Der Maibaum gehört zum Dorfleben
Mit dem Maibaum kommt die warme Jahreszeit. Das Aufstellen ist vielerorts das Fest, das eine Dorfgemeinschaft nach dem Winter wieder im Freien feiern kann.
Nicht selten werden unter seinem Kranz zarte Bande fürs Leben geknüpft, getanzt und gefeiert wird sowieso. Wie zu Urgroßvaters Zeiten wird in St. Oswald bei Plankenwarth der Maibaum aufgestellt. Als Motor gilt Leo Klimacsek, der am 30. April um 11:00 Uhr mit einem Dutzend starker Männer zu den Aufstellstangen greift und auf Ho-Ruck von Bgm. Andreas Staude dem Maibaum in die Senkrechte bringt.
„Es ist schon passiert, dass unser Maibaum vor dem 1. Mai umgeschnitten wurde“, spricht Klimacsek einen Brauch an, der vielfach für die nächtlichen Säger Gefahr und Strafe bringt. Seit der Maibaum im Garten des Pflegezentrums von St. Oswald seinen Platz findet, passierte das nicht mehr, „die Senioren haben so eine Freude damit, denen will man den Baum nicht nehmen“. Beim Fest des Aufstellens sind alle eingeladen.
Um den Baum nach altem Brauch aufzustellen, braucht es lange Stangen, an deren Enden Schlaufen befestigt sind. „Da müssen alle zusammenhalten, das funktioniert sonst nicht“, erklärt St. Oswalds Vizebürgermeister. Vom Beruf her ist Klimacsek Werbegrafiker in der Brauerei Puntigam. Mit künstlerischem Talent ausgestattet, trägt der Maibaum auch vom Schnitzmuster her seine Handschrift.
„Ich bin ein Vereinsmensch“, outet sich der gebürtige St. Bartholomäer, der der Liebe wegen vor Jahrzehnten in die Nachbargemeinde zog. St. Oswald hat 22 Vereine, „bei 20 bin ich dabei, nur nicht bei der Katholischen Frauenbewegung und beim Zwergerltreff“, schmunzelt der gelernte Maler. Als leidenschaftlicher Fußballer brachte ihn Gattin Christine zum Volkstanzen. „Anfangs bin ich nur mitgegangen, bis mir mit 29 Jahren der Knopf aufgegangen ist“. Seither tanzt Klimacsek beim Volkstanzkreis, hat das Schuhplatteln erlernt und seine Liebe zur Volksmusik entdeckt. Dem Fußball blieb er trotzdem treu, trainierte zwei Jahrzehnte die U7 bis U13 und wird demnächst zum Obmann des GSV St. Oswald gekürt.
„Das Vereinsleben ist für eine Dorfgemeinschaft ganz wichtig. Dort wird über Gott und die Welt gesprochen, Freundschaften geknüpft und zusammengehalten. Wir sind in unserer Gemeinde damit gesegnet“, sagt Klimacsek, der darin auch ein Mittel gegen Vereinsamung und ein sinnvolles Angebot für die Jugend fernab von Handy und Tablet sieht. „Ich habe das Gefühl, dass bei der Jugend wieder ein stärkeres Bewusstsein für das Vereinsleben kommt. Wir müssen den Jungen eine Chance geben, nicht alles, was wir vor 20 Jahren gemacht haben, ist noch zeitgemäß“.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.