Familienflüsterer Dr. Streit
Schulschluss: Wir schaffen das noch!
Jetzt die Schule gut zu Ende zu bringen und positiv bleiben. Familienpsychologe Philip Streit hat die wichtigsten Tipps.
GRAZ. Viele Familien kennen das: Kurz vor Schulschluss dreht sich alles um die Noten und die Nerven liegen blank. Denn das alles müsste nicht sein, hätte man doch rechtzeitig …
"Was können wir tun?", fragen sich viele Eltern nun verzweifelt. "Druck, Strafe und Härte führen in solchen Situationen meist nur zu lautstarkem Streit", sagt der Familienpsychologe Philip Streit. Denn dabei komme es zu gegenseitiger Beschämung und einer Abwärtsspirale. Statt eines konstruktiven Miteinanders, um die Herausforderung zu meistern, dominieren Abwertung und Machtkampf.
"Das sind keine guten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schulabschluss", meint Streit. Denn wenn die ganze Energie in Auseinandersetzungen fließt, fehlt sie beim Lernen. Und Konflikte sind für sich genommen schon herausfordernd genug, nun lenken sie auch noch wunderbar vom Thema ab. Essenziell ist: Nur das Kind selbst kann die Schule schaffen. Also muss das Kind dies selber wollen und einen Sinn darin erkennen.
1. Wertschätzende Worte
Für einen Lern-Drive braucht es zunächst eine wertschätzende Beziehung zum Kind und keine Vorverurteilung eines vermeintlich schlechten Schülers. Am besten gelingt das, indem du deinem Kind gute Absichten unterstellen und fest daran glaubst, dass auch er oder sie schulischen Erfolg haben möchte. Dies verlangt wiederum Ruhe und Gelassenheit. Lege nicht gleich los, wenn etwas nicht sofort funktioniert oder du eine Hiobsbotschaft bekommst. Atme durch und verzögere deine Reaktion, denn dann kannst du deinem Kind auch zuhören und konstruktiv mit ihm sprechen.
2. Präsenz der Eltern
Es mag sein, dass der Überblick fehlt, was nun zu tun ist, aber gerade dann ist es höchste Zeit, dass Eltern liebevoll, aber auch klar präsent sind und sich einen Überblick verschaffen: Was ist der Stoff? Was ist zu leisten? Dazu gehört aber auch eine klare, beharrliche Haltung: "Wir, deine Eltern, wollen, dass du die Schule gut abschließt, dort hingehst und dich bemühst. Wir können und wollen dich nicht dazu zwingen, aber du musst wissen, dass wir dagegenhalten werden und uns auch Hilfe holen werden."
3. Mit der Schule arbeiten
Drittens braucht es Kooperation mit der Schule. "Um diese Kooperation sollte man bitten, anstatt sich gegenseitig zu beschuldigen, wer wieder was versäumt hat", sagt Streit, der viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrkräften hat.
4. Klare Struktur
Was sind die Aufgaben? Was ist wann zu lernen? Wer kann helfen? Gibt es Unterstützung aus dem Familienkreis? Hilfe von außen kann manchmal sinnvoll sein, um Belastungen und Druck zu reduzieren. Wenn man Lernhilfen in Anspruch nimmt, empfiehlt Streit ein psychologisches Herangehen: Am wichtigsten ist es, einen guten Kontakt aufzubauen. Denn auch wenn sie aufgrund ihrer bisherigen Leistungen beschämt sind, gelingt es dann, sie neu zu inspirieren und zu begleiten.
5. Erfolge schätzen
Vergiss bei aller Beharrlichkeit nicht, dass dein Kind regelmäßige Stolzbotschaften braucht. Diese Botschaften vermitteln deinem Kind, dass du es schätzt und liebst. So kannst du selbst leidenschaftlich dranbleiben. Dann entwickelt auch dein Kind diese Entschlossenheit und Motivation, um sich für die Schule zu engagieren. Zum Schluss kann es sein, dass es trotzdem nicht klappt. Doch auch dann ist nichts verloren, denn dann hat es nur noch nicht geklappt. Aber: Wir schaffen das!
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