"Tränen brauchen Zeugen"

Foto: klimkin/pixabay

Die richtigen Worte zu finden ist nicht immer leicht. Vor allem nicht, wenn einem Kind der Tod und die Vergänglichkeit erklärt werden müssen.

WOCHE: Soll man mit Kindern über den Tod reden?
Elisabeth Zangrando: Viele Menschen haben Hemmungen und vor allem Angst davor, wie sie reagieren. Doch der Tod gehört zum Leben. Es ist deshalb wichtig, ehrlich mit Kindern zu sein. Jemand, der gestorben ist, kommt nicht mehr zurück. Zu sagen, der Papa sei eingeschlafen, ist keine gute Möglichkeit, denn Kinder könnten Ängste entwickeln und sich vor dem eigenen Einschlafen fürchten. Es gibt Ereignisse im Leben, da wünscht man sich, dass sie nicht passieren. Aber im richtigen Umgang damit kann man gestärkt daraus hervorgehen.

Wie funktioniert die Trauerarbeit?
Indem den Kindern zugehört wird, Trost gespendet und alle möglichen Gefühle erlaubt werden. Tränen brauchen Zeugen. Miteinander kann der Tod angenommen und erkannt werden. Wir erklären den Tod von Grund auf, etwa mit einer Handpuppe: Was passiert, wenn sie sich nicht mehr bewegt, nicht mehr "da" ist? Wir reden auch über das Körperliche hinaus, über die Seele und wohin sie kommt.

Können Kinder, Ihrer Erfahrung nach, den Tod wie Erwachsene begreifen?
Kleinere Kinder können die Endgültigkeit des Todes im ersten Moment nicht derart begreifen. Und Kinder erleben auch traurige Umstände anders. Häufig sind sie in ihrer Trauer sprunghafter: Im einen Moment tieftraurig, im anderen spielen sie mit voller Freude. Kinder trauern punktueller und mit der gesamten Palette der Gefühle: Trauer, Freude, Wut und Zorn. Das ist auch ein Stück weit Schutzmechanismus, der von den Erwachsenen akzeptiert werden muss. Aber es ist auch so, dass Kinder mehr mitbekommen, als man ihnen zutraut. Und es gibt nichts Schlimmeres, als sie dann in ihrer Trauer und mit all ihren Fragen alleinzulassen oder sie nicht ernst zu nehmen.

Wie wichtig sind Abschied und Erinnerung?
Häufig werden wir gefragt, ob Kinder zum Begräbnis mitgehen sollen. Darauf kann ich keine eindeutige Antwort geben. Aber es ist während des Trauerprozesses notwendig, ihnen die Rituale des Abschiednehmens verständlich zu machen. Ein Schlussstrich muss gezogen werden. Es kommt zudem darauf an, wie der Tod eintraf, denn der Tod nach einer langen Krankheit ermöglicht eine Vorbereitung. Für Kinder ist die Erinnerung an den Menschen sehr wichtig. Häufig werden alle Gegenstände des Verstorbenen weggeschlossen, aber die Erinnerung ist alles, was uns bleibt. Und jeder hinterlässt Spuren.

Gibt es Warnsignale, die beachtet werden müssen?
Wir von Rainbows begleiten als Außenstehende während des Trauerprozesses, die Bezugspersonen müssen aber greifbar sein. Denn diese kennen ihre Kinder am besten, können bei auffälligem Verhalten entsprechend reagieren und Unterstützung in Anspruch nehmen.

Alle Informationen zur Arbeit von Rainbows gibt's hier.

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