Grazer Nachtclubs
Am Dancefloor der Vergessenen

Wann derart viele Menschen auf derart engem Raum wieder zusammen feiern können, steht in den Sternen. | Foto: pixabay.com
  • Wann derart viele Menschen auf derart engem Raum wieder zusammen feiern können, steht in den Sternen.
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Ein Rundruf bei Grazer Nachtclub-Besitzern zeigt, wie dramatisch die Situation für diese Branche ist. Während Rechnungen weiterhin zu bezahlen sind, gab es vom Staat noch keinen Cent an Unterstützung. Auch ein Fahrplan ist ausständig.

"Wir sind die Vergessenen", antwortet Wolfgang Nusshold, Besitzer des Kottulinsky und des "Three Monkeys", auf die Frage, wie es um seine Nachtklubs steht, und er führt aus: "Die Nachtclubs waren die ersten, die geschlossen wurden und sind vermutlich die letzten, die wieder eröffnen dürfen. Keiner weiß, wie es weiter geht. Wir werden in keiner Pressekonferenz erwähnt und es gibt für uns keinen Zeitplan wie es ihn beispielsweise bei der Gastro und den Geschäften gab. Das ist ein Riesen-Problem." Die Situation sei dramatisch, merkt Nusshold an und er macht sich Sorgen, ob alle Klubs in Graz diesen Lockdown überstehen.

In der Warteschleife

Große Kritik seitens der Grazer Nachtclub-Besitzer gibt es an den finanziellen Unterstützungs-Maßnahmen der Regierung, so erzählt Julian Haiges vom Lokal Thalia: "Bis jetzt haben wir keinen Euro bekommen, weder von der Kurzarbeit noch von den Krediten." Auch Ivo Zaricin vom Dirty South Club geht es ähnlich: "Bis heute habe ich noch keinen einzigen Euro bekommen. Ich warte immer noch auf eine Rückmeldung." Zaricin schildert weiter: "Ich telefoniere die ganze Zeit und bitte um Stundung beziehungsweise darum, dass man mir keine Mahnungen mehr schickt. Auch wenn mir dann mit einem Anwalt gedroht wird, nutzt das nichts, denn ich kann das Geld einfach nicht bezahlen."

Erst im August sperrte Zaricin seinen Klub auf: "Alles ist super gelaufen. Nicht einmal für die Eröffnung habe ich einen derart hohen Kredit aufnehmen müssen, wie jetzt. Ich habe immer Wert darauf gelegt mich nicht zu verschulden, doch jetzt muss ich einen Kredit in Höhe von 100.000 Euro beantragen." Große Sorgen macht sich der Clubbesitzer auch über mögliche Zugangsbeschränkungen, sobald eine Öffnung wieder erlaubt ist: "Es gibt keine Garantie, dass es super laufen wird. Wenn nur 50 Personen in meinen Club dürfen, rentiert sich das Aufsperren nicht. Davon kann ich die Miete nicht bezahlen. Auch eine Abstandsregel wird in den Clubs sicherlich schwer durchsetzbar sein."

Odyssee durch Formulare

Ähnlich sieht Haiges die Situation: "Im Moment bekommen wir alles gestundet, aber wenn wir wieder eröffnen dürfen, sitzen wir auf einem großen Schuldenberg." Zudem kritisiert er: "Niemand kennt sich aus und ständig gibt es neue Formulare. Das war eine richtige Odyssee bis wir die Kurzarbeit einreichen konnten. Dreimal mussten wir ein 'neues' Formular ausfüllen. War das eine Formular bereits abgeschickt, gab es wieder ein neues und das alte war ungültig. Jetzt ist auch noch der doppelte Lohn auszubezahlen, das wird spannend." 

In Erinnerung bleiben

Während in der Thalia aufgrund des erst kürzlichen Umbaus im Jänner keine Reparaturarbeiten fällig sind, nutzen Nusshold und Zaricin die "gewonnene" Zeit für diverse Arbeiten: "Wir erledigen dringend notwendige Reparaturen, grafische Änderungen sowie alles, was keine großen Aufwand hat, aber trotzdem notwendig ist", erzählt Nusshold, der wie Haiges alle seine Mitarbeiter zur Kurzarbeit anmeldete. 

Auch Zaricin nutzt die Zeit für kleine Reparaturen, nebenbei arbeitet der DJ auch einem Youtube-Channel, dem Dirty South Entertainment TV. "Viele DJs gehen derzeit live, wir möchten hingegen eine kleine Sendung ins Leben rufen. Dazu laden wir lokale Gäste ein, die über ihr Leben, ihre Erfahrungen und ihre Projekte sprechen und andere Leute inspirieren. Auch das eine oder andere Spiel ist angedacht. Wenn schon visuell, dann möchten wir die Zuseher auch unterhalten", so Zaricin, der dafür extra die Bühne im Lokal zu einem Set umgebaut hat. Noch diese Woche möchte er mit der wöchentlichen Sendung starten. "Das ist mit viel Arbeit verbunden und das große Geld erwarte ich mir dadurch nicht, aber es geht auch darum. nicht in Vergessenheit zu geraten und die Menschen daran zu erinnern, dass wir noch da sind." 

Einen Lichtblick, wann die Nachtclubs wieder aufsperren dürfen, gibt es keinen. "Wir hoffen auf September, aber es wird sehr schwierig", so Haiges abschließend.

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