Kneipp
Nach Lockdowns: Kinder brauchen mehr Bewegung
Der Österreichische Kneippbund warnt, dass durch die Pandemie der Bewegungsmangel bei Kindern zugenommen hat. Mit Folgen.
Digitaler Unterricht statt Schulsport, Beschäftigungen rund um den Küchentisch statt auspowern beim Vereinssport: Viele Kinder und Jugendliche sind durch die Lockdowns körperlich träger gemacht. Vor allem zu Beginn der Pandemie fehlte es an ausreichend Möglichkeiten, sich zu treffen und gemeinsam in Bewegung zu bleiben. Ein Umstand, der an der Gesundheit des Nachwuchses nicht spurlos vorbeigegangen ist. "Hier gilt es, alles daran zu setzen, um dem entgegenzuwirken", sagt Georg Jillich, Sportwissenschafter und Präsident des Österreichischen Kneippbundes.
Knapp fünf Kilo mehr
Manch einer scherzt über zugenommene "Corona-Kilos", seit die größte Gesundheitskrise unserer Zeit das Sozial- und Freizeitverhalten verändert hat. Frustessen oder Essen aus Langweile gepaart mit Bewegungsarmut haben Folgen. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft warnte bereits: Bei Kindern konnte in einer Studie eine Gewichtszunahme von mehr als 4,5 Kilogramm in sechs Monaten 2020 beobachtet werden. Dabei haben Kinder einen natürlichen Bewegungsdrang und versuchen sich darin, unterschiedliche Aktivitäten und Bewegungsformen auszuprobieren.
Bewegung ist natürlich
Das weiß man auch im Kneipp-Kindergarten Gratwein-Straßengel, der die fünf Kneipp-Säulen Wasser, Heilkräuter, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung mit den Kleinen lebt. "Da werden liebevoll Kräutergärten angelegt und gepflegt, gemeinsam mit den Kindern eine gesunde Hause zubereitet oder das Immunsystem beim Wassertreten gestärkt – die Kreativität in den Bildungseinrichtungen diesbezüglich ist dabei riesig und die Kinder werden auf spielerische Art und Weise an eine gesunde Lebensweise herangeführt. Je früher der Grundstein für eine solche gelegt wird, desto besser", sagt Jillich.
"Dadurch, dass wir durchgehende offen hatten, haben wir von Gewichtszunahmen nichts bemerkt. Bei uns spielt die Bewegung eine entscheidende Rolle", sagt die Leiterin Eva Senger-Streimelweger. Der Kindergarten verfügt über einen Turnsaal, wo Klettergerüst, Trampolin und Co. zum Schwitzen anregen, und über einen Bewegungsraum, wo mit unterschiedlichen Materialien Bewegungsmöglichkeiten ausprobiert werden. "Außerdem sind wir viel draußen, sind im Wald unterwegs. Ich würde schon fast sagen, dass wir hier mehr Bewegung hatten in der Zeit der Lockdowns." Kinder, sagt sie, gehen ihren Bedürfnissen nach. Dazu zählt die Bewegung. Sie ist nicht nur wichtig, um fit zu bleiben, sondern auch, um soziale Erfahrungen zu machen, die eigene Kraft kennen- und dosieren zu lernen und den Körper allgemein einschätzen zu können.
Gesunde Ernährung am Plan
Keine drei Kilometer vom Kneipp-Kindergarten entfernt legt auch das Kinderhaus "Kinder am Straßenglerberg" Wert auf eine gesunde Ernährung. Jeder Tag steht unter einem eigenen Motto. "Unsere Kinder lieben Abwechslung und eine gesunde Vielfalt . Daher bieten wir jeden Tag zusätzlich einen Genussbaustein an, um die Geschmacksvorlieben möglichst vieler Kinder anzusprechen. Die Jause wird frisch und täglich von unserem eigenen Team vorbereitet und ansprechend kreativ für die Kinder als Buffet angeboten. Das Auge isst ja bekanntlich mit", sagt Natascha Ofner, die pädagogische Leiterin. Mit "Fit in die Woche" geht's am Montag los, gefolgt von "Alles Käse" und auch dem "Steirer Tag". Wichtig ist, dass alle Produkte regional verfügbar und frisch sind. Die Kinder sollen so lernen, woher ihre gesunde Jause kommt.
Wichtig ist aber auch, dass "gesündigt" werden darf – allerdings mit Bedacht: Am "Süße Versuchung"-Tag gibt es zusätzlich Fruchtaufstriche sowie Honig von Imkermeisterin Martina Oberhumer.
Ursachen und Lösungen
Woran liegt es also, dass Kinder und Jugendliche statistisch gesehen zugenommen haben? "Die Vorbildfunktion der Erwachsenen darf dabei keinesfalls unterschätzt werden", erinnert Jillich, der selbst Vater einer kleinen Tochter ist und weiß, worauf es ankommt, wenn man Kinder für gesundheitsfördernde Maßnahmen begeistern will. Es müssten laut dem Kneippbund-Präsidenten Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Kinder wieder Freude an Bewegung haben und somit auch ihre Gesundheit gefördert werden kann. Hierbei fordert er auch die Politik auf. "Wir wollen Gehör und Beachtung finden, um uns weiterhin bestmöglich im Sinne der ganzheitlichen Gesundheitsförderung für die Bevölkerung einsetzen zu können", sagt er.
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