Nach jahrelangem Hin und Her:
Girardi-Haus gerettet: Gastronomie, Museum und Proberäume sollen entstehen
- Konzept steht: Endlich soll das Girardi-Haus in der Leonhardstraße revitalisiert werden.
- Foto: WOCHE
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Seit Jahren gibt es Diskussionen, Rettungsversuche und Gespräche rund um das Geburtshaus des Volksschauspielers Alexander Girardi in der Leonhardstraße. Nun konnte sich die Stadt mit dem Hauseigentümer Otto Roiss einigen.
„Diese bedeutenden Persönlichkeiten prägten die Grazer Kulturszene wesentlich. Diese Verbundenheit möchten wir durch das Sichtbarmachen ihrer Wohn- und Wirkungsstätten unterstreichen. Das Robert-Stolz-Museum ist bereits beschlossen und wird Ende 2021 in Betrieb genommen. Nun bringen wir das Girardi-Museum auf Schiene." Diese Idee äußerte Bürgermeister Siegfried Nagl im Rahmen des Grazer Kulturjahres und wollte damit die Künstler Robert Stolz, Johann Nestroy und Alexander Girardi in das Gedächtnis der Grazer zurückholen.
Das Haus in der Leonhardstraße 28 hat eine lange und bewegte Geschichte: Es wurde am 23. Juli 1987 unter Denkmalschutz gestellt. Seit Jahren ist es aber dem Verfall preisgegeben und zahlreiche Initiativen haben sich seitdem immer wieder für den Erhalt und die Revitalisierung des Hauses eingesetzt.
Spezieller Seltenheitswert
Und auch das Bundesdenkamlamt sieht in dem Bau ein wertvolles und besonders anschauliches Dokument der barocken Vorstadtbebauung, welches sich inmitten der Gründerzeitbauten durch einen speziellen Seltenheitswert auszeichnet. "Wesentlich für den Denkmalcharakter des Girardihauses ist auch die innere Gebäudestruktur, die vor allem im älteren vorspringenden Gebäudeteil wichtige Anhaltspunkte für den barocken Ursprung der Bausubstanz (Gewölbe, Holztramdecke) bietet. Zusätzlich ist eine herausragende kulturgeschichtliche beziehungsweise kulturelle Bedeutung als Geburtshaus von Alexander Girardi gegeben. Auf die Gedenkstätte in Zusammenhang mit dem bedeutenden Schauspieler wird an der Fassade durch zwei Gedenktafeln hingewiesen", heißt es in der Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes.
- Girardi-Hausbesichtigung: Rainer Plösch (GBG), Matthias Eder (Abteilung für Immobilien), Bürgermeister Siegfried Nagl, Günter Hirner (Geschäftsführer GBG) und Christian Brugger, Landeskonservator Bundesdenkmalamt (v. l.)
- Foto: Stadt Graz
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Gastro, Museum und Proberäume
Nach einigen Vorgesprächen mit dem Eigentümer, den zuständigen Abteilungen der Stadt Graz, Vertretern des Bundesdenkmalamtes und der Altstadtsachverständigenkommission fand nun eine Besichtigung der Liegenschaft im Beisein des Eigentümers und eines Expertengremiums, zusammengesetzt aus dem Bundesdenkmalamt, der städtischen Abteilung für Immobilien sowie der GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH, statt. Im Koalitionsausschuss hat man sich darauf geeinigt, das historisch wertvolle Haus zu erhalten und ein Sanierungskonzept zu erstellen.
Mittels eines Baurechtsvertrages, welcher über eine Mindestdauer von 35 Jahren abgeschlossen wird, beabsichtigt die Stadt Graz, das Girardihaus in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt allen zuständigen Abteilungen sowie der Altstadtsachverständigenkommission zu sanieren.
Angestrebt wird künftig ein Nutzungsmix aus Gastronomie mit Girardi-Museum sowie Büro- und Proberäume für die benachbarte Kunstuniversität Graz. Mit dieser wie auch mit einem Grazer Gastro- Traditionsunternehmen wurden bereits Gespräche geführt.
- Innenbereiche: So sieht es derzeit im Girardi-Haus aus.
- Foto: Stadt Graz
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Stadtpolitik erleichtert
„Die Zukunft des Girardihauses hat in den letzten Jahren vielen Grazerinnen und Grazern, aber auch ganz besonders mir selbst, große Sorgen bereitet. Ich bin daher sehr stolz, dass es gelungen ist, ein Stück unserer Stadtgeschichte zu erhalten und der Bevölkerung zurückgeben zu können", freut sich Nagl und bedankt sich für die konstruktive Mitarbeit mit dem Hauseigentümer Roiss. Auch Bürgermeister-Stellvertreter Mario Eustacchio zeigt sich erleichtert: „Was lange währt wird endlich gut! Ein architektonisches Juwel mit besonderer historischer Vergangenheit und Bezug zu einem großen Künstler bleibt Graz erhalten."
Naturgemäß liegt die Angelegenheit auch Kulturstadtrat Günter Riegler am Herzen: „Heute ist ein Freudentag mitten im Kulturjahr unserer Landeshauptstadt! Als Stadtrat für Immobilien sowie Kunst und Kultur freue ich mich ganz besonders über die zukünftige gelungene Ergänzung unseres reichhaltigen und vielseitigen Kulturlebens in Graz!“
Abschließend betont Landeskonservator Christian Brugger die Wichtigkeit des Denkmalschutzes: „Das Geburtshaus Alexander Girardis ist nicht nur kulturhistorisch bedeutsam, sondern erzählt uns in seiner Größe und mit Details wie Gewölben oder Holzdecken auch aus seiner Zeit als barockes Vorstadthaus. Es präsentiert sich als liebenswertes kleines Anwesen inmitten der Gründerzeitbauten, dessen bauliche Qualitäten wir jetzt gemeinsam wieder verstärkt darstellen können. Das Girardihaus wird wohl ein neuer kultureller und künstlerischer Hotspot nahe der Kunstuniversität.“
Die angekündigte Revitalisierung freut auch Manfred Grössler von der Girardi-Initiative, die sich für die Rettung des Hauses einsetzt. Peter Laukhardt von der SOKO Altstadt sieht darin eine Bestätigung für das verschärfte Vorgehen in dieser Angelegenheit in den vergangenen Wochen.
- Dringend sanierungsbedürftig: Die Stadt Graz und Hauseigentümer wollen das Girardi-Haus neu beleben.
- Foto: Stadt Graz
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