GFSG-Geschäftsführer Günter Klug meint:"Graz fehlt es massiv an Kinder- und Jugendpsychiatern!"
In der gesamten Steiermark gibt es keinen Kinder- und Jugendpsychiater mit Kassenvertrag.
"In den Bezirken Graz und GU kommen derzeit laut Planung auf 400.000 Einwohner nur 1,25 Dienstposten kostenfreier Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Aber nicht einmal diese Dienstposten können wir besetzen." Diese Warnung spricht Günter Klug, medizinischer Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit (GSFG) mit Sitz in Graz, aus. Der Mangel an Kinder- und Jugendpsychiatern ist nicht neu, die Lage spitzt sich aktuell aber zu, weil es an Psychiatern mangelt. Es gibt zu wenig Stellen und nicht einmal die können besetzt werden.
Problem in der Versorgung
Das Problem liegt laut Klug aber nicht nur bei den Kassenverträgen: "Wir haben ein Grundproblem in der Versorgung in diesem Feld. In einem ersten Schritt werden aktuell zwar die Beratungsstellen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ausgebaut, hier werden auch Ambulanzen hinzukommen. Aber es gibt aktuell einfach nicht genügend Fachärzte, um die Stellen zu besetzen." Die Gründe für den Mangel an Fachärzten liegen laut dem Experten in zwei Bereichen: "Einerseits wurde Kinder- und Jugendpsychiatrie berechtigt zu einem eigenen Fach, aber dadurch dauert die Ausbildung länger. Andererseits wird schon in der Aufnahme zum Medizinstudium meiner Meinung nach fast nur mehr Wert auf den naturwissenschaftlichen Aspekt gelegt und weniger auf die soziale Komponente. Deswegen gibt es in allen sozial anspruchsvolleren Feldern wie beispielsweise bei Hausärzten, Kinderärzten oder eben Kinder- und Jugendpsychiatern einen eklatanten Mangel."
Die Leidtragenden
Die Zahl der Patienten sei laut Klug – auch in der heutigen Zeit, in der Mobbing, Magersucht oder Depression bei Kindern immer mehr zum Thema werden – weniger das Problem: "Die Anzahl der Patienten ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten vielleicht um eine Nuance angestiegen. Vielmehr ist es aber so, dass die berühmte Dunkelziffer an Erkrankten massiv gesunken ist – wir schauen einfach definitiv genauer hin!"
Die Leidtragenden der ganzen Problematik sind leicht gefunden: "Vor allem ohne kostenfreie Versorgung ist es für Eltern von Kindern mit Problemen, die finanziell nicht so gut dastehen, natürlich am schwersten, denn oft bleibt nur der Gang in die stationäre Behandlung eines Krankenhauses oder zum Wahlarzt."
Günter Klug sieht einen gemeinsamen Ansatz aller zuständigen Stellen als einzige mögliche Lösung des Problems: "Egal, ob bei den Facharztstellen oder auch im ambulanten Bereich – es gilt, attraktive Angebote für den ärztlichen Nachwuchs zu finden."
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