Der Jubilar und das Wikipedia anno dazumal
Pater August Janisch feiert 50 Jahre Priesterdasein und erzählt über sein Leben als Mönch und was er hinter Klostermauern gefunden hat.
Eigentlich kam August Janisch zur Genesung ins Stift Rein. Sieben Jahre nach dem Briefbombenattentat und nach einer überstandenen Krankheit sollte ein Jahr der Auszeit Erholung bringen. Entwickelt hat sich daraus ein Glücksfall für barocke Engel, der Start ins Computerzeitalter in den Mönchszellen und eine feierliche Messkomposition, die auf ihren großen Auftritt lange warten musste.
Ewiges Gelübde
"Der geordnete Tagesablauf mit den Gebetszeiten und die Gemeinschaft haben mir gleich gefallen", erinnert sich Pater August. Beim Frühstückssterz, bei Wanderungen im Stiftswald und in Gesprächen mit dem damaligen Abt Petrus Steigenberger reifte der Gedanke zum Eintritt in das Kloster. 2001 zog er das Ordenskleid der Zisterzienser an, 2005 legte er das Ewige Gelübde ab. Am 3. Juli feiert August Janisch nun sein 50-jähriges Priesterjubiläum.
Hinter Klostermauern
In den alten Klostermauern zeigte sich das Renovierungstalent von Pater August. Schon als Novize sorgte er dafür, dass die Zimmer der Mönche mit WC, Dusche und Internetanschluss ausgestattet wurden. Als Putzbrocken von der Decke der Kirche bröselten, startete er mit der Renovierung der Basilika. Weil diese nicht beheizbar war, suchten die Mönche nach einem Raum für eine warme Winterkirche. "Die alte Sakristei stand leer, ganz muffig und feucht vom katastrophalen Hochwasser im Jahr 1975. Beim Graben für die Bodenheizung stießen wir auf den romanischen Kapitelsaal und die Grabstätte des Stifters", berichtet er vom Jahrhundertfund. Leopold I, Markgraf von Steyr, gründete 1129 Stift Rein und gab der Steiermark ihren Namen. Sein Grab kann bei den täglich angebotenen Führungen besichtigt werden.
Im Mittelalter war das Stift wohl auch so etwas wie Wikipedia. Und noch heute ist das fast 900 Jahre alter Kloster ein Treffer, wenn man sich auf die Suche nach altem Wissen macht. So haben Reiner Mönche seit dem 14. Jahrhundert u. a. über Besitzverhältnisse Buch geführt, erklärt Pater August.
Missa Solemnis
Pater August fördert viel Verborgenes zutage. Wie die Missa Solemnis, eine von Valentin Lechner komponierte Messe, deren Noten im Stift Rein gefunden wurden. "Von ihm stammt auch das Salve Regina, das der Grazer Domchor im Oktober in der Basilika singen wird". Das Benefizkonzert steht im Zeichen der Renovierung historischer Bücher – Pater Augusts nächste Herausforderung. "Viele Bücher sind in einem schlechten Zustand, für deren Renovierung suche ich jetzt Paten".
Information
August Janisch wurde 1942 in St. Ruprecht geboren, studierte in Graz Theologie und empfing 1966 die Priesterweihe. Er war Kaplan in Hitzendorf, Lehrer und Subregens im Bischöflichen Seminar und Pfarrer in Hartberg.
Am 3. Juli feiert August Janisch um 9 Uhr in der Basilika von Rein sein 50-jähriges Priesterjubiläum. Die Predigt hält sein Nachfolger als Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke, Wolfgang Schwarz. Die musikalische Umrahmung kommt vom Frauenchor In Ecclesia unter der Leitung von Lynn Ammerer-Ford. Infos zum Stift Rein gibt's unter: www.stift-rein.at.
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