Mehr Toleranz als oberstes Ziel
Sein Name steht für Integration – Fred Ohenhen kämpft für mehr Toleranz, Respekt und Verständnis untereinander.
Traiskirchen, was ist das?“ Als man Fred Ohenhen im Jahr 1989 per Bus von Wien nach Traiskirchen fährt, weiß er nicht einmal, dass er gerade in ein Flüchtlingslager gebracht wird. Ursprünglich wollte der aus Nigeria stammende Ohenhen ja zu seinem Cousin nach Amerika, nachdem er in seinem Heimatland als Demonstrant aufgefallen war. Aber dann kam alles anders.
„Ich wollte über Österreich in die Schweiz, dafür hatte ich ein Tagesvisum für Österreich. Auf Anraten eines Mitreisenden bin ich aber in Wien ausgestiegen. Das war ein Fehler, denn von dort brachte man mich als Asylwerber nach Traiskirchen.“ Wochen der Ungewissheit folgten. „Ich konnte ja nicht einmal Deutsch, um mich zu verständigen.“ Danach brachte man Ohenhen in ein 300-Seelen-Dorf in Niederösterreich. „Das war eine schreckliche Zeit. Ich hatte keine Möglichkeit, etwas zu tun. Daher tat ich nichts außer essen und schlafen.“ Sein Cousin organisierte sogar einen Studienplatz in den USA, den Ohenhen aber nicht annehmen konnte, da er vom Land Österreich kein Visum für die Ausreise bekam. „Sogar über Selbstmord beginnt man da nachzudenken, weil man so verzweifelt ist.“ Doch zum Glück wendete sich dann das Blatt für den sympathischen Nigerianer.
„Fühle mich als Österreicher“
Eine befreundete Familie in Wien knüpfte den Kontakt zur Familie Neuhold in Graz, zu denen sich Ohenhen mit dem Zug aufmachte. „Ein unbekannter Mann wartete auf mich auf dem Bahnhof – das war am Vormittag des Faschingsdienstags 1990.“ Gemeinsam fuhren sie gleich zur Uni, um Ohenhen für einen Deutschkurs anzumelden. Dort lernte er dann auch seine zukünftige Frau Ingrid kennen, die er 1996 heiratete. „Ich habe gewartet, bis ich offiziell die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, und habe dann erst geheiratet. Ich wollte nicht, dass man mir vorwirft, ich würde nur heiraten, um in Österreich bleiben zu können.“ Die zwei Kinder Idia und Alice machten das Glück dann noch perfekt. „Ich fühle mich als Österreicher, auch wenn ich nicht so aussehe.“
Heute arbeitet Ohenhen als Projektleiter bei „ISOP“ (siehe auch Infos, unten) und versucht so mit seinem Team – allein begonnen, hat Ohenhen mittlerweile schon elf Leute aus neun Ländern in seinem Team –, gegenseitige Toleranz und Respekt zu vermitteln. „Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass man einfach jedem Menschen eine Chance gibt. Man kann sich nicht integrieren, wenn man von Anfang an weggeschupft wird.“
Projektinfo:
Seit August 1998 ist Fred Ohenhen bei „ISOP – Innovative Sozialprojekte“ als Projektleiter tätig. Sein Hauptprojekt ist „IKU – Spielend erleben“. In Kooperation mit dem AMS, „esf“, der Stadt Graz, dem Land Steiermark, dem Bundesministerium für Wirtschaft, der Caritas und dem Welthaus wird in Kindergärten und Schulen schon über die Grenzen Österreichs hinaus interkulturelle Bildungsarbeit geleistet. Eines der aktuellen Projekte ist „Wir sind Graz“ an der VS Triester (Foto l.). „80 Prozent der Schüler haben Deutsch nicht als Muttersprache. Es ist wichtig, sich gegenseitig zu respektieren und zu akzeptieren“, erklärt die interkulturelle Pädagogin Barbara Pirker, die seitens der VS Triester für das Projekt verantwortlich zeichnet, welches in Zusammenarbeit mit der ARGE Jugend realisiert wurde.
(Fotos: WiM/Sator, Privat)
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