Hallo, Pubertät!

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Erwachsen werden müssen wir alle. Dafür hat die Natur die Pubertät und die Jugendphase vorgesehen. Ohne diese massiven körperlichen und geistigen Veränderungen würden wir uns nie von der Idylle unserer Kindheit verabschieden. Aber keine Angst, als Elternteil können Sie eine der spannendsten Lebensphasen begleiten. Die Pubertät ist übrigens nur eine kurzer Teil der Jugendphase: Sie dauert von der einsetzenden hormonellen Umwandlung bis zur Geschlechtsreife. Zu Unrecht hat sie einen schlechten Ruf. Viele Mythen sind längst überholt:
Märchen Nr. 1: „In der Pubertät gibt es immer Probleme.“ Richtig ist: 80 Prozent der Teenager erleben eine problemlose Jugendzeit mit nicht mehr Schwierigkeiten als in anderen Lebensphasen.
Märchen Nr. 2: „Jugendliche wenden sich von den Eltern ab und Gleichaltrigen zu.“
Richtig: Der Großteil der Heranwachsenden orientiert sich an den Werten der Eltern. Sie bleiben zentrale Ansprechperson. Natürlich spielen Gleichaltrige eine wichtige Rolle, aber junge Menschen suchen Freunde, die ihre Werte teilen. Nur wenn Rückhalt und Autonomie massiv eingeschränkt werden, wenden sie sich von den Eltern ab.
Märchen Nr. 3: „Die Pubertät bedeutet nichts als Unreife und einen unkontrollierten Tanz der Hormone.“ Richtig: Die Pubertät ist ein Umbau des Gehirns und des Körpers. Am Ende der Kindheit legt das Gehirn an grauen Zellen zu, viele gehen dann durch den Zelltod verloren. Denn: Genutzt wird nur, was gebraucht wird. Zugleich wird das Gehirn schneller durch den Aufbau von sogenannter weißer Substanz. Doch: Unser „Chef“, das Frontalhirn, arbeitet noch nicht richtig, deshalb ist die Planungsfähigkeit eingeschränkt. Junge Menschen sind auch sensibler: Alles Neue ist eine Bedrohung. Das emotionale System reagiert schnell und impulsiv, daher flippen sie gelegentlich aus – nicht wundern!

Mehr Risiko und Kreativität
Richtig ist, dass sich Teenager nicht so einfach freuen können wie Kinder: Sie brauchen mehr Kick. Daher springen sie statt vom 1-Meter- vom 5-Meter-Brett.
Zu Recht gilt die Pubertät deshalb als gefährliche Zeit: Die meisten Unfälle passieren in dieser Phase.
Was die geringere Koordination mit sich bringt ist, allerdings mehr Raum für Kreativität: Jede Idee drängt nach Verwirklichung. Nicht umsonst gehen die meisten innovativen Leistungen der Menschheit auf Ideen in der Jugend zurück.


TIPPS FÜR ELTERN: WAS TEENAGER AUFBLÜHEN LÄSST

1. Da sein. Was immer passiert, bleiben Sie in gutem Kontakt mit ihrem Kind. Zeigen Sie ihm täglich dass Sie es wirklich mögen.
2. Leidenschaften suchen. Beob-achten Sie Ihren Teenager wohlwollend. So lernen Sie seine Leidenschaften kennen – etwa für Sport, Tanz, Lesen oder Computer.
3. Kompetenz fördern. Helfen Sie Ihrem Teenager, durch seine Leidenschaften Kompetenzen zu entwickeln: Etwa die Kompetenz Neues zu lernen, auf andere zuzugehen oder nachzudenken. Aber: Übertreiben Sie nicht!
4. Selbstbewusstsein stärken. Der beste Weg dazu ist ein von Herzen kommendes Kompliment. Es muss nicht gleich perfekt sein, wichtig ist, dass Sie es machen, das tut auch Ihnen gut.
5. Beziehungen ermöglichen. Laden Sie Freunde ein, auch im Urlaub, fördern Sie Aktivität bei Vereinen und für karitative Zwecke.
6. Werte vermitteln. Ihr Kind kann gute Werte entwickeln, wenn Sie Ihre Werte zuverlässig vorleben.
7. Einfühlsam sein. Fühlen Sie sich in Ihr Kind ein. Das geht am besten, indem Sie sich zunächst in sich selbst einfühlen. So erraten Sie möglicherweise geheime Wünsche und Gedanken Ihres Jugendlichen.
8. Verantwortung übergeben. Lassen Sie Ihren Teenager das Freitagabendessen planen oder einen Ausflug im gemeinsamen Urlaub. Verantwortung macht kompetent und zuversichtlich.
9. Locker bleiben. Reagieren Sie nicht über bei kleinen Jugendsünden. Ein Playboy unter der Decke ist keine Pubertätskrise.
10. Klar und konsequent sein. Ziehen Sie klare Grenzen, etwa bei Gewalt und Herabwürdigung anderer. Zeigen Sie, dass dies nicht geht, aber dämonisieren Sie Ihr Kind nicht. Schaffen Sie eine Präsenz im Kopf Ihres Teenagers und hören Sie nicht auf, an ihn zu glauben. Ersparen Sie ihm nicht die Konsequenzen, wenn er mit seinem Verhalten eine rote Linie überschreitet, aber ermöglichen Sie Ausgleich und Versöhnung.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 19 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken:
elisabeth.poetler@woche.at

Psychologe Dr. Philip Streit | Foto: geopho.com
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