Café Graz – eine Serie von Rudi Hinterleitner
Statt "Zeit im Bild" auf zum "Mild"
Thomas Pagel baute zum 65. Jubiläum den „Feinkost-Laden Mild“ kräftig um und aus.
Keine Frage, er hatte zittrige Knie, als er vor fünf Jahren den Laden übernahm. Es ist nicht irgendein Lokal – es ist das "Feinkost Mild" in der Stubenberggasse, mitten in der City. Die Rede ist von Thomas Pagel, 39, liiert, ein Kind (Leopold, 7), der das legendäre "Mild" in dritter Generation von seiner Tante Rosi übernahm. Und jetzt steht er vor dem Jubiläum: 65 Jahre "Feinkost Mild". Eine Verpflichtung, denn die Historie ist nicht ohne.
Drei mutige Damen waren damals in den 1950ern am Werk, seine Tanten Rosi und Edith und die Mutter vom Thomas, allesamt drei "Originale", die das Lokal prägten. Damals war es eine "Rauchkuchl" (jetzt natürlich rauchfrei), fast rund um die Uhr geöffnet, mit einer Feinkost-Vitrine, alles wurde am eigenen Herd gekocht. Der Duft vom grandiosen Schweinsbraten zog die Leute wie ein Magnet an. Aus allen Schichten strömten Studenten, Ärzte, Spitzbuben, Lebenskünstler herbei. Als Tante Rosi vor fünf Jahren überlegte, das "Mild" zu schließen, tagte der "Familienrat" und man kam zum Schluss, dass man die Tradition erhalten müsse. Und daher übernahm Thomas das Kommando.
Ein Klassiker als Renner
In der Tat, Thomas hat es geschafft. Er drehte auch an den Schrauben, aus der Feinkost wurde der "Sandwichclub", auch die Öffnungszeiten hat er verändert. Und jetzt machte er den nächsten Schritt. Da sein vormaliger Nachbar, der Haarkünstler "Figaro" überraschend verstarb, ergab sich die Möglichkeit, das "Mild" zu vergrössern. Jetzt "ordiniert" er auf 75m2, den Zusatzraum macht er zur Kulturzone, mit Wandgemälde - das Verpflegungs-Motto bleibt wie gehabt. Die Klassiker, wie Schweinsbraten, Aufstriche gibts noch immer, dazu Sandwich aus eigener Hand. Die Investition war enorm, "ich hatte schlaflose Nächte, jetzt sind wir am Ziel, wir hoffen, bald aufsperren zu dürfen." Und Thomas hat auch die Getränkekarte aufgestockt, "wir haben jetzt aktuell rund 15 Biersorten, offen oder in der Flasche, im Programm." Damit hat Thomas den Sprung zum "65iger" ins "Heute" vollzogen. Das "Mild" ist als Klassiker ein Renner! Daher heißt es, wenn man die Türen wieder öffnen darf: "Statt 'Zeit im Bild', kommt zum 'Mild'."
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