Nachbarn lassen die Steirer „schäumen“
Trotz EU-Millionen scheint Burgenland nicht viel für die Ökologisierung der Raab übrig zu haben.
Der Konflikt zwischen Ungarn und Österreich wegen der Schaumbildung auf der Raab ist gerade erst beigelegt worden. Der Kurs auf ruhigere Gewässer konnte allerdings nicht lange gehalten werden. Im bilateralen Streit waren es noch die Steirer, die die Segel gestrichen haben. Nun aber sind sie es, die vor Wut schäumen. Wenigstens schwappt die Welle der Empörung vorerst nicht über die Staatsgrenze hinaus.
Der steirische Ärger staut sich vielmehr im Burgenland auf. Genauer gesagt in Neumarkt an der Raab. Dort wird dieser Tage – ganz so wie ein EU-Projekt das vorsieht – die Wehrkrone des Kraftwerkes abgesenkt und eine Umgehungsgerinne gegraben. Doch die begleitenden, darüber hinaus erforderlichen Maßnahmen zur Fischpassierbarkeit lassen im Burgenland zu wünschen übrig. Vor allem was die Anbindungen der Altarme zur Laufverlängerung der Raab betrifft, werde gepfuscht – und das, obwohl die Maßnahmen und Ziele im Projekt „Openwehr“ klar vordefiniert sind. „Was da gemacht wird, ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Hier werden einmalige Chancen zur Ökologisierung der Raab vertan“, kritisiert Oskar Tiefenbach, Bezirksstellenleiter des Naturschutzbundes Feldbach. Rückendeckung bekommt er von seinen Kollegen im Burgenländischen Naturschutzbund.
Halbherzig trotz voller Kassen
Das Zwei-Millionen-Projekt wird zu 85 Prozent aus dem EU-Topf finanziert. Die Zuständigkeiten für die Umsetzung in Österreich liegen bei der Abteilung für Wasser- und Abfallwirtschaft in der jeweiligen Landesregierung. Während auf steirischer Seite im Raum Hohenbrugg an der Raab und Schiefer die Maßnahmen zur Laufverlängerung – wie etwa Fischwanderhilfen, Anbindung von Altarmen und Sohlniveauanhebung – wie vereinbart umgesetzt werden sollen, scheinen die Burgenländer die Erfüllung ihrer Vertragspflichten nicht allzu ernst nehmen zu wollen.
Als oberstes Ziel der ökologischen Maßnahmen entlang der Raab ist die grenzüberschreitende Durchgängigkeit – und damit verbunden Hochwasserschutz – definiert. Für das Burgenland wurden der Umbau der Wehranlage in Neumarkt an der Raab, die Anbindung des Bewag-Altarmes und des Vossen-Altarmes im Raum Jennersdorf sowie des St. Martiner Altarmes vereinbart. Allerdings beabsichtigen die Burgenländer Raab und Altarme lediglich mittels Rohrdurchlässe zu verbinden. „Mit dieser halbherzigen Anbindung kann keine natürliche Fließwasserdynamik entstehen“, warnt Tiefenbach. Es komme zu Verlandungen sowie Schlamm- und Sandablagerungen. „Dann rinnt nur noch ein Bacherl durch den Altarm“, so Tiefenbach. Weder stagnophile noch rheophile Fischarten würden hier einen geeigneten Lebensraum vorfinden. „Richtige“ Altarmanbindungen könne man sich in Rohr und Kirchberg an der Raab anschauen. Dort wird der Fluss mittels Querriegel komplett in die Altarme umgeleitet.
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