Gratkorn
Senecura: Mitarbeiter reagieren auf die Missbrauchsvorwürfe

Was ist ein alter Mensch wert? Gegen das Senecura Sozialzentrum in Gratkorn wiegen die Vorwürfe schwer. Drei ehemalige Mitarbeiter erzählen MeinBezirk.at, was wirklich passiert und wollen klarstellen, was an anderer Stelle erzählt wurde, aber so wohl nicht passiert sei. | Foto: Pixabay
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  • Was ist ein alter Mensch wert? Gegen das Senecura Sozialzentrum in Gratkorn wiegen die Vorwürfe schwer. Drei ehemalige Mitarbeiter erzählen MeinBezirk.at, was wirklich passiert und wollen klarstellen, was an anderer Stelle erzählt wurde, aber so wohl nicht passiert sei.
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Am 10. Februar sorgte eine Nachricht aus Gratkorn für Aufschrei: Im Senecura Sozialzentrum soll es zu schweren Missbräuchen gegenüber wehrlosen Bewohnerinnen und Bewohnern gekommen sein. Drei ehemalige Mitarbeiter sprechen mit uns darüber, warum sie zur Polizei gegangen sind und wie es zu den Vorfällen kam. 

GRATKORN. Von sexuellen Übergriffen, nicht verabreichten Medikamenten, Verwahrlosung und Nahrungsentzug ist die Rede: Im Senecura Gratkorn soll es zu derartigen Fällen gekommen sein. Die Vorwürfe wiegen schwer. Die Unternehmensgruppe hatte noch am selben Tag ein Statement veröffentlicht, in dem es unter anderem hieß: 

"Die SeneCura-Gruppe nimmt jegliche Hinweise zu möglichen Verfehlungen ernst. Es wurden auch die genannten Vorwürfe im SeneCura Sozialzentrum Gratkorn – gemäß unserem Qualitätssicherungsprozess unter Beiziehung ärztlichen Fachpersonals – genauestens untersucht. Die interne Untersuchung hat keine Missstände ergeben."
Offizielles Statement

Die Vorwürfe, so die Unternehmensgruppe, seien "schlicht und einfach falsch und entbehren jeglicher Grundlage. Offensichtlich fahren 'anonyme Hinweisgeber' aus völlig unnachvollziehbaren Gründen eine Schmutzkübelkampagne gegen bestimmte Mitarbeitende des Hauses". Ganz so anonym scheinen die "Hinweisgeber" nicht zu sein.

Wer seine Liebsten im Alter oder im Falle einer Krankheit gut versorgt wissen will, wendet sich an Profis. Wenn es dabei aber zu Missbrauch kommt, ist das Vertrauen verloren. | Foto: unsplash/Harry cao
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Gerechtigkeit eingefordert

Drei ehemalige Mitarbeiter (Namen sind der Redaktion bekannt) haben bei der Polizei eine Anzeige gegen eine andere Pflegeperson erhoben. "Ich habe in meinem Bericht der Polizei mitgeteilt, dass diese Pflegeperson vor mir und anderen Zeuginnen und Zeugen inklusive der Heimleitung und der Pflegedienstleitung zugegen hat, Medikamente nicht verabreicht zu haben", sagt einer der Drei gegenüber MeinBezirk.at. Daraufhin, fügt er hinzu, haben mehrere Personen Heim- und Pflegedienstleitung um Gespräche gebeten.

Alle Infos:

Senecura-Gruppe reagiert auf Missbrauchsvorwürfe

Insgesamt soll es vier Besprechungen gegeben haben, bei denen "wir in Kenntnis gesetzt wurden, dass diese Pflegeperson eine schriftliche Verwarnung bekommen hat. Das hat er auch bestätigt. Mehr ist aber nicht passiert. Da wussten wir, dass da etwas unter den Tisch gekehrt wird. Bei jedem Gespräch mit Heim- und Pflegedienstleitung forderten wir eine Mitschrift, das wurde aber verneint. Wir wurden auch stets hingehalten, dabei wollten wir nur wissen, warum Zeit vergeht, wenn einem Menschen Unrecht getan wird. Diese Pflegeperson durfte weiterarbeiten. Wo bleibt hier bitte das Motto 'näher am Menschen'?"

Für die Meldungen "beurlaubt"

Zwar habe man den drei Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern gesagt, sie hätten mit der Meldung über Fehler zwar richtig gehandelt, so der Mann, "trotzdem passierte nichts. Der Beschuldigte durfte nur nicht mehr in diesem Stockwerk, wo es zu den Fällen kam, arbeiten. Das machte für uns aber auch keinen Sinn, weshalb wir wieder das Gespräch mit der Pflegedienstleitung gesucht haben." Besonders bitter: Diejenigen, die auf die Vorfälle aufmerksam gemacht haben, wurden schlussendlich "beurlaubt".

Drei ehemalige Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter wollen, wie sie sagen, Gerechtigkeit und sprechen explizit Heim- und Pflegedienstleitung an. | Foto: unsplash/Andreea Popa
  • Drei ehemalige Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter wollen, wie sie sagen, Gerechtigkeit und sprechen explizit Heim- und Pflegedienstleitung an.
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"Bei einer Kollegin hat er gezeigt, wie er die Tabletten wegwirft, bei einer anderen, wie er Harn abnimmt – so, wie er es gemacht hat, gilt es offiziell als Übergriff. Aber was ist passiert? Heim- und Pflegedienstleistung wissen plötzlich nichts mehr davon", zeigt er sich verärgert. Und: "Ärzte begutachten nun diese Frau, was sollen sie da finden? Das ist schon passiert. Mir fehlen die Worte. Einem, der sich gut verkaufen kann, schenkt man Gehör, jenen, die das beste für die Menschen wollen und ihre gesamte Energie investieren, hört keiner zu."

Unternehmensgruppe wehrt sich

Auch ärgert es den ehemaligen Mitarbeiter, dass medial von Vorfällen gesprochen wurde, die so, wie er sagt, kein Thema waren. Zu den Vorwürfen, dass Bewohnerinnen und Bewohner Hunger gelitten hätten und das Essen zu schlecht sei, distanzieren sich die drei "zu 100 Prozent. Das wurde von uns gegenüber der Polizei nie kommuniziert. Die Küche im Haus macht einen großartigen Job und war immer sehr bemüht, jeden Wunsch zu erfüllen". 

Anton Kellner, CEO der Senecura-Gruppe hat im offiziellen Statement bekannt gegeben, dass das Unternehmen mit aller Härte gegen "Verleumdungen vorgehen" und sogar gerichtliche Schritte setzen werde. Für einen der ehemaligen Mitarbeiter ist das die vielbesagte Kirsche auf der Torte: "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses sind schon gegangen, weil sie das Ganze, wie damit umgegangen wird, nicht mehr mitanschauen konnten, andere wurden 'gegangen'. Wir wollten, dass aufgezeigt wird, was schiefläuft, wir wollen Gerechtigkeit. Und jetzt droht man denen, die solche Fälle aufzeigen und sich für die Bewohnerinnen und Bewohner einsetzen. " Darüber hinaus will er klarmachen: Keiner von uns ist gegen Senecura, wir möchten nur Vertuschungen stoppen und fordern die Entlassung von Pflegedienst- und Heimleitung."

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