Interview Werner Kirchsteiger
„Immer Mensch zu bleiben, ist ganz wichtig“

Werner Kirchsteiger verabschiedet sich mit Wehmut aus dem Amt. | Foto: MeinBezirk.at
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  • Werner Kirchsteiger verabschiedet sich mit Wehmut aus dem Amt.
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Nach über 17 Jahren als Hausmannstättens Ortschef übergibt Werner Kirchsteiger Mittwoch-Abend sein Amt an seinen Nachfolger Patrick Dorner. Im Interview gibt er uns einen Einblick und spricht auch über Wehmut.

  • Mehr als 17 Jahre Bürgermeister ist eine extrem lange Zeit. Welche Projekte haben Sie in dieser Zeit am meisten bewegt?

Werner Kirchsteiger: Das Hauptprojekt, bei dem wir aber nicht viel dazu beigetragen haben, war der Himmelreich-Tunnel. 30 Jahre haben wir für das Projekt gekämpft. Der Verkehr beim Schulzentrum ist dadurch seit 2011 weg. Schöne Projekte waren auch der Neubau der Volksschule, des Wirtschaftshofs, des Generationensaals oder Geschichten wie der Generationenpark, das Betreute Wohnen, der Ferbersbachradweg und zahlreiche Sanierungen.

  • Sie scheinen sehr beliebt gewesen zu sein, haben bei den Gemeinderats-Wahlen stets die absolute Mehrheit und immer über 60 Prozent erreicht. Wie sieht ihr Geheimrezept aus?

Es gibt ein paar Dinge, die man einfach beachten soll. Das werde ich auch meinem Nachfolger mitgeben. Das eine ist immer Mensch zu bleiben. Das ist ganz wichtig. Dass man ein Herz für die Menschen hat. Was für micht auch immer eine Vorgabe war, ist Toleranz und Akzeptanz. Jeder Mensch hat das Recht so akzeptiert zu werden wie er ist, mit all seinen kleinen Fehlern und seinen kleinen Schwächen. Das ist es ja, das uns liebenswert macht und uns von einer Maschine unterscheidet. Und, dass man wirklich vor den Menschen Respekt hat. Das ist bei uns in der Gesellschaft in letzter Zeit ja ein bisschen verloren gegangen. Bitte, Danke und Grüßgott sind fast aus dem Wortschatz gestrichen worden, auch bei den Kindern. Wenn man diese Dinge lebt, bekommt man einen guten Kontakt mit den Menschen zusammen und kann auch nach Diskussionen gut auseinander gehen. Das Hausmittel für Erfolg ist Vertrauen zu gewinnen. Vertrauen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Ich bin mit diesem Rezept ganz gut gefahren.

  • Schwingt beim Abschied auch ein wenig Wehmut mit?

Es schwingt eine große Wehmut mit, weil das Arbeiten im Gemeindeamt ein Vergnügen war. Spaß macht es nicht immer, aber es war ein Vergnügen. Weil das ganze Team hinter mir gestanden ist. Ich konnte mich auf alle verlassen. Das ist etwas, das auch uns als Hausmannstätten auszeichnet. Das ist der Verdienst der ganzen Belegschaft, die da sind, wenn man sie braucht. Es herrscht ein gutes Klima hier. Das zeigt sich auch daran, dass es eigentlich keine Fluktuation bei den Mitarbeitern gibt.

  • Gibt es auch Schattenseiten eines Bürgermeister-Daseins?

Wenn Bewohner kommen und nicht verstehen, dass es nicht so funktioniert, wie sie es gerne hätten und dann ungut werden. Ich bin ein Gerechtigkeits-Fanatiker und empfinde das dann als ungerecht. Schwierig ist einfach die finanzielle Situation und sie wird immer schwieriger für die Gemeinden. 2024 ist schon ein Jahr, in dem wir nicht mehr ausgeglichen budgetieren können, weil einfach die Kosten zu hoch sind. Den Gemeinden wird immer mehr Arbeit zugeschanzt. Die Bürokratie ist gestiegen.

Auch in den letzten Tagen im Amt war der Ortschef noch fleißig am Arbeiten. | Foto: MeinBezirk.at
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  • Rückblickend gesehen, was war Ihr größter politischer Erfolg, was vielleicht ein Misserfolg?

Misserfolg ist, dass ich den Radweg über den Hühnerberg nicht zusammenbringe. Wir waren schon knapp davor, aber das haben wir nicht geschafft. Was für mich ein großes Problem für die Gemeinde darstellt ist, dass wir bei Starkregen große Probleme mit dem Abfluss haben. Die Starkregenereignisse nehmen zu und wir sind bei Hanglagen machtlos. Da leide ich mit den Menschen mit und ich kann nichts tun. Vor 20 Jahren war das noch kein Thema, heute muss man ein Gutachten vorlegen, wie man das Oberflächenwasser wegbringt.

  • Wie wird Ihre Pension ab morgen aussehen? 

Ich helfe noch ein wenig mit den Rechnungsabschluss zu machen und bin noch bis 8. Februar Kassier bei GU Süd. Erstens habe ich eine Familie, meine Frau hat jetzt 50 Jahre wenig von mir gehabt. Meine Tochter mit ihrer Familie und den Enkelkindern wohnt im Nebenhaus. Ich hab ein wunderbares Motorrad in meinem Carport stehen, auf das freu ich mich auch schon. Und nach langer, langer Zeit ein Urlaub, der länger als acht Tage dauert. Ich war auch im Urlaub immer erreichbar. Jetzt fahren wir 17 Tage.

Nach über 17 Jahren ist Schluss: Bürgermeister Werner Kirchsteiger geht in Polit-Pension. | Foto: MeinBezirk.at
  • Nach über 17 Jahren ist Schluss: Bürgermeister Werner Kirchsteiger geht in Polit-Pension.
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Zur Person:
Werner Kirchsteiger wurde 1953 in Bruck an der Mur geboren und ist in Trofaiach aufgewachsen, nach dem Studium der technischen Mathematik leitete mehrere Software-Unternehmen, war Lehrer an der HTL Pinkafeld sowie der HTL Weiz und ist seit 1972 in Hausmannstätten wohnhaft. Seit 2006 war Kirchsteiger Bürgermeister der Gemeinde. Dieses Amt übergibt er heute an Patrick Dorner.

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