Die verborgene Welt im Schloßberg
1,5 Kilometer Stollen mit über 2,5 Kilometer Gleisen – ein Besuch im größten Hobbykeller der Welt.
Schauplatz Weldengasse, nur rund 30 Meter von der Wickenburggasse den Schloßberg hinauf. Günther Hofmann öffnet ein unscheinbares Eisentor und drückt WOCHE-Redakteur Stefan Haller einen Bauhelm in die Hand. "Aufsetzen und einsteigen." Nach einem Kilometer Fahrt in einer kleinen und engen Lok stoppt Hoffman das Schienenfahrzeug und beginnt zu erzählen.
Unterirdisches Museum
"Wir sind jetzt irgendwo zwischen Paulustor und Jahndenkmal. Oder besser gesagt ein paar Meter darunter", lacht Günther Hofmann. Der 63-Jährige ist Obmann des Vereins Montan- und Werksbahnmuseum Graz. Die sechs Mitglieder verbringen den Großteil ihrer Freizeit in den Schloßbergstollen und restaurieren Lokomotiven, schweißen neue Gleisverbindungen oder warten die kilometerlangen Kabel. "In den 1,5 Kilometern Stollen verlaufen über 2,5 Kilometer Gleise. Im Moment haben wir 79 Zugfahrzeuge – 44 davon in Verwendung – und über 300 Waggons", so Hofmann.
Sicherheit großgeschrieben
Zwei bis drei Mal pro Woche kommt Hofmann nach der Arbeit in die Stollen. Größere Projekte wie der Bau einer Schienenkreuzung dauern für zwei Arbeiter an die zwei Monate. Bei den Arbeiten unter Tage wird immer auf die Sicherheit geachtet. "Jeder kennt jeden Meter der Anlage, wir führen stets zwei Lichtquellen am Mann und sowohl die Maschinen, die Gleiskonstruktionen als auch das Gestein der Stollen wird regelmäßig kontrolliert", erklärt der gelernte Elektrotechniker. Außerdem steht eine Statue der heiligen Barbara im Herzen der Anlage – "die Schutzheilige der Bergleute gehört in jeden Bergbau."
Verein statt Museum
"Böse Zungen behaupten, dass wir hier den größten Hobbykeller der Welt betreiben. Man könnte aber auch sagen, dass es das größte unterirdische Eisenbahnmuseum der Welt ist", meint Hofmann.
Allerdings ein Museum, das seine Schätze nicht präsentieren darf. Raritäten wie die einzige in fahrbarem Zustand befindliche mit Spiritus, Benzol oder Petroleum betriebene Lok der Welt – ihr Wert liegt im sechsstelligen Bereich – dürfen nicht in öffentlichen Führungen gezeigt werden.
Keine Genehmigung
"Es fehlt die Betriebsanlagengenehmigung. Alleine die nötige Brandschutzanlage würde uns rund 600.000 Euro kosten", berichtet Hofmann. Deswegen führen die Hobbybastler ihre Tätigkeit weiter als Verein aus und stecken ihre Freizeit und privates Geld in ihre Leidenschaft.
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