Kulturjahr 2020
Das Grazer Jahr der Stadtentwicklung
Das Kulturjahr 2020 in Graz rückt näher. Die WOCHE zeigt, welche Themen im Vordergrund stehen.
Während kürzlich Bad Ischl als Kulturhauptstadt für 2024 auserwählt wurde, rüstet sich Graz für ein spezielles Projekt. Die Stadtregierung hat nämlich bereits vor längerer Zeit beschlossen, 2020 zum großen Kulturjahr zu machen. Reserviert wurden dafür eigens fünf Millionen Euro. "Das sind zehn Prozent des jährlichen Kulturbudgets, die zusätzlich und exklusiv für das Programm verwendet werden", rechnet Kulturstadtrat Günter Riegler im Gespräch mit der WOCHE vor. Hinsichtlich des Programmes ist bisher wenig durchgesickert, einige Punkte können Riegler und Christian Mayer, Programmmanager und Vorsitzender des eigens eingerichteten Programmbeirates, aber bereits verraten.
Die Qual der Wahl
"Thematisch stehen die fünf großen Themenfelder Umwelt und Klima, digitale Lebenswelten, Urbanismus, soziales Miteinander und Arbeit von morgen im Vordergrund", führt Riegler aus. Die Aufgabe des Programmbeirates, der bewusst aus Personen besteht, die die Grazer Kulturszene kennen, dieser aber nicht direkt angehören, war es schließlich, aus 568 Einreichungen jene Projekte herauszufiltern, die finanziell und inhaltlich ins Schema passen. "Es war nicht leicht, in Summe haben wir aber einen Mix aus großen und kleinen Projekten gefunden", wird Mayer deutlich. Für Kulturstadtrat Riegler ist es vor allem wichtig zu betonen, dass "wir nicht ein einziges von einem Intendanten kuratiertes Festival wollten, sondern ein Kulturjahr, das von der Vielfalt lebt, Programm an 365 Tagen bietet und in allen 17 Bezirken stattfindet."
Graz und seine Entwicklung
So finden sich unter den letztendlich ausgesuchten 94 Projekten Beiträge der freien Szene ebenso wie von großen Institutionen. Ein großer Schwerpunkt widmet sich etwa der Architektur. "Wir sehen 2020 auch als Stadtentwicklungsjahr", betont Riegler und verweist auf Projekte mit den Universitäten und der FH. "Graz steht heute an der Schwelle zur Großstadt. Früher sind die Menschen für Besorgungen immer in die Innenstadt gefahren, heute bilden sich eigene Zentren in den Bezirken. Die Gestaltung dieser Viertel spielt deshalb eine große Rolle." Genau aus diesem Grund werde man auch die Stadtteilzentren bespielen. "Es wird verschiedenste Projekte, wie etwa auf der Tändelwiese oder in Reininghaus, geben." Auch die Bereiche Digitalisierung und Klimawandel, wo Themen wie die zunehmende Hitze in der Stadt aufgearbeitet werden, spielen eine große Rolle.
Kontakt mit den Bürgern
Für Mayer steht deshalb auch fest: "Wir reden hier nicht von Fantasiewelten, es sind realistische Dinge, mit denen wir uns 2020 auseinandersetzen." Am Ende des Tages würden er und Riegler sich wünschen, dass "jene Menschen, die aufgrund von Verkehrsproblemen oder dem Bauboom unzufrieden sind, die Stadtentwicklung besser verstehen". Umso wichtiger sei es, die 365 Tage für eine intensive Kontaktaufnahme mit den Bürgern zu nutzen. Bei all den ernsten Hintergedanken sei aber doch auch eines wichtig: "In erster Linie soll das Kulturjahr Spaß machen. Dafür ist mit zahlreichen Musik-, Tanz- und Schauspieleinlagen gesorgt."
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