Familienflüsterer Dr. Streit
Held sein in Krise und Alltag
Helden und Heldinnen im Alltag sind derzeit wohl gefragter denn je. Familienflüsterer Philip Streit darüber, wer diese sind, was Heldentum ausmacht, und wie Sie selbst zum Held/zur Heldin des Alltags werden.
GRAZ. Vor etwa zwei Jahren, mit Beginn der Pandemie, ist ein neues Heldenzeitalter angebrochen. Man liest seitdem häufig von „Alltagshelden“, „Helden der Krise“ und "heldenhaften Helfern". Und auch der Krieg in der Ukraine hat das allgemeine Heldentum nochmal verstärkt. Bei diesen Helden und Heldinnen handelt es sich nicht um sagenhafte Geschöpfe, sondern um "ganz normale Leute", weiß Philip Streit.
Der Psychologe und MeinBezirk.at-Familienflüsterer verweist auf den amerikanischen Sozialpsychologen Philip Zimbardo, der sich mit dem Thema Heldentum beschäftigt: "Nach seinem Verständnis sind Helden nicht speziell begabt oder talentiert. Das sind Menschen aus dem Alltag, die etwas Außergewöhnliches tun." Personal, das auf Covid-Stationen durchhält und die Versorgung aufrechterhält, oder Menschen, die bei einem Verkehrsunfall nicht wegsehen, sondern helfen, sowie jene, die sich für in Not Geratene und Geflüchtete engagieren – das sind die Helden und Heldinnen des Alltags, die nicht nur in Zeiten von Krisen von großer Bedeutung für das Funktionieren unserer Gesellschaft sind.
Dienst an der Gemeinschaft
Sie helfen und leisten einen wichtigen Beitrag, aber was macht diese Menschen eigentlich zu Helden? "Heldenhaftes Verhalten ist freiwillig und getragen vom Gedanken, einer oder mehreren Personen zu helfen oder eine Gemeinschaft zu unterstützen – dafür nehmen sie auch ein körperliches oder soziales Risiko in Kauf", weiß Philip Streit. Wer sich heldenhaft verhält, würde sich außerdem keinen Vorteil daraus erwarten, "es entsteht aus der Situation heraus", so der Psychologe.
"Helden und Heldinnen sind Menschen aus dem Alltag, die etwas Außergewöhnliches tun."
Philip Streit
Selbst zum Helden werden
„Jeder kann zum Helden werden und das gilt es zu fördern“, ist sich Philip Streit sicher und hält sich mit dieser Meinung ganz an Zimbardo. Alltägliches Heldentum sei demnach erlernbar und lehrbar – und es zahlt sich aus: "Wer hilft und gegen unmenschliche Zustände aufsteht, erlebt Sinn und verstärkt die Hoffnung von einer guten Zukunft – was wiederum Heldentum beflügelt." Und wie wird man nun selbst zum Held?
"Seien Sie die Person, die anfängt, die nachfragt und nicht blind gehorcht sondern aufsteht und handelt. Es braucht immer einen Ersten, der andere mitreißt", laute die Devise des Familienflüsterers. Dabei gelte es, vorerst klein anzufangen und sich mit jenen zu verbünden, die auch Hilfe leisten und brauchen. "Das schafft eine unübertreffbare Gemeinschaft", ist sich Streit sicher. "Sammeln und verbreiten Sie kleine Heldengeschichten" und "Bemerken Sie die kleinen Wellen, die Ihr Verhalten schlägt", empfiehlt Streit den Helden und Heldinnen des Alltags.
Der Experte
Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das unter 0316/77 43 44 für dich da ist. Hast du Fragen, wie du dein Leben gestalten sollst, brauchst du Rat? Deine Fragen an Dr. Philip Streit gerne jederzeit an: redaktion.graz@regionalmedien.at
Mehr von Philip Streit:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.