Alleinerzieher: Zu zweit mit vielen Helfern
Das Projekt „allever“ will Alleinerzieher unterstützen und ein Hilfsnetz schaffen.
Wie definiert man „Familie“: Vater, Mutter, Kind/-er? In Graz sieht jede vierte Familie mit unter-15-jährigen Kindern anders aus: Hier lebt nur ein Elternteil – großteils sind es Mütter (siehe links) – im Haushalt mit den Kindern.
Wenn ein Erwachsener allein die Verantwortung trägt, tun sich oft neue Fragen auf: Wer holt das Kind von der Krippe ab, wenn man ausfällt? Mit wem bespricht man wichtige Entscheidungen?
Die Grazerin Maria Cerrato kennt diesen Balanceakt, wie die Alleinerzieherin sagt: „In der letzten Woche war mein Sohn krank. Er ist 21 Monate alt. Dann werden einfache Dinge zum Problem: Wie gehe ich einkaufen? Wer schaut auf ihn?“
Unterstützung gefunden hat sie nun im Pilotprojekt „allever“, das ein Netzwerk für Alleinerzieher schaffen will und damit den Austausch und die gegenseitige Hilfe fördern. „Wir wollen Alleinerzieher in der Alltagsbewältigung unterstützen – in unserer Arbeit mit Familien haben wir gesehen, wie wichtig das ist“, sagt Barbara Gruber von Pronegg-Schleich Soziale Dienste, dem Projektträger.
Freizeit-Paten gesucht
Zwei Jahre lang sollen nun Gruppen für Eltern organisiert werden: Die Mutter Cerrato besucht die erste Runde, die sich nun wöchentlich trifft (siehe unten), drei weitere folgen. „Die Mütter hier verstehen mich, ich kann über meine Sorgen reden und bekomme Tipps“, sagt sie. Dabei soll es aber nicht bleiben: Geplant sind konkrete Hilfsmaßnahmen, wie gegenseitige Unterstützung beim Babysitten oder bei Erledigungen. „Wir überlegen auch eine Kleidertauschbörse zu gründen“, sagt Gruber. Gesucht werden nun Freizeitpaten, etwa Senioren, die sich ehrenamtlich für die Kinder und Eltern einbringen. Gefördert werden soll auch der Kontakt zum getrennt lebenden Elternteil. Erhoben wird, was die Eltern brauchen. Ein Wunsch: Freizeitaktivitäten. „Am Wochenende, wenn andere mit ihrem Partner zusammen sind, ist man oft einsam“, sagt Cerrato. Angedacht werden beispielsweise Aktionen mit den Grazer Gemeinschaftsgärten.
Das Pilotprojekt „allever“ will Alleinerzieher in ihrem Lebensumfeld Hilfe bieten. Gefördert wird es vom Land und dem Fonds Gesundes Österreich. Mütter und Väter können sich dem Netzwerk anschließen.
Wöchentlich finden Treffen statt. Die erste „Für Mich“-Gruppe trifft sich Donnerstag von 10 bis 12 Uhr in der Dornschneidergasse 43, 8020 Graz.
Unterstützungsangebote sollen mit Eltern erarbeitet werden.
Gesucht werden Freiweillige, die Alleinerziehern helfen.
Weitere Infos: Barbara Gruber von Pronegg-Schleich Soziale Dienste, Tel. 0699/12 22 12 49, www.soziale-dienste.at
Jede/r vierte ist Alleinerzieher
Rund 5.300 Alleinerzieher mit Kindern unter 15 Jahren leben laut aktueller Statistik in Graz. Das entspricht einem Viertel aller Grazer Familien mit Kindern in dieser Altersklasse.
Insgesamt zählt die Statistik in Graz 12.341 sogenannte „Ein-Eltern-Familien“.
10.622 Mütter machen den Großteil der Alleinerzieher aus, 1.719 sind Väter.
In Graz-Umgebung gibt es 2.260 Ein-Eltern-Familien mit Kindern unter 15 Jahren.
Das entspricht einem Fünftel der Gesamtzahl.
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