Hart aber herzlich – das Schönauviertel

Foto: geopho.com
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Das Wetter grau in grau, Dauerregen und herbstliche Temperaturen – irgendwie passt’s zu dem Viertel, das wir im zehnten Teil in unserer Serie „Mein Graz“ vorstellen. Das Schönauviertel war seit jeher eine eher herbe Schönheit. Hierher, ins Herz von Jakomini, verirren sich Touristen eher selten. „Das war schon immer ein echtes Arbeiterviertel“, weiß auch einer, der genau hier aufgewachsen ist.
Mario Haas führt uns dorthin zurück, wo für ihn alles begonnen hat, dort, wo er die ersten 18 Jahre seine Lebens gewohnt hat und seine Mutter noch immer zuhause ist. „Im Schönauviertel hast du dich einfach durchsetzen müssen, da ist dir nichts geschenkt worden – du hast dich immer behaupten müssen“, erinnert sich der „Bomber“ an heiß umkämpfte Fußballspiele in der legendären „Sandkiste“ gegenüber der Volksschule Schönau. „Da haben wir gegen andere Siedlungen gespielt – gegen Grünanger oder manchmal sind auch die Eggenberger gekommen. Das waren immer harte Partien, es ist aber eigentlich immer fair abgelaufen“, lächelt der ehemalige Teamstürmer.
Auf der anderen Straßenseite hat Haas seine Volksschulzeit verbracht. „Ich war leider nicht so der brave Schüler – eher eine echte Grätzn. Die Lehrer waren trotzdem immer nett zu mir, auch wenn mir einige den Durchbruch nicht so richtig zugetraut haben“, erzählt er beim Besuch in seinem einstigen Klassenzimmer.

Leere Straßen

Als der heute 41-Jährige in die erste Klasse ging, ist es dann auch passiert. „Mit sieben Jahren war ich das erste Mal in der Gruabn – und von da weg war ich tiefschwarz. Aber hier war sowieso jeder ein Schwarzer – wenn am Wochenende Sturm gespielt hat, waren die Straßen leer, da waren alle in der Gruabn. Sturm war als Arbeiterverein halt ein Fixpunkt in diesem Viertel.“
Der Knirps von einst, dem die Lehrer keine große Karriere zugetraut haben, ist längst zur lebenden Legende seines Klubs geworden, ist Rekordspieler, Rekordtorschütze – „als ich mein erstes Tor geschossen habe und in der Zeitung gestanden bin, hat mir quasi das ganze Viertel gratuliert – das werde ich nie vergessen, deswegen wird das hier auch immer meine Heimat sein.“

Gerade und ehrlich

Verändert hat sich für Haas seit er weg ist nicht viel. „Im Park, wo wir früher immer gespielt haben, stehen jetzt vielleicht mehr Spielgeräte und auch die Häuser sind natürlich renoviert worden, Cafés haben jetzt einen anderen Namen. Aber die Menschen hier sind noch immer die gleichen – hier ist’s vielleicht etwas rauer und härter als anderswo in Graz, dafür sind die Leute gerade und ehrlich.“

Schönau-Fakten

Die Schönau war einst dünnbesiedeltes Auenland, wo einst vor den Toren der Stadt die Kühe weideten. Mittlerweile ist das Schönauviertel Teil des Grazer Bezirks Jakomini – dieser ist wiederum mit über 30.000 Einwohnern nicht nur der einwohnerreichste Bezirk der Stadt, sondern damit auch so etwas wie die zweitgrößte Stadt der Steiermark. Zur Diashow geht's hier.

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