Hund und Mensch

Optimaler Ausgleich für alle Hundenasen

Die verlorenen gegangenen Handschuhe oder den Autoschlüssel vom Hund wieder aufspüren lassen ist nur einer von vielen Vorteilen, die die Nasenarbeit mit sich bringt. Inwiefern das Hund-Mensch-Team noch davon profitieren kann, verrät Hundetrainerin Sarina Kriechbaum Young.

GRAZ./GRAZ-UMGEBUNG. Was vielleicht zunächst vielleicht ein wenig sperrig klingt, bringt ungemeines Potential für den Hund mit sich: die Nasenarbeit. Stell dir vor, du bist an einem dir unbekannten Flughafen – tausende Menschen um dich herum, es ist laut hell und du weißt nicht, wo es lang geht. Während diese vielen neuen Reize auf dich einprasseln, wird es wohl nicht lange dauern, bis du dich überfordert fühlst. Genau so geht es einem Hund jeden Mal wenn der in eine neue Umgebung kommt. Was universell für Hund wie Mensch hilft ist, die Aufmerksamkeit bewusst zu lenken, sich zu fokussieren.

Und genau da setzt die Nasenarbeit an. "Das Schnüffeln schüttet im Hundegehirn Hormone aus, die eine beruhigende Wirkung haben", weiß Sarina Kriechbaum-Young aus Haseldorf-Tobelbad. Sie ist Hundetrainerin und hat sich vor neun Jahren in ihrer Hundetrainerinnen-Ausbildung auf den am besten funktionierenden Sinn des Hundes spezialisiert: die Nase.

Superpower und Erfolgserlebnisse 

Mit Hundertrainerin Sarina, Frauchen Eva und Hündin Molly treffen wir uns in der Nähe des Thalersees. Molly ist ein Italienischer Wasserhund, auch bekannt und früher gezüchtet und eingesetzt als Trüffelsuchhund. Weil die Hündin schon immer recht anspruchsvoll gewesen sei, so das Frauerl, habe sie mit der Nasenarbeit die optimale Beschäftigung und Auslastung für Molly gefunden. 

Die jedenfalls scheint sich schon sehr darüber zu freuen, dass sie gleich etwas zu tun bekommt. Generell hätten die Nasenarbeit den meisten Hunden immer ganz besonders viel Freude daran, berichtet die Hundetrainerin aus ihrer langjährigen Erfahrung. "Weil sie eben sofort Erfolg haben und mit der Nase arbeiten dürfen, was Hunde nun einmal am besten können – ihre Superpower sozusagen", erklärt Kriechbaum-Young. 

Als Nasenarbeit wird alles bezeichnet, wobei der Geruchssinn des Hundes zum Einsatz kommt, um eine Aufgabe zu lösen. Bei gezieltem Training lernen die Hunde, Gerüche zu filtern, voneinander zu unterscheiden und zu verfolgen. "Wenn ich zum Beispiel mit dem Hund spazieren gehe und am Weg irgendetwas verliere, dann kann ich einen geschulten Hund zurückschicken, um es zu finden", erklärt die Hundetrainerin. Ohne zu wissen, was er eigentlich sucht, findet der Hund das verlorene Teil dann anhand des persönlichen Geruch von Herrchen oder Frauchen.

Für eine gekonnte Kommunikation zwischen Mensch und Hund braucht es dafür natürlich Übung und Körpersprache sowie diverse Codewörter. "Soll der Hund eine Fährte aufnehmen, sage ich zum Beispiel Fährte, wenn ich etwas verloren habe, sage ich verloren, diese Begriffe, muss ich ihm beibringen. Oder wenn es um Geruchsunterscheidungen geht, dann nenne ich ihm den jeweiligen Geruch, um den es gerade geht – Trüffel oder Himbeere und so weiter." Angewendet werden kann die Arbeit mit der Nase für jedes Alter und jede Hunderasse. Einen Nutzen, im Sinne von mehr Gelassenheit, sinnvoller Beschäftigung und einer gestärkten Bindung, ziehen jedenfalls alle Hund und so auch jedes Herrchen und Frauchen daraus. 

Optimaler Ausgleich für Stadthunde

Denn die Nasenarbeit sei nicht nur ein Grundbedürfnis der Hunde, sondern könne auch unerwünschtes Verhalten vermindern, so Sarina Kriechbaum-Young. "Gerade ängstliche Hunde kommen dadurch viel mehr aus sich heraus und bekommen ein größeres Selbstbewusstsein."Auch ein unruhiger oder aggressiver Hund, der häufig in die Leine springe, könne durch den Fokus auf den Geruchssinn ausgeglichener werden, da er einer für ihn sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen könne. "Dadurch dass ich mit ihm etwas mache, das das generelle Wohlbefinden des Hundes steigert, wird er sich auch im Alltag besser verhalten und ich brauche kein Sitz-Platz-Bleib-Training mehr", so die Hundetrainerin, deren eigener Hund das Sitz-Signal nicht einmal kennt. 

Außerdem könne man die Nasenarbeit überall anwenden, ob im Gras, im Wald oder in der Stadt auf Parkplätzen oder Treppen. "Gerade weil in der Stadt so viele Eindrücke auf den Hund wirken, die eigentlich gar nicht in seine Hundewelt passen – Lärm, Gerüche, viele Menschen – sehe ich so einen Ausgleich wie mit der Nasenarbeit sogar als Notwendigkeit an", sagt Sarina Kriechbaum-Young.

Das Wichtigste dabei sei, den Hund selbst entscheiden zu lassen, ob er gerade Lust auf diese Form der "Arbeit" hat oder nicht. Sobald er freiwillig das Schnüffeln anfängt oder auf Spurensuche geht, wird der Hund zunehmend entspannen und zur Ruhe kommen – ähnlich wie das Atmen oder Meditieren für den Menschen. 

Zur Person:
Sarina Kriechbaum-Young arbeitet seit 2014 im Besonderen mit der Hundenase. Ihre Ausbildung als Hundetrainerin hat sie in Wien bei einer norwegischen Trainerin absolviert. Dass der Mensch häufig einen sportlichen Ehrgeiz hat, den er dann meist auf seinen Hund projiziert, findet sie in Bezug auf die Nasenarbeit den falschen Ansatz: "Die Arbeit mit der Nase ist etwas, das dem Hund gehört und das soll er so machen dürfen, wie das gerne möchte."

Mehr Infos und die Website der Hundetrainerin findest du hier: nasenarbeit-hunde.com

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