Woran sollen Kinder glauben?

Ostern steht vor der Tür und damit rückt der Glaube in den Fokus. Aber woran sollen Kinder glauben? Mehr als 90 Prozent der Kinder besuchen in Österreich den Religions- unterricht und sind in irgendeiner Form mit der Kirche verbunden, etwa über Taufe oder Firmung. Die Teilnahme am Religionsunterricht ist natürlich frei wählbar.
Doch was ist Religion überhaupt? Religion ist der Glaube an transzendental übersinnliche, übernatürliche Kräfte, Institutionen, Persönlichkeiten (mit ihnen ver- bundene heilige Objekte), deren Aussagen oder Vorschriften. Diese nehmen maßgeblichen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln und können im weitesten Sinn als moralischer Maßstab aufgefasst werden.
Namhafte Entwicklungspsychologen plädieren für eine Erziehung ohne Religion, da es günstiger sei, Moral und Werte ohne religiöses Beiwerk zu er- leben. Zugleich beweisen aber neurobiologische Forschungen, dass der Mensch hirnorganisch
eine Neigung zur Religion hätte: zu etwas Größerem, über ihm Stehenden.
Das, was Religion oft suspekt macht, ist, dass ihr oft ein Zwang innewohnt.
Dabei steht auch fest, dass fast alle Religionen schützende und unterstützende Sinnbilder anbieten, die für Liebe, Hoffnung oder Erlösung stehen. Prinzipien wie diese können Menschen zweifelsfrei Mut zum Leben, Zuversicht und Orien-
tierung geben. Gefährlich wird Religion aber dort, wo sie – etwa durch die Androhung von Strafen – als Mittel zum Gefügig-Ma- chen eingesetzt wird. Ein Miss- brauch des Glaubens schränkt die Entwicklungsmöglichkeiten ein und fördert Angst. Fest steht: Erziehung mit oder ohne Religi- on sollte eine bewusste Entschei- dung der Eltern sein.

Anregungen für Eltern

Wie der Umgang mit Religion in der Erziehung gelingen kann:
1. Nehmen Sie sich die Zeit, um das Für und Wider religiöser Erziehung mit anderen zu diskutieren und übernehmen Sie dann klar die elterliche Verant- wortung für Ihren Entschluss!
2. Diskutieren Sie religiöse Inhalte im richtigen Rahmen. Wiegen Sie Pro und Contra ab!
3. Lassen Sie alle Formen religiöser Erziehung weg, die Bedrohung, strafende Gottesbilder und vordergründig Disziplinarmaßnahmen beinhalten!
4. Seien Sie offen und empathisch. Stehen Sie Ihrem Kind hilfreich zur Verfügung, lassen Sie sich erzählen, was es über Gottheiten und übernatürliche Wesen denkt! Besonders zwischen 5 und 8 Jahren sind Kinder empfänglich dafür.
5. Wenn Sie sich zu einer religiösen Erziehung entscheiden, dann pflegen Sie häusliche, religiöse Rituale. Diese geben Halt und Orientierung und können in eine Gemeinschaft einbetten.
6. Lassen Sie Ihrem Kind mit zunehmendem Alter mehr Freiraum dabei, zu welcher religiösen Entscheidung es kommt.
7. Religiöse Erziehung oder der Umgang mit religiösen Inhalten ist dann am sinnvollsten, wenn Sie auf den „Ausschließlich- keitscharakter“ verzichten. Nutzen Sie für sich und Ihre Kinder all jene Inhalte, die für eine gelingende, stärkende Erziehung wichtig sein können.


DER EXPERTE

Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage rund um Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken: elisabeth.poetler@woche.at

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