„Ich habe das Herz einer Kämpferin“

Gratulation! Sie sind als erste Österreicherin Box-Weltmeisterin im Superfliegengewicht. Haben Sie es schon realisiert?
Schön langsam, Tag für Tag ein Stück mehr… (lacht) – das war ja mein großer Traum! Die nächste Zeit werde ich nun bei meiner Familie sein und entspannen.

Sie selbst leben nun in Wien, Ihre Familie lebt in Graz. Was werden Sie hier machen?
Am Schwarzl See baden, meinen alten Verein, den „Fight Club“, besuchen und mich von meiner Oma bekochen lassen – zum Beispiel mit Apfelnockerl. Vor und nach wichtigen Kämpfen komme ich immer gerne nach Graz zurück, um mich zu stärken!

Wie hart war denn der WM-Kampf?
Teilweise sehr hart! Am Anfang war ich gut, dann musste ich einstecken und am Schluss habe ich gezeigt, was ich kann.

Für Nicht-Boxer: Was denkt man, wenn man im Ring steht und zuschlägt?
Gibt es da auch Aggressionen? Nein, man muss möglichst ruhig und konzentriert sein. Sobald man aggressiv ist, verliert man die Kontrolle und macht Fehler. Über meine Gegnerin darf ich nicht zu viel nachdenken: Sie steht mir im Weg, wenn ich gewinnen will. Natürlich hat sie auch hart trainiert. Aber ein Kampf darf nichts Persönliches sein.

Wie stecken Sie die Schläge weg, die Sie abbekommen?
Ich muss einstecken können – austeilen kann ja jeder! Meine Stärke aber ist meine Konsequenz. Ich habe eben das Herz einer Kämpferin: Ich habe ein Ziel vor Augen und da bleibe ich dran.

Generell: Sind Sie eine angriffslustige Frau? Mein Trainer sagt: ja! (lacht). Ich habe auch im Alltag einen gewissen Vorwärtsdrang. Ich will Dinge erreichen. Aber das Bild vom aggressiven Boxer ist falsch: Leute, die durch die Straßen gehen und sagen: „Ich boxe, ich kann dich niederschlagen!“ sind keine Profis. Als echter Boxer muss man diszipliniert sein und Respekt vor anderen haben.

Haben Sie je Vorurteile zu spüren bekommen wie „Boxen ist ein Männersport?“
Kaum. Ich sage immer, ich bin eine Frau und boxe, also ist es ein Frauensport. Und: Ein Boxer ist ein Boxer – egal ob Mann oder Frau und egal, ob man 100 oder 50 Kilo hat.

Sehen Sie sich als typische oder als untypische Frau?
Ich bin in vielen Dingen eine typische Frau, zum Beispiel was mein Äußeres und mein Styling betrifft. Ich schminke mich auch gerne (lacht).

Sie sind mit dem Profi-Boxer Kim Poulsen zusammen. Trainieren Sie mit ihm?
Ja, fast jeden Tag. Wir machen gemeinsam Sparring, also ein Kampftraining. Wir sehen das ganz professionell.

Wie viele Liegestütze schaffen Sie?
Sicherlich 100 und mehr!

Waren Sie als Mädchen schon so konsequent oder waren Sie eine Rebellin?
Ich war eine Rebellin! Ich bin oft fortgegangen und habe sonst wenig gemacht. Der Sport hat mich zu 180 Grad verändert: Ich habe gesehen: Wenn man auf etwas hintrainiert und konsequent arbeitet, hat man Erfolg.

Warum haben Sie zu boxen begonnen?
Meine Mutter hat gemeint, dass ich als Ausgleich mit Sport beginnen soll und Thaiboxen hat mich angesprochen. Mein Trainer hat mir dann geraten, mit klassischem Boxen zu beginnen.

Nun, nachdem Sie den WM-Titel in der Tasche haben: Was sind Ihre Ziele?
Da gibt es viel zu tun: Jetzt bin ich ja nicht mehr die
Jägerin, sondern die Gejagte, die sich behaupten muss!

Denken Sie an eine Zukunft nach dem Boxen?
Nein, ich werde immer mit Boxen zu tun haben – vielleicht als Trainerin. Ich trainiere ja jetzt schon Kinder, auch schwererziehbare. Ich will ihnen mitgeben, was ich kann.

Sie haben viele Tattoos. Kommt nun nach dem WM- Sieg ein weiteres dazu?
Ja. Ein Säbelzahntiger, das Logo meines Vereines. Der kommt auf meine Schulter.

STECKBRIEF
- geboren am 7.3. 1990 in Graz
- Weltmeisterin im Superfliegen-
gewicht der Verbände WIBF, WBF
mit einem Sieg über die Thai-
länderin Marasri Sriwilai am 21.6.
- lebt und trainiert in Wien,
Verein „Boxteam Vienna“

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