Hass und Angst
Inwiefern der Israel-Krieg in der Steiermark "Wellen" schlägt

"Was Kinder und Jugendliche jetzt live alles mitkriegen, das hat es früher nicht gegeben - jede Bodenoffensive live im Ticker zu sehen, macht etwas", erläutert die Psychologin Petra Pölzl. | Foto: HayDmitriy/panthermedia
4Bilder
  • "Was Kinder und Jugendliche jetzt live alles mitkriegen, das hat es früher nicht gegeben - jede Bodenoffensive live im Ticker zu sehen, macht etwas", erläutert die Psychologin Petra Pölzl.
  • Foto: HayDmitriy/panthermedia
  • hochgeladen von Birgit Leitner

Seit 7. Oktober ist der Krisenherd in Nahost neu entfacht: Es herrscht offiziell Krieg in Israel – als Folge daraus wurde auch in Österreich die Terrorwarnstufe erhöht. Geografisch mag der Krieg zwar weit weg sein, doch durch die Medien, vor allem die Social Media-Plattformen, sind Hass, Angst und Sorgen längst auch bei uns angekommen. MeinBezirk.at hat die aktuellen Zahlen aus der Antidiskriminierungsstelle und mit einer Psychologin über das Thema gesprochen.

STEIERMARK. "Wir merken derzeit eine Radikalisierung durch Memes und Videos aus Gaza", kommt Daniela Grabovac, die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Steiermark gleich auf den Punkt. " Hier haben wir als Extremismuspräventionsstelle Anfragen von Pädagoginnen und Pädagogen und Eltern erhalten." Insgesamt 21 sind es bis dato, in einem vergleichbaren Zeitraum sind es durchschnittlich vier Anfragen zu Fällen, die derart radikal motiviert sind. 

"Laut unserer Anfragen und Beobachtungen dürften Jugendliche und Kinder auf Tiktok durch den Algorithmus viele Kriegsvideos zugespielt bekommen."
Daniela Grabovac warnt vor dem Einfluss von Kriegsinhalten auf Social Media

Steigerung um 39 Prozent

Auch bei der 2017 etablierten BanHate App, eine App zum einfachen Melden von Hasspostings im Netz, wurde zuletzt ein Anstieg deutlich wie Grabovac bemerkt: "Insbesondere antisemitische Postings und Verschwörungstheorien haben zugenommen - insgesamt verzeichnen wir eine Steigerung von 39 Prozent."

Auch in der Antidiskriminierungsstelle des Landes Steiermark ist der "Krieg angekommen", wie Daniela Grabovac berichtet: "Wir verzeichnen eine Steigerung von 39 Prozent bei unsere BanHate App, insbesondere bei antisemitischen Postings und
Verschwörungstheorien. | Foto: Prontolux
  • Auch in der Antidiskriminierungsstelle des Landes Steiermark ist der "Krieg angekommen", wie Daniela Grabovac berichtet: "Wir verzeichnen eine Steigerung von 39 Prozent bei unsere BanHate App, insbesondere bei antisemitischen Postings und
    Verschwörungstheorien.
  • Foto: Prontolux
  • hochgeladen von Roland Reischl

In der psychotherapeutischen Praxis ist der Krieg hingegen noch weniger "angekommen", wie die Grazer Jugend- und Familienpsychologin Petra Pölzl schildert. "Im Moment steht bei meinen Gesprächen noch die persönliche Situation im Vordergrund , weniger die weltpolitische", so Pölzl. Bei Corona war das ganz anders, da war der Verzweiflungsgrad beim 2. Lockdown 2021 so eindrucksvoll, das habe ich in meiner Karriere zuvor so noch nicht wahrgenommen."

Wird in deiner Familie über den Krieg gesprochen?

Die Rolle der sozialen Medien sieht die Expertin durchaus kritisch: "Was die Kinder und Jugendlichen jetzt live alles mitkriegen, das hat es früher nicht gegeben - jede Bodenoffensive live im Ticker, ist schon gewaltig" und müsse erst einmal verarbeitet und verkraftet werden. Die Anforderungen sind vielfältiger geworden. Die Jugend müsse sich durch Social Media mit viel mehr Themen befassen. "Da kann es durchaus sein, dass sie auch einmal abschalten und nicht mehr 'teilhaben' will."

Den Krieg erklären

Es sei gut, dass der Krieg nun teilweise auch in den Schulen thematisiert und behandelt würde. Eine wichtige Verantwortung komme aber besonders den Eltern zu: "Essentiell ist das Gespräch anzubieten, aber nicht aufzudrängen", meint Pölzl. "Umso jünger die Kinder sind, umso mehr sind die Eltern sind gefragt." Grundsätzlich gelte: 

"Die Wahrheit ist schon wichtig, aber es geht auch darum, dass man Kindern vor zu viel Information und Emotion schützen muss. Wenn die Eltern selbst in Panik verfallen, ist es kontraproduktiv. Hoffnung und Sicherheit zu vermitteln, ist das Um und Auf, denn das Gefühl von Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis."
Petra Pölzl, Jugend- und Familienpsychologin

Warnsignale, die bei Kinder und Jugendlichen Grund zur Sorge geben sollten, sind "Rückzug oder Aggression, deutliche Verhaltensänderungen und/oder plötzlicher schulischer Leistungsabfall", führt die Psychologin an. Auch Schlafprobleme und Angstzustände sollten jedenfalls ein Alarmsignal sein. 

"Sicherheitsgefühl ist ein menschliches Grundbedürfnis", erklärt die Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin Petra Pölzl. | Foto: Pölzl
  • "Sicherheitsgefühl ist ein menschliches Grundbedürfnis", erklärt die Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin Petra Pölzl.
  • Foto: Pölzl
  • hochgeladen von Andrea Sittinger

Einen positiven Trend entnimmt die Expertin jedoch aus den jüngsten Entwicklungen: "Die Wahrnehmung von psychischer Gesundheit ist gestiegen - das ist wichtig und richtig und ist jedenfalls positiv zu bewerten."

Das könnte dich dazu auch interessieren:

Gemeinderätin bezeichnet Hamas-Terror als "Bürgerkrieg"
Elie Rosen: Jüdische Gemeinde in Graz sehr betroffen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.