WOCHE-Tischgespräch: Für KWB-Chef Erwin Stubenschrott ist Vertrauen ein Lebenselement

Erwin Stubenschrott beim WOCHE-Tischgespräch mit Redakteurin Daniela Kuckenberger.
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Tischgespräch der besonderen Art: In der WOCHE-Serie bitten wir unternehmerische Menschen unseres Bezirks zum Gespräch. Diesmal mit Erwin Stubenschrott, Geschäftsführer von KWB in St. Margarethen.

WOCHE: Wie hat man neben acht Kindern, einer Landwirtschaft und der Arbeit noch die Zeit, einen Betrieb wie KWB aufzubauen?
Erwin Stubenschrott: Wir waren von Beginn an ein exzellentes Team – privat hat meine Frau das zu 100 Prozent mitgetragen. Ich war in den ersten zehn Jahren relativ wenig bei der Familie, unter 70 Stunden Arbeit pro Woche war da nicht viel. Meine Frau hat mir immer den Rücken freigehalten, sie hat auch 90 Prozent der Kindererziehung übernommen. Sonst wäre das nicht möglich gewesen.

Und Ihr Antrieb dazu?
Ich habe so viel erlebt bis zum Vierziger, vieles hat mich gestärkt, einiges hat mir auch große Schmerzen bereitet. Ich habe gesagt, wenn ich die Chance habe, mit 40 etwas Neues zu machen, dann ist das eine einmalige Chance. Die wollte ich nützen, um auch als Wirtschaftsbetrieb Anteilnahme zu leisten am Gemeinwohl. Es kann nicht sein, dass große Unternehmen nur gewinnorientiert sind und die Menschen dahinter interessieren nicht.

Wenn Sie eine Sache auf der Welt beeinflussen könnten, was wäre das?
Der Frieden im Herzen! Wir können die Welt nur befrieden, wenn der Mensch mit sich selber im Reinen ist. Wir haben nicht das Recht, auf Kosten anderer unseren Wohlstand aufzubauen. Ohne Gerechtigkeit, ohne den Menschen ein friedvolles und glückliches Leben zuzugestehen, werden wir die Probleme nicht lösen.

Was tun Sie persönlich für dieses Miteinander?
Ich überlege immer, was brauchen die Menschen, was kann ich dazu beitragen, dass es anderen gut geht. Das kann jeder von uns machen. Man darf sich nur nicht überfordern, sich nur so viel Last auflegen, wie man tragen kann.

Was für ein Chef sind Sie?
Ich baue sehr stark auf Eigenverantwortung. Man kann niemanden dauerhaft motivieren, aber man kann Umstände schaffen, die motivierend sind. Als Biobauer weiß ich ganz genau, ich muss den Boden aufbereiten, damit der Samen keimen kann. Ich muss die Basis schaffen. Am Pflanzerl ziehen, das funktioniert nicht. Auf manche Dinge muss man einfach vertrauen, man kann nicht alles erzwingen.

Wie könnte man es sich mit Ihnen richtig verscherzen?
Vertrauen missbrauchen, verraten, persönliche Bereicherung auf Kosten anderer. Für mich ist Vertrauen ein Lebenselement.

Muss man sich Ihr Vertrauen erst verdienen oder verschenken sie es?
Ich bin kein misstrauischer Mensch, im Gegenteil. Jeder Mensch hat positive Eigenschaften, das habe ich in der Karlau gelernt. Dort habe ich 14 Jahre in einem privat geführten Betrieb unter privatwirtschaftlichen Bedingungen mit Häftlingen als „Angestellte“ gearbeitet. Mit Schwerverbrechern, Gewaltverbrechern, das war eine sehr prägende Zeit.

Haben Sie mit dieser Haltung auch schon draufgezahlt?
Ja, sicher. Aber wenn von zehn Leuten mich einer enttäuscht, kann ich die neun anderen nicht dafür strafen. Ich habe ja gar nicht das Recht, mir anzumaßen, jemandem schon im Vorfeld das Vertrauen abzusprechen. Darum gibt's bei mir immer einen Rucksack Vertrauen im Vorfeld.

Erwin Stubenschrott im Wordrap

Familie: Sehr groß. Wir kommen oft zusammen, das hat meine Frau eingeführt, bei uns wird alles gefeiert. Zum Feiern findet sich immer ein Grund.

Bio-Landwirtschaft: Als Hobby und zur Erdung. Ich brauch das Hinhorchen und Spüren vom Leben. Wir haben keine Landwirtschaft, wo man was verdienen kann, eher eine Sparkasse.

Misserfolg: Ich bin oft genug gestrauchelt und hingefallen. Aber hinfallen ist keine Schande, aufstehen soll man wieder. Ab und zu braucht man jemanden, der einem wieder aufhilft.

Fehler: Man sagt, Erfahrung sammelt man durch Fehler. Wenn das stimmt, dann bin ich einer der erfahrensten Menschen bei uns in der Unternehmung. Ich mache jeden Tag einen Fehler. Wenn man mutig ist und etwas bewegen will, gehört das dazu. Es darf nur nicht sein, dass man nur noch Fehler macht.

Zur Person

Erwin Stubenschrott ist 59 Jahre alt und Gründungsmitglied, Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma KWB in St. Margarethen. Nebenbei betreibt er eine kleine biologisch geführte Landwirtschaft. Aufgewachsen ist Stubenschrott in Zöbing. Der gelernte Schlosser ist Vater von acht Kindern (ein Sohn, sieben Töchter) und siebenfacher Opa. Die Enkelkinder Nummer acht und neun sind unterwegs.

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