Hausarbeit für alle: So erziehen Sie Ihre Familie

Schmutzige Socken und gebrauchtes Geschirr sammeln sich in der Wohnung an, sobald Sie sich nicht um den Haushalt kümmern? Noch 2010 zeigte eine deutsche Studie: Frauen machen den Großteil der Hausarbeit. Über 30 Prozent der Frauen sind 21 bis 40 Stunden mit Hausarbeit beschäftigt, aber nur 12 Prozent der Männer.
Wie kann eine Aufteilung der Arbeit gelingen? Detaillierte Arbeitspläne, wer welche Aufgaben erledigt, bringen meist wenig. Etwa: „Du musst 10 Minuten abwaschen, weil ich das auch muss.“ Denn: Es muss nicht jeder das gleiche machen. Es geht vielmehr darum, dass jeder seine Stärken einbringt.
Entscheidend dabei ist: gegenseitiger Respekt, Anerkennung und Wertschätzung für die Tätigkeit des anderen. Und: Damit sind Sie auch immer ein Vorbild für Ihre Kinder. Eltern sollten ihre Kinder auch nicht überbehüten und ihnen alles abnehmen, denn das führt zu Passivität.
Für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist es wichtig, dass sie in die Hausarbeit eingebunden werden. Denn das fördert gute Beziehungen, Teilhabe- und Verantwortungsübernahme. „Kasernenhofton“ und „Einteileritis“ sind aber fehl am Platz.

Tipps für Eltern
1
. Sichern Sie ein Klima der Wertschätzung für geleistete Tätigkeiten.
2. Kinder sollten nach ihren Fähigkeiten und Leidenschaften mithelfen können. Das braucht ein genaues Hinsehen der Eltern. Manche Kinder sind gut im Kleiderordnen, andere helfen gerne im Garten.
3. Ermöglichen Sie Unterstützung und Hilfe.
4. Achten Sie auf Verbindlichkeit und Verlässlichkeit, seien Sie aber nicht überkorrekt.
5. Besser als Zeitpläne ist es meistens, Rollen zu vergeben: z. B.: das Geschirr wegräumen, den Garten versorgen. Diese Rollen können gewechselt werden.
6. Binden Sie Ihre Kinder möglichst früh in die Hausarbeit ein, das ist entwicklungsfördernd:
Ab 4 Jahren können Kinder mithelfen, sich anzuziehen oder ihre Sachen weg räumen.
Ab 6 Jahren können Sie ihnen kleine Aufgaben übertragen: Tisch decken, Geschirr wegräumen, Müll hinunter tragen. Wollen sie etwas Größeres machen, lassen Sie es sie ausprobieren.
Ab 10 Jahren ist Partizipation angesagt, Ihr Kind übernimmt einen Teil der Reinigung, die Aufsicht über kleinere Geschwister oder kleinere Einkäufe usw.
Ab 15 Jahren geht es um Verantwortungsübernahme, z. B. das Organisieren eines gemeinsamen Ausfluges, Zuständigkeit für den Garten oder für den Kontakt zu einem bestimmten Teil der Verwandtschaft.
7. Finden Sie auch klare Worte, wenn der Rest ihrer Familie nicht mithilft. „Ich will, dass ihr euch an der Hausarbeit beteiligt, gegen eure Nichtteilnahme werde ich mich wehren und mir Unterstützung suchen“, könnte etwa Ihre Botschaft lauten.
8. Vergessen Sie nie die Beziehung zueinander. Motiviert ist, wem man zeigt, dass er gebraucht wird und seine Mühen geschätzt werden.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 19 Jahren leitet er das
„Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz.
Jede Woche beantwortet er in
der „WOCHE“ eine Frage rund
um Erziehung und Beziehung.

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