Sechs tote Störche bei Strommast
Sechs Weißstörche sterben innerhalb einer Woche in Gratwein – Stromtod vermutet.
Alarmstufe Rot herrscht derzeit beim Steirischen Tierschutz, nachdem bei einem Abspann-Strommast in Gratwein sechs Weißstörche tot aufgefunden wurden. "Es hat sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Stromunfall gehandelt", berichtet der Feldbacher Ornithologe Michael Tiefenbach, Koordinator des Artenschutzprogrammes Weißstorch in der Steiermark. "Die Tiere wurden an unterschiedlichen Zeitpunkten direkt unter dem Mast entdeckt, teilweise mit abgetrennten Gliedmaßen, doch meist äußerlich unversehrt." Der Vermutung, ein Tierhasser würde in Gratwein sein Unwesen treiben (wie in einem Bericht einer Tageszeitung kolportiert, Anm.), erteilen mehrere Augenzeugen eine Absage: "Ich habe den Betonmast von einem naheliegenden Café aus beobachtet. Auf der Spitze saß ein Storch, als es plötzlich zu einem lauten Knall kam und der Vogel herunterfiel", erinnert sich Heidi Krammer. Tags darauf, so ein anderer Zeuge, sei ein weiterer Storch leblos vom Mast gestürzt.
"Hohe Stromtodgefahr"
Der deutsche Naturschutzbund, kurz NABU, nimmt beim Thema "Stromtod bei Vögeln" eine europaweite Vorreiterrolle ein. Für Eric Neuling ist nach Sichtung des von der WOCHE zur Verfügung gestellten Fotomaterials klar, dass vom besagten Mast eine sehr hohe Stromtodgefahr für Vögel ausgehe. "Die Abstände zwischen den Traversen sind viel zu gering, auch die Abstände zwischen den Isolatoren und den Überspannelementen. Die Isolatoren sind außerdem zu kurz." Abhilfe könnten, so Neuling, entsprechende Langstab-Isolatoren oder Abdeckhauben schaffen.
"Kurzschluss ausgeschlossen"
Michael Tiefenbach sieht dringenden Handlungsbedarf und appelliert an die Energie Steiermark: "Vieles spricht dafür, dass diese Konstruktion als Todesfalle für Großvögel fungiert. Sie muss schnellstmöglich entschärft werden." Anders sieht das die Energie Steiermark. Konzernsprecher Urs Harnik: "Wir nehmen die Vorfälle ernst und haben eine technische Überprüfung der entsprechenden Stromleitung veranlasst. Aufgrund der vorliegenden Spannungsauswertungen können wir einen Kurzschluss in diesem Bereich definitiv ausschließen. Eine Überprüfung des Masts – der sich seit einigen Jahren an diesem Ort befindet – hat ergeben, dass keine sicherheitsgefährdenden Schäden vorliegen."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.