Weltspieltag
Die Tür zur Welt geht auf – Dr. Streit über Spielen und gelingendes Leben

am 28. Mai ist der Tag des Spielens. | Foto: pixabay.com
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Der 28. Mai ist der Tag des Spielens. Familienflüsterer Philip Streit erklärt, warum das Spielen wichtig ist und wie es zu einem gelingenden Leben führt.

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Dieses Zitat stammt von Friedrich Schiller und so ist es auch. Überall, in jeder Kultur, von Klein bis ganz Groß, spielen Menschen. Das Spielerische liegt ganz offensichtlich in der Natur des Menschen. Den Trieb zum Aktiv sein hat es die berühmte österreichische Entwicklungspsychologin Lotte Schenk-Danzinger genannt.

Aber was ist nun Spiel eigentlich? Spielen ist eine Tätigkeit, die Menschen aus sich selbst heraus freiwillig machen. Intensive Gefühle der Freude aber auch der Aufregung und Entspannung begleiten das Spielen. Im Spielen tauchen Kinder aber auch wir Erwachsene in eine andere Welt und geraten in Flow.

Motorik und Wahrnehmung

Spielen ist im Gegensatz zur Arbeit zweckfrei, sagte man früher. „Mag sein“, antwortet der Entwicklungspsychologe Rolf Oerter darauf, „aber Spiel ist ganz bestimmt nicht ohne Sinn“.
Heute sagt man, dass Spielen auch seine Zwecke erfüllt. In der intensiven Tätigkeit des Spielens entdeckt das Kind sich selbst, seine Umgebung und die Welt. Im Spiel werden Motorik und Wahrnehmung gefördert sowie das Zugehen auf andere und das Einhalten von Regeln. Spielen macht stolz, ermöglicht das Meistern von Herausforderungen und ist daher entscheidend für die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins. Das Ziel des Spiels ist nicht eine bestimmte Leistung zu erreichen, sondern Begeisterung zu wecken, Entschlossenheit aufzubauen und Flow, das Aufgehen im Spiel, zu fördern.

Seien es sensomotorische Spiele bei denen Kinder die Gegenstände betrachten und berühren, Symbolspiele in denen Kinder Gegenständen Bedeutungen geben, Rollenspiele in denen Kinder gemeinsam etwas spielen oder, ab dem Alter von sechs Jahren, Regelspiele, wie "Mensch ärgere Dich nicht" oder "UNO". Immer entwickeln Kinder im Spiel Kompetenzen, entdecken Leidenschaften und finden ihre Stärken. Dies zeigt die Wichtigkeit des Spielens in der Entwicklung des Selbstwert und der Selbstkontrolle.

Herausforderungen meistern

Spiel ist somit die Urform des Gelingens und der Herstellung von Stimmigkeit, auch Kontingenz genannt. Es ist die Urform des Meisterns von Herausforderungen. Deswegen gehören auch Niederlagen und Verlieren zum Spiel.

Aber das Kind spielt nicht nur für sich allein. Der Ursprung alles Spielens ist das Spielen mit den nächsten Bezugspersonen. Spielen ist daher sozial. Nicht ohne Grund nennt man es Synchronspiele, wenn man sich mit dem Baby, mit „du-du“ und „da-da“, hin und her neckt. Hier wird Flow angelegt. Hier entsteht die Motivation aus sich selbst heraus etwas zu tun. In der Synchronizität wird das Tor zur Welt aufgestoßen.

Tipps vom Experten

Hier nun einige Tipps, zum gelingenden Spielen:

1. Gehen Sie in Synchronizität. Schwingen Sie sich mit Ihrem Baby oder Ihrem Kind ein. So entsteht gemeinsames Lachen und Flow.
2. Stellen Sie Ihren Kindern Spielsachen zur Verfügung. Klötze, Rasseln, Malstifte, Papier, Karten, je nachdem was gerade passt.
3. Lassen Sie das Kind dann selbst entdecken und Leidenschaft wird entstehen.
4. Vergessen Sie nicht: Der Flow ist das Ziel des Spiels, nicht die Leistung.
5. Drängen Sie nicht. Geben Sie Ihrem Kind Zeit und unterbrechen Sie seinen Spielfluss nicht, etwa durch Bemerkungen „schau das geht so“ oder „das ist so nicht richtig“.
6. Stellen Sie aber einen gewissen Rahmen und ein Regelwerk zur Verfügung. Vor allem bei Regelspielen.
7. Bemerken Sie Erfolge zum Beispiel, wenn ihr Kind mit der Rassel wackelt und lächelt. Feiern Sie das Gelingende.
8. Muten Sie ihrem Kind auch zu, dass es Misserfolge im Spiel spielerisch verarbeiten kann. Nehmen Sie ihm nicht Misserfolge durch falsches Gelingen oder Überbehüten ab.
9. Betreiben Sie alles mit Maß und Ziel.

So begegnen und inspirieren Sie Ihr Kind im Spiel, Begeisterung kann fließen und Flow sowie begeisterte Entschlossenheit, der wohl entscheidendste Zugang zu späterem Erfolg, können sich entwickeln.

Familienflüsterer und Psychologe Philip Streit beantwortet jede Woche bristane Familienfragen. | Foto: Jorj Konstantinov
  • Familienflüsterer und Psychologe Philip Streit beantwortet jede Woche bristane Familienfragen.
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Der Experte

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das auch jetzt für Sie unter 0316/77 43 44 da ist. Die "Stark und Positiv – Gerade jetzt“-Hotline ist unter 0699 16030001 rund um die Uhr erreichbar.
Web:www.ikjf.at
Leser-Fragen bitte an: redaktion.graz@woche.at

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Familienflüsterer und Psychologe Philip Streit beantwortet jede Woche bristane Familienfragen. | Foto: Jorj Konstantinov
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