potenziellen Gefahrenquellen wird der Kampf angesagt, der Verkehrsfluss soll kanalisiert werden. "Kinder und deren Eltern sollen sich am Schulweg sicher fühlen. Jede Reduktion des Schul-Bring-und-Hol-Verkehrs wäre ein Gewinn."

Übelbach: Dauerparker

Mit einem solchen Parkplatz kämpft zurzeit allderdings die Gemeinde Übelbach. 2009 errichtet, damit ein reibungsloses An- und Abfahren gewährleistet ist, "wird der Parkplatz gerne von Dauerparkern blockiert", sagt Bürgermeister Markus Windisch. "Das sichere Ein- und Aussteigen muss gewährleistet sein. Mit dem Parkplatz dachten wir ursprünglich, dass die Sicherheit der Kinder vorrangig ist – und selbstverständlich ist." Die Idee des Parkplatzes war, aufgrund mangelnder Haltemöglichkeit die Kinder nicht übr die Landesstraße gehen zu lassen.

Stattegg: Wendemanöver

Der von der Gemeinde Stattegg zur Verfügung gestellte Parkplatz wird hingegen wenig genutzt – trotz Schülerlotsen. "So kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil Eltern ihre Kinder auf der schmalen Siedlungsstraße direkt vor die Schule bringen und damit enge Wendemanöver mit dem Auto notwendig sind", sagt Bürgermeister Karl Zimmermann. "Wir haben Schulbusse, die die Kinder sicher in unsere beiden Volksschulen bringen. Für die Überquerung der Landessstraße vom Parkplatz der VS Stattegg und der Haltestelle der Holding Graz stellt die Gemeinde täglich einen Schülerlotsen.
Auch vor dem Kindergarten gibt es Probleme, "weil trotz ausreichendem Parkplatz im Dorfplatzbereich der Drang der Eltern, ihr Kind direkt vor der Kindergartentüre abzugeben, offensichtlich sehr verlockend ist", sagt Zimmermann.

Gratkorn: Schülerlotsen gesucht

Trotz Tempo 30 entlang gefährlicher Straßen versucht etwa die Gemeinde Gratkorn in Zukunft auch auf einen Schülerlotsen zu setzen: "Wir wollen die Schutzwege entsprechend sichern", meint Bürgermeister Helmut Weber, "ein Lotse bräuchte aber eine Ausbildung. Wir hoffen, vielleicht Freiwillige dafür zu bekommen".

Frohnleiten: Sozialer Effekt

Der sichere Schulweg hat auch für Frohnleiten höchste Priorität. Nach der Eröffnung des Bildungszentrums und dem Umbau bzw. der Erweiterung des Kindergartenstandorts, wurde der Fokus vermehrt auf die Problematik 'Verkehr vor Schlen und Kindergärten' gelegt. Vor allem an den Zufahrten wird gearbeitet. "Hier sollen u. a. verkehrsberuhigte Bereiche entstehen", meint Ortschef Johannes Wagner. Zum einen sieht er die Verantwortung der Eltern gefragt, zum anderen eine enstpanntere Situation, wenn Kinder wieder mehr zu Fuß gehen würden: "Letztendlich haben es die Eltern in der Hand, wie sicher diese Bereiche sind. Der Schulweg hat auch einen sozialen Effekt, denn wenn Kinder gemeinsam zur Schule gehen, bleibt Zeit zum Plaudern und Spielen. Das darf man nicht unterschätzen", sagt Wagner.

Umfrage: Bringen Sie Ihre Kinder bis vor die Schule?


Daniela Pichler, Gratkorn: Mein Größerer geht in Graz in die Schule, ich muss ihn mit dem Auto bis nach Andritz zur Straßenbahn bringen. Denn das Problem ist, dass kein Bus um die Zeit fährt. Wir sind zwei Mütter und wechseln uns mit den Fahrten ab, das klappt sehr gut. Die Kinder hätten sonst sehr lange Wartezeiten, die wir ihnen nicht zumuten wollen.


Lisa Maria Raunigger, Gratkorn: Ich bringe die Kinder zu Fuß in die Volksschule Gratkorn, wir wohnen nämlich gleich in der Nähe. In der Früh ist das mit den Autos oft ein Problem, es gibt keine Parkplätze. Und die meisten fahren auch zu schnell, jeder hat es so eilig. Leider gibt es auch die Schülerlotsen nicht mehr, vielleicht findet sich wieder jemand.


Maria Paul, Gratwein-Straßengel: Ich bringe meine Kinder selbst mit dem Auto zur Volksschule Judendorf und in den Kindergarten. Das ist für mich und die Kinder am einfachsten, denn ich muss sowieso mit dem Auto zur Arbeit und das liegt gleich am Weg. Mit Parkplätzen gibt es kein Problem, da sind immer welche frei, um die Kinder gefahrlos aussteigen zu lassen.

Obwohl Eltern ihre Kinder sicher zur Schule bringen wollen, entstehen gerade direkt davor Gefahren für die Kleinen. | Foto: dpa
"Wir beobachten immer wieder, dass Kinder in unmittelbarer Straßennähe das Auto verlassen", sagt Peter Felber. | Foto: KFV
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