Zu Besuch im GrazMuseum
Grazer Urlaubsgrüße aus anno dazumal

- Die Hüter der Grazer Postkartensammlung: Thomas Harmuth und Katharina Mraček-Gabalier mit einem Postkartentableau.
- Foto: KK
- hochgeladen von Ludmilla Reisinger
Lithographien und Adresszeilen in Kurrent. Ein kleiner Blick in die Postkartensammlung des GrazMuseums.
Urlaubsgrüße zu schicken hat für so manchen immer noch Tradition. Die schreiend bunte Postkarten von diversen Stränden, hängen dann ein paar Wochen am Kühlschrank des Empfängers, ehe sie im Müll landen. Aber wie war das damals in der Blütezeit der Ansichtskarte, als noch viermal am Tag ausgeliefert wurde und Korrespondenz-Karten noch wichtiger Teil der Alltagskommunikation waren? Für die WOCHE hat das GrazMuseum seine Tore geöffnet und die ältesten Postkarten aus den säurefreien Kisten gekramt. Eine kleine Zeitreise.
Im Video zeigt Katharina Mraček-Gabalier unterschiedliche Postkartentypen und liest auch Grüße in Kurrentschrift vor.
"In Graz ist es herrlich schön"
Rund 30.000 Ansichtskarten umfasst die Sammlung im GrazMuseum, die meisten stammen aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum zweiten Weltkrieg. "Das war die Hochblüte der Postkarte", beschreibt Katharina Mraček-Gabalier, die die Postkarten hütet. Damals sei die Post noch viermal am Tag ausgetragen worden, beschreibt sie. Man habe sich also mittels Postkarte noch am selben Tag verabreden können. Vorsichtig zieht sie eine Postkarte aus dem Papier, die in schwungvollem Kurrent beschrieben ist: "in Graz ist es herrlich schön, kann mich schwer zum Gehen entschließen", liest sie vor. Die Postkarten seien ein Stück Alltagskommunikation aus dieser Zeit.
Auf der Vorderseite der Karte ist die neuerrichtete Schlossbergbahn zu sehen, ein beliebtes Motiv, wie die Expertin verrät. "Von der haben wir sicher 120 Stück." Aber am häufigsten sei der Uhrturm abgebildet. Die Sammlung ist inzwischen auch digitalisiert. Rund 9.000 Postkarten sind online frei verfügbar.

- "Graz ist herrlich schön", steht in Kurrent auf dieser Karte.
- Foto: GrazMuseum
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Die Mitteilungsseite
Anfangs, beschreibt die Kuratorin, habe man die Mitteilungen noch direkt unter das Bild auf die Vorderseite geschrieben. Auf der Rückseite stand dagegen nur die Adresse. "Irgendwann sind die Texte dann länger geworden und ab 1904 hat man dann die Adressseite geteilt, so kann man die Postkarten auch gut datieren." Apropos datieren. Die älteste Postkarte im Museum stammt übrigens aus dem Jahre 1885. Es handelt sich um eine Lithographie, die allerdings "ungelaufen" ist, was im Slang der Postkarten-Experten so viel bedeutet wie "unverschickt".

- Die älteste Postkarte in der Sammlung stammt aus 1885.
- Foto: GrazMuseum
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Der Wandel der Stadt
Und was fasziniert Mraček-Gabalier persönlich an Postkarten? "Ich finde schön, dass man auf den Karten den Wandel in der Stadt sieht", sagt sie. Und dann seien da freilich noch die Mitteilungen selbst. "Ein gewisser Franzl hat seiner Elsa in den 60er jeden Tag eine Postkarte aus der Stadt geschickt und sie so an Graz teilhaben lassen. Das ist schon berührend."
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