Wie werden wir den Schnuller los?

Es ist ein Hin und Her – seit es ihn gibt: Manche halten den Schnuller für unersetzbar, manche Eltern und Ärzte wollen nichts davon wissen. Doch Saughilfen für Neugeborene gibt es seit Menschengedenken und entwicklungspsychologisch steht fest:
Das angeborene reflektorische Saugen ist von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Schluckens und des korrekten Abführens von Speichel. Dies findet im ersten Lebensjahr statt. Und: Ein Schnuller kann beruhigen. Es geht uns besser, wenn wir etwas im Mund haben. Dass der Schnuller dem plötzlichem Kindstod vorbeugen soll, klingt tröstlich, ist aber nicht eindeutig belegt.
Was sind Nachteile des Schnullers? Wenn man ihn zu früh gibt, verdrängt er oft das wichtige Stillen. Zu viel Schnuller behindert das Brabbeln und damit die Sprachentwicklung. Außerdem steigert er die Gefahr von Ohrinfektionen. Ein Dauerschnuller bis vier Jahren führt auch zu Zahnfehlstellungen.
Das Bedenklichste am Schnuller ist allerdings, wenn er als Präsenzersatz verwendet wird: Wenn ihn das Kind anstatt der notwendigen Zuwendung bekommt. Die Dramen, wenn man diesen Ersatz wegnehmen will, sind vorprogrammiert, weil die Person, die den Schnuller entfernt, oft keine adäquate Beziehung zum Kind hat. Oft wird mit Tricks gearbeitet: Der Schnuller wird versteckt, verloren, weggezaubert – bis das Kind irgendwo wieder einen findet und das Drama von vorne losgeht. Wichtig ist, den Schnuller mit Maß und Ziel zu verwenden.

Tipps für Eltern
1. Geben Sie keinen Schnuller in der intensiven Zeit des Stillens, also nicht vor Ende des ersten Monats.
2. Verwenden Sie einen Schnuller, der nicht zu groß und nicht zu klein ist, eine Plastikbegrenzung hat (damit das Kind ihn nicht verschlucken kann) und so geformt ist, dass das Kind ihn nicht umdrehen kann.
3. Geben Sie den Schnuller von Anfang an nur begrenzt beim Einschlafen, bei Schmerzen und Krankheit – nicht dauerhaft.
4. Verwenden Sie den Schnuller nur sauber und sterilisiert. Wechseln Sie ihn öfters. Tunken Sie ihn nicht in Honig oder Orangensaft.
5. Entwöhnen Sie Ihr Kind vom Schnuller mit Ende des ersten Lebensjahres, spätestens ab Ende des zweiten Jahres.
6. Entscheidend dabei ist Ihre eigene Entschlossenheit, nicht das Einverständnis eines kleinen Kindes. Da könnten Sie lange verhandeln.
7. Nehmen Sie sich Zeit und machen Sie unmissverständlich klar, dass der Schnuller jetzt nicht mehr gebraucht wird. Muten Sie Ihrem Kind zu, dass es diese einseitige Maßnahme aushält.
8. Bieten Sie neue Aktivitäten an, seien Sie präsent. Wenn Ihr Kind merkt, dass Sie bei ihm sind, kann es den Schnuller schneller als vorübergehende Hilfe ansehen.
9. So bekommt er seinen Ehrenplatz im Babymuseum: Der Schnuller hat zum Gelingen der Entwicklung beigetragen.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um die Themen Erziehung und Beziehung.

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