Hast du Töne? Was Musik alles kann!

Ist jeder Mensch musikalisch? „Ja!“, lautet die schnelle Antwort von Monika Glawischnig-Goschnik, Medizinerin und Musiktherapeutin. Denn trotz unterschiedlicher Begabungen kann jeder sein Gefühl für Rhythmus und Melodie schulen. Am besten gelingt das, klar, im Kindersalter: Etwa bis zum zehnten Lebensjahr sind Kinder dafür besonders offen, sagt der Musikpädagoge Bernhard Gritsch von der Kunstuni Graz.
Aber warum sollte man überhaupt Musik machen? „Musizieren tut Kindern in jeder Hinsicht gut“, sagt die Expertin von der Meduni. Denn dabei sind auf spielerische Art viele verschiedene Fähigkeiten gefordert – wie auch die Hirnforschung zeigt.
Mit Vorsicht zu genießen sind aber überzogene Versprechen – etwa jene Studien, denen zufolge Musik Kinder schlau macht. Fest steht jedoch: „Ein Musikinstrument zu lernen fördert Kinder. Dabei spielen aber mehrere Faktoren eine Rolle, wie etwa die Zuwendung zum Kind.“ Geschult wird dabei so einiges: Von der Feinmotorik etwa beim Greifen auf Gitarrensaiten bis zum Gedächtnis beim Lernen von Liedern – und das Singen kann etwa einen positiven Effekt auf die Sprachentwicklung haben. In Summe: Genau zuhören, Noten auf Papier entschlüsseln, mit beiden Händen unterschiedliche Bewegungen ausführen und dazu singen? „Das erfordert komplexe Abläufe im Gehirn“, sagt Kirsch.

Wohlklang für die Seele
Wichtig: Musizieren kann auch die seelische Gesundheit fördern. „Mit Musik kann man Dinge ausdrücken, die man nicht in Worte fassen kann“, sagt die Therapeutin – und dazu muss man keine Klaviersonate in den Fingern haben. Auch einfache Klänge tun der Seele gut, wie die Musiktherapie bestätigt.
Das Spielen in einer Gruppe stärkt außerdem auch die sozialen Fähigkeiten: „Kinder lernen auf andere zu hören und sich einzubringen“, sagt Glawischnig-Goschnig. „Für Kinder, die sich schwer eingliedern, kann es zum Beispiel hilfreich sein, ein Rhythmusinstrument zu lernen.“
Musizieren in Eltern-Kind-Gruppen, in denen Mamas und Papas mit ihren Winzlingen am Schoß singen, kann auch die Beziehung und das Vertrauen stärken.
Grundsätzlich gilt: „Es ist sinnvoll für Kinder möglichst früh unterschiedliche Angebote zu schaffen“, sagt Gritsch. „Man sollte sowohl auf Rhythmus- und Melodie-Instrumente setzen und auch auf unterschiedliche Musikstile – von Klassik bis Pop.

Es ist nie zu spät!

Lieder, die man bis zur Jugendzeit lernt, prägen sich besonders gut ein: „Musik ist in einem tiefler liegenden Gedächtnis gespeichert“, sagt die Medizinerin. Deshalb bleiben Lieder auch bis ins hohe Alter präsent – und können noch nach Jahren starke Gefühle und Erinnerungen wecken. Merken sollte man sich jedenfalls: Zum Musizieren ist man nie zu alt: „Auch mit 80 Jahren kann man Klavier lernen“, sagt Glawischnig. Denn Training kann das Gehirn immer vertragen. Und: Egal, in welchem Alter – Musik kann Glücksgefühle auslösen (siehe links).

Musik von klein an
Wann sollen Kinder welches Instrument lernen?
Eltern-Kind-Gruppen bieten musikalische, erlebnisorientierte Angebote für die
Kleinsten mit einem Elternteil.
Ab 4 Jahren ist die musikalische Früherziehung möglich, bei der im spielerischen Rahmen musiziert wird.
Orffinstrumente wie zum Beispiel Trommeln, Schellen oder Glockenspiel sind für diese erste Erfahrung ideal.
Empfehlenswert ist es, in diesem Alter ein vielfältiges Angebot zu schaffen: rhythmisch, melodisch und stilistisch (etwa Klassik und Pop).
Ab 5 bis 6 Jahren macht es Sinn, dass Kinder ein bestimmtes Instrument lernen.
Die Klassiker: Blockflöte, aber etwa auch Klavier eignen sich gut für diesen ersten Musikunterricht.

Wie Töne wirken
Das Hören von Musik hat auch eine Wirkung auf den Körper und Geist: Atmung und Herzschlag passen sich an, der Körper geht in Resonanz zu den Klängen. Sie kann aktivieren und beruhigen.

Auch Glückshormone werden beim Hören von Musik und besonders beim Musizieren freigesetzt. Damit kann man etwa Depressionen entgegenwirken.

Wo Kinder Musik machen

Musikunterricht für Kinder bieten in Graz viele Einrichtungen an. Ein Auszug aus dem großen Angebot finden Sie hier:
Die Kunstuniversität Graz bietet etwa musikalische Früherziehung für Kinder und verschiedenste Kurse an. Tel. 0316/389-0.
Nächster Kurststart im März.
Johann-Joseph-Fux Konservatorium Graz, Entenplatz 1b, Tel. 0316/711250-6175. Hier gibt es etwa Angebote wie das Eltern-Kind-Musizieren (2-4 Jahre), die Musikalische Früherziehung (4-6 Jahre) oder beispielsweise das Musiktheater.
Das Eltern-Kind-Zentrum Bergmanngasse 10, Tel. 0316/37 81 40. Für Kinder ab dem 6. Monat (mit Eltern) gibt es Kurse.
Musivana, Geidorfgürtel 38, Tel. 0316/22 80 37. Kurse bereits für Babys ab dem 0. Lebensmonat.
Viele Musikschulen finden Sie etwa auf: www.graz.net/musikschulen

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