Zur Fleischweihe mit dem alten Steyr-Traktor
Vor 25 Jahren raste Harry Winkler in Albertville/Frankreich zum Olympiasieg im Viererbob. 1992 schrieb das Team mit nur zweihundertstel Sekunden Vorsprung österreichische Sportgeschichte. Es sind aber nicht nur die schnellen Flitzer, die es dem Olympiasieger angetan haben. Seit er denken kann, hat der Andritzer ein Faible für alte Traktoren.
„Meine Großmutter hatte in der Nähe von Mureck einen Bauernhof, dort habe ich die Ferien und viele schöne Stunden meiner Kindheit verbracht“, erinnert sich Winkler. „Ich bin am stehenden Traktor meiner Oma stundenlang gesessen und hab mich mit dem Ganghebel und dem Lenkrad beschäftigt“. Der Papa machte ihm die Freude und ging neben dem Traktor mit, als er erstmals im Schritttempo ein bisschen am Hof fahren durfte. Später kam der Sport, der Beruf und die Familie, und ein erworbener alter Traktor gelangte in Opas Holzhütte in Vergessenheit. „Drei Wochen nach dem Tod meines Großvaters brach der Schuppen zusammen, der Traktor darunter bekam nur ein paar Kratzer ab“, erzählt Winkler. Als hätte es diesen Fingerzeig gebraucht, machte er sich mit Freunden daran, den alten Steyr T80 wieder auf Vordermann zu bringen. 2014 gründete er mit Fritz Stehlik den Oldtimer Traktor Club Stattegg, dem inzwischen mehr als 30 Mitglieder angehören.
Die Pflege der Traktor-Oldies, des Brauchtums und der Freundschaften, gemeinsame Ausfahrten, aber auch der soziale Gedanke stehen im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit. So nehmen sich die Mitglieder mit finanzieller und tatkräftiger Unterstützung einer alten Kapelle am Hohenberg zwischen Kalkleiten und St. Radegund an. „Man muss einmal eine Runde mit einem alten Traktor fahren, da sieht man die Landschaft mit anderen Augen“, schwärmt Winkler. Die Oldies tuckern gerade einmal mit 15 km/h, langsamer als ein Moped oder mancher Radfahrer und wohl auch nur mit 1/10 der Geschwindigkeit des Bobs in Albertville.
Traditionell geht die erste Ausfahrt nach der Winterpause zur Fleischweihe auf den Geierkogl. Am Karsamstag treffen sich die Mitglieder in Tracht, mit Steirerhut und glänzenden Traktoren bei der Kirche St. Veit und fahren um 8:30 Uhr Richtung Alpengarten zur Speisensegnung. Auch beruflich geht Winkler den Weg seiner Großväter. „Mein Opa war Postenkommandant bei der Gendarmerie in Stattegg“, er selber arbeitet bei der Kriminalpolizei im Landeskriminalamt Graz.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.